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EU-Taxonomie – begrüßenswert, aber Schwächen in der Umsetzung

EU-Taxonomie
Thorben Wengert / pixelio.de

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Die EU-Taxonomie gilt als zentrales Instrument im Rahmen der Sustainable-Finance-Vorhaben auf europäischer Ebene. Sie dient dazu, Wirtschaftsaktivitäten unter Nachhaltigkeitsaspekten zu klassifizieren und soll die Transparenz von entsprechenden Anlageprodukten verbessern, die Vergleichbarkeit erhöhen und Greenwashing verhindern.

Nachhaltigkeit wird nicht umfassend gemessen

Die Taxonomie bezieht sich bisher nur auf das Thema Klima und ist daher vorerst nicht geeignet, um Nachhaltigkeit umfassend zu messen. 

Außerdem sind die Taxonomie-Kriterien extrem detailliert und strikt. Da nicht alle Daten in der geforderten Tiefe vorliegen, führt das dazu, dass Finanzdatenanbieter mit Schätzungen arbeiten müssen und dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Daher ist die Taxonomie in der Praxis bisher noch nicht sinnvoll einsetzbar. Erste Analysen zeigen, dass nur wenige Unternehmen als taxonomie-konform eingestuft werden können (deutlich weniger als 5 Prozent des MSCI World-Index). Wenn Kapitalströme per Regulierung verstärkt in die Nische der wenigen taxonomie-konformen Unternehmen gelenkt werden, besteht die Gefahr von Blasenbildung. Kritisch zu bewerten ist auch, dass die Taxonomie die Transformation der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit nicht ausreichend abbildet. Die Taxonomie ist bisher nur eine „grüne“ Messlatte für Klima und berücksichtigt die Transformation von „braun“ zu „grün“ nicht hinreichend.

Neben den bestehenden Zielen Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel sollen Anfang 2023 Kriterien für vier weitere Umweltziele implementiert werden. Zudem ist die Ausweitung der Taxonomie um eine soziale Dimension geplant sowie die Schaffung einer „braunen“ Taxonomie für explizit nicht nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten.

Zu hoher Detaillierungsgrad

Union Investment begrüßt den Ansatz, die Taxonomie zügig breiter zu fassen, um zusätzliche Bereiche (weitere Umweltziele, soziale und Governance-Aspekte) abzudecken. Die EU sollte aber gleichzeitig den zu hohen Detaillierungsgrad anpassen, der bei der vorliegenden Klima-Taxonomie weder zielführend noch handhabbar ist. Außerdem muss die Datenverfügbarkeit verbessert werden, damit die Prüfung der Taxonomie-Konformität auf überprüfbaren Fakten statt auf Schätzungen basiert. Darüber hinaus ist eine stärkere Berücksichtigung des Themas Transformation notwendig. Daher sehen wir die Idee einer „braunen“ Taxonomie kritisch, denn die drohende Stigmatisierung kompletter Branchen widerspricht dem Transformationsgedanken.

Bisher ist die Taxonomie nur ein Standard, der für die Qualität von Green Bonds einen konkreten Nutzen bringen kann, weil bei eng umrissenen Projekten die Taxonomie-Kriterien deutlich besser überprüft werden können als bei internationalen Konzernen mit einer Vielzahl an ökonomischen Aktivitäten. Solange die Taxonomie nicht sinnvoll in der Praxis anwendbar ist, sollte aber auf eine Verknüpfung mit anderen Gesetzesvorhaben verzichtet werden.

Union Investment mit eigener Klimastrategie

Finanzdienstleister haben es jedoch durchaus selbst in der Hand, ihre Portfolios „grüner“ auszurichten, und müssen nicht auf eine voll entwickelte und im Markt getestete Taxonomie warten.  So hat Union Investment kürzlich eine Klimastrategie für das Portfoliomanagement verabschiedet und weitet damit das Engagement für den Klimaschutz aus. Im Wertpapierportfolio soll noch vor dem Jahr 2050 Klimaneutralität erreicht werden. Das Ziel ist, mit den Investments in der Breite einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und die verwalteten Kundengelder zukunftsfähig auszurichten. 

Die finanzierten Treibhausgasemissionen der Assets under Management von Union Investment sind seit 2019 bereits um mehr als 20 Prozent gesunken. Das ist nicht zuletzt dem sukzessiven Ausstieg aus der Finanzierung von Kohle zu verdanken: Im letzten Jahr hat Union Investment als erster großer deutscher Vermögensverwalter den vollständigen Ausstieg aus der Finanzierung von Kohleförderung und Kohleverstromung beschlossen. Die Ausschlussgrenze für Kohleförderung liegt bei Union Investment aktuell bei fünf Prozent und soll bis zum Jahr 2025 auf null sinken. Für Kohleverstromung beträgt die Ausschlussgrenze derzeit 25 Prozent und soll bis 2035 auf null sinken. Zusätzlich zum Kohleausstieg soll ab 2022 eine Strategie zur Beendigung der direkten Finanzierung sämtlicher Emissionen der Öl- und Gas-Wertschöpfungskette entwickelt werden, also ein Öl- und Gasausstieg in den nächsten Jahrzehnten.

Ziel: Klimaneutralität beim verwalteten Vermögen

Schon im Jahr 2015 hat Union Investment eine Klimastrategie für die eigenen Treibhausgasemissionen definiert und sich damit im Rahmen der europäischen Klimaschutzziele zu erheblichen Emissionsreduktionen verpflichtet. So konnten die eigenen CO2-Emissionen im Jahr 2019 um 36 Prozent und im Corona-Jahr 2020 um 68 Prozent im Vergleich zum Referenzjahr 2009 reduziert werden. Damit wurden die ursprünglich definierten Ziele erheblich übertroffen. Für 2019 lag das Reduktionsziel bei 19 Prozent. Die Verantwortung für den Klimaschutz endet jedoch nicht im eigenen Haus. Aus der wirtschaftlichen, treuhänderischen und gesellschaftlichen Verantwortung folgt, dass das Unternehmen auch Klimaneutralität  beim verwalteten Vermögen anstrebt. 

Daher wird Union Investment auch der „Net-Zero-Asset-Managers“-Initiative beitreten. Im Rahmen der globalen Initiative verpflichten sich hier Vermögensverwalter, die Anlageportfolios bis spätestens 2050 zu dekarbonisieren und das Ziel einer klimaneutralen Wirtschaft zu unterstützen.

Dabei gilt ganz klar: Klimaneutralität im Wertpapierportfolio ist nur erreichbar, wenn die Unternehmen, in die wir investieren, klimaneutral werden. Union Investment setzt auf das Prinzip einer glaubwürdigen Transformation. Entscheidend ist dabei, den nachhaltigen Wandel zu fördern, anstatt nur Verbote zu fordern. Union Investment wird den aktiven Dialog mit den Unternehmen zu diesem Thema intensivieren, denn wir erwarten von allen, dass sie sich geeignete Klimaziele setzen und diese konsequent realisieren.

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