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Handlungsbedarf für Hauseigentümer in Sachen Sanierung

Energetische Sanierung Zukunft Altbau
Zukunft Altbau

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Zukunft Altbau energetischer Standard

Die Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor lagen 1990 in Deutschland bei noch 210 Millionen Tonnen CO2. Dank energieeffizienter Neubauten und Sanierungen sanken die Emissionen bis 2014 auf rund 120 Millionen Tonnen, wo sie seither stagnieren. 2030 sollen sie laut dem aktuellen Klimaschutzgesetz bei 67 Millionen Tonnen liegen und bis 2045 bundesweit auf null sinken. Die Erfolgsformel für die CO2-Reduktion lautet: Energieeffizienz steigern und Erneuerbare Energien flächendeckend einsetzen. Bis in rund 20 Jahren darf die im Gebäude verbrauchte Energie keine Treibhausgasemissionen mehr verursachen. Wer ein neues oder bestehendes Gebäude besitzt, sollte daher bei der Strom- und Wärmeversorgung auf zukunftsfähige Technologien setzen. Energieberaterinnen und Energieberater leisten hier wertvolle Entscheidungshilfe.

Schritt 1: Das Haus fit für Erneuerbare Energien machen

Bei der Wärmeversorgung gilt es, in einem ersten Schritt das Gebäude „fit“ für Erneuerbare Energien zu machen. Damit werden einzelne Sanierungsmaßnahmen am und im Gebäude bezeichnet, etwa eine Dachdämmung und ein hydraulischer Abgleich der Heizung. Sie reduzieren den Energiebedarf so weit, dass die Nutzung Erneuerbarer Energien möglich wird. Durch Dämmmaßnahmen an Außenbauteilen sinken die Wärmeverluste des Gebäudes und damit das erforderliche Temperaturniveau der Heizung. Das ist eine wichtige Voraussetzung für den Anschluss an erneuerbare Wärmenetze oder den Einsatz einer Wärmepumpe. Denn diese Technologien arbeiten bei einem niedrigen Temperaturniveau wesentlich effizienter. In der Regel muss dazu die Vorlauftemperatur des Heizsystems daher auf maximal 55 Grad Celsius sinken, besser sogar auf unter 50 Grad.

Wie viel im Einzelfall gedämmt werden muss, hängt vom Zustand des Gebäudes ab. Nur selten müssen Dach, Fassade und Keller auf einmal saniert werden. Oftmals reicht es aus, zunächst einzelne Bauteile zu verbessern. Was genau nötig und sinnvoll ist, erfahren Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer bei einer individuellen Energieberatung.

70 Prozent der Wohngebäude müssen energetisch saniert werden

Zukunft Altbau nach energetischer Sanierung

Doch wann ist ein bestehendes Gebäude sanierungsbedürftig? Gebäude, die jünger als 20 Jahre sind, gelten als Neubau und entsprechen weitgehend dem Niveau, das das heute geltende Gebäudeenergiegesetz (GEG) vorgibt. Das heißt: Alle vor 2002 errichteten Gebäude müssen jedoch mittelfristig saniert werden, sofern sie es nicht schon sind. Ein Blick auf die Zahlen in Baden-Württemberg zeigt, wie groß der Sanierungsbedarf ist. Er ist auf andere Bundesländer weitgehend übertragbar. Im Südwesten sind rund 21 Prozent aller Wohngebäude vor 1945 errichtet worden, 43 Prozent von 1946 bis 1976, 22 Prozent von 1977 bis 1994 und sechs Prozent von 1994 bis 2001. Der Anteil der Neubauten ab 2002 am gesamten Gebäudebestand liegt bei acht Prozent.

Geht man nun davon aus, dass mit der bisherigen Sanierungsquote von 1 Prozent pro Jahr seit 2002 etwa 20 Prozent und damit jedes fünfte Gebäude saniert wurde, liegt der Anteil von Häusern mit einem energetisch guten Niveau aktuell bei knapp 30 Prozent. Sprich: Heute sind rund sieben von zehn Gebäuden energetisch unsaniert.

Um sie in den nächsten 20 Jahren energetisch fit zu machen, muss die Sanierungsquote bis 2030 auf rund 3 Prozent jährlich und danach darüber hinaus steigen.

Schritt 2: Verbleibenden Energiebedarf erneuerbar decken

Der Energiebedarf für Heizung und Warmwasser liegt für über 20 Jahre alte, energetisch unsanierte Gebäude aktuell bei durchschnittlich rund 180 Kilowattstunden (kWh) je Quadratmeter und Jahr. Energieeffiziente Neubauten oder ein Altbau nach ambitionierter Vollsanierung benötigen für Heizung und Warmwasser rund 45 kWh. Dies ist vergleichbar mit dem zukunftsfähigen und geförderten Effizienzhausstandard 55. Den restlichen Bedarf sollen erneuerbare Energien decken. Wie sich der Heizungsmix in Wohngebäuden entwickelt, ist nicht einfach zu prognostizieren, da viele Technologien konkurrieren. Aus heutiger Sicht werden insbesondere die bereits etablierten Wärmepumpen zum Einsatz kommen. Auch die Fernwärme und Holz als Energieträger leisten dann einen Beitrag zur erneuerbaren Wärmeversorgung. Während im Jahr 2021 noch die meisten Heizungen auf Basis von Erdgas und Erdöl laufen, werden die drei genannten Erneuerbaren-Technologien in der Zukunft den Großteil des Verbrauchs decken. Die CO2-Emissionen sinken mit ihnen in den nächsten zwei Jahrzehnten gegen null – vorausgesetzt, die Stromerzeugung wird planmäßig auf erneuerbare Energien umgestellt.

Fazit: Klimafreundliche Alternativen

Klimafreundliche Alternativen für die Strom- und Wärmeversorgung zuhause sind heute schon ausreichend vorhanden. Eine gut gedämmte Gebäudehülle ist dabei eine wichtige Voraussetzung. Dach-, Fassaden- und Kellerdeckendämmung, neue Fenster und Lüftungsanlagen machen die Häuser fit für erneuerbare Heiztechnologien. Diese können dann ihre Vorzüge optimal ausspielen.

Weniger ist oft mehr

Ein weiterer Ansatzpunkt, um die CO2-Emissionen zu senken, ist die Reduktion der Wohnfläche pro Kopf. Diese hat in Deutschland in den vergangenen Jahren konstant zugenommen. Mittlerweile wohnt jede Person auf knapp 50 Quadratmetern. Zum Vergleich: Vor 30 Jahren waren es noch rund 35 Quadratmeter. Oftmals entsteht dieser Flächenzuwachs nicht durch den tatsächlichen Bedarf. Vielmehr fehlen alternative Angebote, die eigene Wohnsituation im Verlauf des Lebens an die jeweilige Situation anzupassen. Flächensparendes Wohnen ist also nicht nur aus Klimagründen geboten. Es geht auch verstärkt auf die individuellen Bedürfnisse je nach aktueller Lebenssituation der Bewohnerinnen und Bewohner ein und schafft so neue Freiräume. Im Alter macht es beispielweise oftmals Sinn und schafft zusätzlichen Komfort, auf weniger Quadratmetern zu wohnen als zu Zeiten, in denen die Kinder noch zuhause wohnten.


Zukunft Altbau

Jedes Gebäude ist ein komplexes System. Sanierungen sind individuelle und umfangreiche Vorhaben. Daher ist bei einer energetischen Sanierung Expertise gefragt. Das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Programm „Zukunft Altbau“ informiert Bürgerinnen und Bürger zu allen Fragen, Vorteilen, Effekten und Fördermöglichkeiten – neutral, ganzheitlich und kostenfrei. Das Ziel: mehr und bessere energetische Sanierungen im Land.


Ansprechpartner beim BWGV

Im Rahmen einer Kooperation mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft und der Bausparkasse Schwäbisch Hall erscheinen im Geno Graph in loser Reihenfolge Artikel und aktuelle Informationen rund um das Thema energetische Sanierung. Ansprechpartner beim BWGV zu den Aktivitäten im Rahmen dieser Kooperation ist Axel Klima, axel.klima@bwgv-info.de.

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