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Informationsdefizite erschweren den Umstieg auf Elektroautos

Ostalb-BürgerEnergie eG, AA-MOBIL
OBE eG

In Aalen wird das Ziel verfolgt, den CO2-Ausstoß zu vermindern. Wird nun davon ausgegangen, dass durch die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind- und Sonnenenergie ein beachtlicher Beitrag dazu geleistet werden kann, stößt man auf zahlreiche Bürgerenergiegenossenschaften, die das Anliegen vorantreiben. PKWs können, batterieelektrisch mit erneuerbaren Energien betrieben, einen Beitrag dazu leisten, dass die Feinstaub- und CO2- Belastung geringer und die Luft in den Innenstädten besser wird.

Daneben gibt es eine Vielzahl von Maßnahmen, wie die Stärkung des ÖPNVs (insbesondere Busse und Bahn) und des Fahrradverkehrs, die ebenfalls maßgeblich zur Erreichung dieses Ziels beitragen können. Ein zentraler Ansatzpunkt, damit die individuelle Mobilität der Bürger weiterhin gewährleistet bleibt, ist die Verknüpfung der einzelnen Verkehrsstränge. Moderne Technologien wie Apps können hierfür einen überaus wertvollen Dienst leisten.

Forschungsprojekt

Die Stadt Aalen erforscht und entwickelt gemeinsam mit der Hochschule Aalen und der Ostalb-BürgerEnergie eG im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekts „AA-MOBIL“ Ideen und Lösungsansätze für ein Gesamtmobilitätskonzept in Aalen. Ein wesentlicher Bestandteil dabei ist eine bei den Mitgliedern der OBE durchgeführte Online-Umfrage.

Methodischer Ansatz

Um Impulse für eine Stärkung der Beteiligung von Bürgern an der Energie- und Verkehrswende durch die OstalbBürgerEnergie eG zu setzen und die detaillierten Wünsche und Bedürfnisse der Bürger Mitglieder der OBE zu erfassen, wurden die Mitglieder der OBE im Rahmen des Forschungsprojektes „AA-Mobil“ mittels eines hypothesengestützten Fragebogens befragt. Die 250 der insgesamt 350 Mitglieder der OBE, die per E-Mail erreichbar sind, wurden am 29. Januar 2020 von Vorstandsmitglied Hans-Peter Weber und vom Aufsichtsratsvorsitzenden Oberbürgermeister Thilo Rentschler elektronisch um Teilnahme an der Online-Umfrage gebeten. Die Rücklaufquote in Höhe von 45,2 Prozent ist wesentlich höher als bei vergleichbaren Kundenbefragungen und kann sicherlich als Zeichen für die starke Verbundenheit der Mitglieder mit der OBE gewertet werden.

Ergebnisse der Befragung

Die Geschlechterverteilung (19 Prozent weiblich und 81 Prozent männlich) sowie die Altersverteilung (65 Prozent im Alter über 55 Jahre) der Umfrage spiegelt die Verteilung auch der Mitglieder der OBE wider. 57 Prozent der Befragten stehen zwei und mehr Autos in ihren Haushalten zur Verfügung. Als Alternative zum Verbrennungsfahrzeug steht für die OBE-Mitglieder an erster Stelle das E-Bike beziehungsweise der E-Roller (57 Prozent), dicht gefolgt vom E-PKW. 40 Prozent der Befragten würden auf das Fahrrad und 35 Prozent auf den ÖPNV umsteigen.

In Bezug auf die berufliche Mobilität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kann festgestellt werden, dass etwa 80 Prozent der Befragten gewöhnlich nicht länger als 30 Minuten Fahrzeit zum Arbeitsplatz benötigen und dass der Arbeitsort für 50 Prozent der Befragten bis zu 10 Kilometer weit entfernt liegt. Zu 68 Prozent wird der PKW für den Arbeitsweg benutzt (50 Prozent privater PKW, 18 Prozent Firmenwagen). Etwa 75 Prozent der PKW-Fahrer fahren alleine und geben überwiegend an, dass ihnen passende Mitfahrer (55 Prozent) fehlen und dass berufliche Fahrgemeinschaften zu unflexibel sind. Am ehesten sind Fahrgemeinschaften in Zukunft vorstellbar, wenn geeignete „Gruppenfahrzeuge“ vorhanden und die Arbeitszeiten flexibel sind.

PKW für alltägliche Erledigungen

Im privaten Bereich wird der PKW für alltägliche Erledigungen am häufigsten eingesetzt. Die Befragungsergebnisse zeigen auch, dass der alltägliche Bedarf zumeist (etwa 58 Prozent) im Umkreis von 2 Kilometern besorgt werden kann. Auf die Frage, warum das Auto für Einkäufe einen so hohen Stellenwert hat, wird zu 47 Prozent als Antwort „Entfernung zu groß oder Geschäfte in verschiedenen Orten verteilt“ angegeben. Daneben wird ein „zu großes Gewicht der Einkäufe für den Transport mit dem Fahrrad“ angegeben. Interessant ist auch die Tatsache, dass die private Nutzung der PKW von rund zwei Dritteln der Befragten für Strecken bis zu 50 Kilometer pro Woche erfolgt. Die Bereitschaft, in der Freizeit auf den PKW zu verzichten, ist mit 70 Prozent relativ hoch. Dazu müssten aber der ÖPNV (64 Prozent) attraktiver gestaltet, das Radwegenetz (60 Prozent) erweitert und ausgebaut und die Fahrradmitnahme in ÖPNV (45 Prozent) verbessert werden. Im Bereich der Elektromobilität sind Fehlinformationen und unvollständige Informationen im Kollektiv der hier befragten Mitglieder der OBE weit verbreitet. 97 Prozent der Teilnehmer fehlt die ausreichende Ladeinfrastruktur. Ein weiterer gewichtiger Hinderungsgrund zur Nutzung von E-Mobilen sind die Umweltaspekte der Batterietechnologie (64 Prozent) – neben den hohen Kosten (61 Prozent). Auch eine zu geringe Reichweite wird von 58 Prozent als wichtiger Punkt angegeben.

Grundsätzliche Bereitschaft zum Umstieg

Die Umfrageergebnisse zeigen aber auch, dass die grundsätzliche Bereitschaft zum Umstieg auf Elektrofahrzeuge hoch ist. Des Weiteren ist die Reichweite dieser Fahrzeuge für die Distanzen, die von den Befragten normalerweise zurückgelegt werden, ausreichend, selbst wenn sich deren bisherige Nutzungsgewohnheiten für den privaten PKW nicht ändern. Die Ladeinfrastruktur wird von den Umfrageteilnehmern als Problem gesehen. Dazu werden eine zu geringe Anzahl von Ladestationen und die zu hohen Kosten beim Aufladen an öffentlichen E-Tankstellen genannt. Ein weiterer Ausbau der Ladeinfrastruktur und eine Reduzierung der Kosten sind Forderungen. Ebenso werden die unterschiedlichen Ladeanschlüsse mit unterschiedlicher Ladeleistung als Problem genannt.

Veränderungen werden vor allem im Bereich des ÖPNV gefordert, wobei an erster Stelle die Verbesserung der Taktung (66 Prozent) angegeben wird. Des Weiteren sind niedrigere Preise und bessere Übergangs- und Umsteigemöglichkeiten für die Realisierung der Veränderungen gefordert.

Fazit zum Forschungsprojekt „AA-MOBIL“

Die Befragung der OBE-Mitglieder zeigt also, dass die Teilnehmer durchaus offen sind für innovative Ideen, um eine Optimierung des Verkehrs-Mix zu erreichen und damit eine Entlastung der Zubringerstraßen und der Innenstädte zu ermöglichen. Die hier skizzierten Befragungsergebnisse werden im Rahmen des Forschungsprojekts durch weitere Befragungen von Unternehmen und deren Mitarbeiter abgesichert. Aus den gewonnenen Erkenntnissen werden innovative Ideen und Lösungsansätze für ein Gesamtmobilitätskonzept für Aalen entwickelt. Deren Wirkungs- und Funktionsweise soll in der nächsten Projektphase in Pilotanwendungen und Reallaboren überprüft werden. Ziel ist es, skalierbare und damit auch in anderen Städten anwendbare und von der Bevölkerung akzeptierte und wirtschaftlich tragfähige Lösungen zur nachhaltigen Verbesserung der Verkehrssituation zu entwickeln.

OBE eG
Hans-Peter Weber, Vorstandsmitglied der
Ostalb-BürgerEnergie eG, begleitet intensiv das Forschungsprojekt „AA-Mobil“.

 

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