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Energiegenossenschaften sind die wichtigsten Akteure für das Gelingen der Energiewende

Windrad Energie Energiewende Windkraft
Petra Bork / pixelio.de

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Die Bundesgeschäftsstelle Energiegenossenschaften in Berlin ist zentraler Ansprechpartner für die Bundespolitik, aber auch für Behörden, Verbände und die Öffentlichkeit. Die Bundesgeschäftsstelle ist eine Einrichtung des DGRV - Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband e.V. Hauptaufgabe der Bundesgeschäftsstelle ist es, den Energiegenossenschaften eine Stimme in der bundespolitischen Debatte um die Energiewende zu geben. Beim DGRV sind derzeit 850 Energiegenossenschaften mit 180.000 Mitgliedern organisiert. Sie leisten einen wichtigen Beitrag, die Akzeptanz und die Motivation für die Energiewende in breiten Teilen der Gesellschaft zu steigern. Der Geno Graph sprach mit René Groß von der Bundesgeschäftsstelle über die Energiewende und den Beitrag der Energiegenossenschaften.

Ist die Energiewende auf einem erfolgreichen Weg?

René Groß: Leider nein! Bei den derzeitigen Entwicklungen droht Deutschland die gesamten Erneuerbare-Energien (EE) -Ausbau-, Klima- und Umweltschutzziele zu verfehlen. Zwar ist die deutsche Energiewende im Strombereich auf einem guten Weg. Im Wärme- und Mobilitätsbereich bedarf es hingegen noch großer Anstrengungen. Auch der Verbrauch von Energie muss noch klimafreundlicher werden. Ferner darf der Gesetzgeber und die Politik die Teilhabe der Energiegenossenschaften und der Bürgerenergie an der Energiewende nicht weiter ausbremsen.

Welches sind die kommenden allgemeinen Themen in der Energiewende und die speziellen Themen für die Energiegenossenschaften?

Die großen übergeordneten Ziele der nächsten Berliner Legislaturperiode sind weitere politische und gesetzgeberische Anstrengungen, um die gesamten Ausbauziele der erneuerbaren Energien zu erreichen. Dies kann zum Beispiel durch die Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien im Wärme- und Mobilitätsbereich über Sektorkopplung erreicht werden. Die Ergebnisse der jüngsten Solarausschreibungsrunden zeigen, dass Energiegenossenschaften kaum eine Chance haben, Zuschläge zu gewinnen. Bei ähnlichen Ergebnissen in den Windausschreibungen muss es oberste Priorität des Gesetzgebers sein, die Chancengleichheit von Energiegenossenschaften in Ausschreibungen wiederherzustellen.

Außerdem muss unbedingt die „Infizierungsgefahr“ von großen Bürgerenergiegesellschaften in Windausschreibungen beseitigt werden. Diese Themen wird die Bundesgeschäftsstelle Energiegenossenschaften in Zusammenarbeit mit dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband und den anderen genossenschaftlichen Verbänden in der kommenden Legislaturperiode begleiten.

Wie wichtig sind Energiegenossenschaften für das Gelingen der Energiewende?

Aus unserer Sicht sind Energiegenossenschaften die wichtigsten Akteure für das Gelingen der Energiewende. Energiegenossenschaften ermöglichen die direkte Teilhabe an der Energiewende, weil das Mitglied Miteigentümer und -entscheider von EE-Projekten und nicht nur Geldgeber ist. Das stärkt die Akzeptanz der Energiewende und hat einen positiven Einfluss auf das persönliche Verhalten der Mitglieder. Sie werden aktiv in die „Strom-/Energiethematik“ eingebunden, beschäftigen sich intensiv mit der Energiewende und ändern schließlich auch ihr „energetisches Verhalten“. Zusätzlich stärken Energiegenossenschaften regionale Wertschöpfungskreisläufe, da lokale Unternehmen und Banken, Handwerker und Projektierer eingebunden werden.

Was sind die Hauptaufgaben der Bundesgeschäftsstelle Energiegenossenschaften? Wie funktioniert die Vernetzung mit politischen Entscheidungsträgern?

Die Hauptaufgabe der Bundesgeschäftsstelle ist die politische Arbeit in Berlin. Zudem unterstützen wir die genossenschaftlichen Verbände bei der Betreuung der Energiegenossenschaften. So begleitet die Bundesgeschäftsstelle intensiv Gesetzgebungsverfahren wie zum Beispiel zum EEG. Die Vernetzung mit der Politik funktioniert auf allen Ebenen und reicht von persönlichen Gesprächen bis hin zur Teilnahme als Sachverständiger in Anhörungen. Zuletzt waren wir in Berlin zur Anhörung zum EEG im Wirtschaftsausschuss des Bundestags geladen. Im Servicebereich wird die strategische Beratung und Weiterentwicklung der Energiegenossenschaften weiterhin einen wichtigen Teil der Arbeit einnehmen.

Werden nur in Berlin die genossenschaftlichen Interessen vertreten?

Nein, auch in Brüssel sind wir aktiv. Über unseren genossenschaftlichen Dachverband REScoop begleiten wir beispielsweise die Novellierung der europäischen EE-Richtlinie. In REScoop sind 1.250 Energiegenossenschaften aus zwölf EU-Staaten vereint und somit ist auch ein intensiver europäischer Austausch und Kooperation gewährleistet. Die Bundesgeschäftsstelle arbeitet im Board des Verbands mit.

Welchen Beitrag leisten die Regionalverbände zur Interessenvertretung?

Einen ganz entscheidenden. Die politische Arbeit der Bundesgeschäftsstelle wird eng mit den betreuenden Verbänden vor Ort abgestimmt. Eine ganz wichtige Rolle spielt dabei der Fachausschuss Energiegenossenschaften beim BWGV. Hier werden die Meinungen der Energiegenossenschaften zu uns nach Berlin transportiert. Zudem unterstützen wir die genossenschaftlichen Regionalverbände bei den Gesetzgebungsverfahren in den Bundesländern.

Die jüngsten EEG-Novellen mit Einführung von Ausschreibungen für PV- und Windprojekte bremsen die Energiegenossenschaften aus. Welchen Weg sollten Energiegenossenschaften einschlagen, um weitere Projekte zu realisieren?

Energiegenossenschaften sollten sich unter anderem die Nischen suchen, die für andere Unternehmen nicht interessant genug sind beziehungsweise Projekte in Bereichen umsetzen, in denen sie Vorteile wie beispielsweise lokale Vernetzung gegenüber anderen Unternehmen haben. Das ist zum Beispiel das Angebot eines Stromprodukts. Ferner sollten kooperative Projekte in die Überlegungen mit einbezogen werden. So ist E-Carsharing wohl eher nur in Regionen umsetzbar, in die die großen Unternehmen nicht investieren wollen. Aber auch das klassische Projektgeschäft der Energiegenossenschaften der Bau von Solaranlage bis 750 kW über die EEG-Vergütung rechnet sich auch weiterhin. Zudem sind Anlagenpacht- / PV-Miete-Projekte auch weiterhin rentabel. BHKW-/KWK-Projekte in den richtigen Gebäuden oder Quartieren lassen auch weiterhin eine angemessene Wirtschaftlichkeit zu. Nicht vergessen sollte man auch Mieterstrom-/Mitgliederversorgungsmodelle nach Einführung des Mieterstromgesetzes.

Wie sehen Sie die Geschäftsfelder Mobilität, Speicher und Energieeffizienz, in die Energiegenossenschaften bislang nur wenig investiert haben?

Energieeffizienz ist ein gutes Geschäftsfeld. Am meisten wurden von Energiegenossenschaften bisher Leuchtmitteleffizienzprojekte umgesetzt, weil es die einfachste Art von Contracting ist. Regenerative Mobilität wie E-Carsharing-Projekte, Ladesäulen und Pedelecs werden Energiegenossenschaften realistischerweise nur als zusätzliches Geschäftsfeld neben den anderen Geschäftsfeldern umsetzen können. Speicher können derzeit, wenn überhaupt, nur zur Erhöhung des Eigenversorgungsanteils bei Anlagenpachtmodellen wirtschaftlich betrieben werden. Mobilität und Speicher sollte man aber immer im Blick behalten, weil bei einer weiteren Kostensenkung der Komponenten die Wirtschaftlichkeit schnell erreicht ist.

Contracting bringt die Energiewende voran

Viele Energiegenossenschaften sind derzeit auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern. So gibt es im Bereich Energieeffizienz ein großes Potenzial, in dem manche Energiegenossenschaften bereits erste Erfahrungen gesammelt haben.

Das Kompetenzzentrum Contracting als neutrale und kostenlose Beratungseinrichtung des Landes Baden-Württemberg und der BWGV möchten interessierte Energiegenossenschaften auf das Geschäftsfeld „Energiecontracting4KMU“ (für kleine und mittlere Unternehmen) hinweisen. Das Geschäftsfeld Contracting bietet dabei die Möglichkeit, dass Energiegenossenschaften Energieeffizienzmaßnahmen gemeinsam mit Partnern planen und installieren sowie das Energiecontrolling, die Instandhaltung und die Finanzierung anbieten. Mit dem Angebot Energie-Contracting können Energiegenossenschaften die Energiewende vor Ort weiter voranbringen und brachliegende Energie-Einsparpotenziale mobilisieren – beispielsweise in Gewerbebetrieben, Sozialeinrichtungen oder in Wohngebäuden, deren Eigentümern häufig sowohl Geld als auch Knowhow für eine umfassende Gebäudesanierung fehlt. Hier wartet ein enormer Zukunftsmarkt.

Das Kompetenzzentrum bietet den Energiegenossenschaften zahlreiche kostenlose Unterstützungsangebote (Gestaltung des Geschäftsmodells, Unterstützung bei der Kundenansprache, Bereitstellung von Kalkulationstools und Musterverträgen, Initialberatung und Abstimmung des Vorgehens, Einbindung in regionale Veranstaltungen). Wenn Sie Interesse am Geschäftsfeld Contracting haben, können Sie sich gerne mit uns in Verbindung setzen: Konstanze Stein, Fon 0721 98 47 1-930, E-Mail contracting@energiekompetenz-bw.de; Lukas Winkler, Fon 0711 2 22 13 - 26 38, E-Mail lukas.winkler@bwgv-info.de

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