Begrüßt wurden die über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Marco Rummer, der im Vorstand von DG Nexolution unter anderem Paymentlösungen verantwortet. Rund 100 Paymentspezialistinnen und -spezialisten waren nach Wiesbaden gekommen, um an der Präsenzveranstaltung teilzunehmen, über 400 schalteten sich online zu. „Karten sind nach wie vor extrem relevant für den Zahlungsverkehr“, so Rummer. „Ja, es gibt Veränderungen, manche sind evolutionär, manche revolutionär. Aber: Die Karte ist und bleibt der haptische Kontaktpunkt der Kunden zu ihrer Bank. Und ich bin sicher: Es wird sie noch lange geben.“ Wie bereits in den vergangenen Jahren wurde das Karten-Forum 2022 von Philipp Otto moderiert, dem geschäftsführenden Gesellschafter des Fritz Knapp Verlages GmbH und Chefredakteur von „cards Karten cartes“.
Paymentstrategie 2023
Ralf-Christoph Arnoldt, Abteilungsleiter Zahlungsverkehr beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken Raiffeisenbanken (BVR), sieht die Notwendigkeit für Veränderungen: „Wir Banken sind in der Wertschöpfungskette noch ziemlich weit hinten – es muss uns gelingen, in die Kaufprozesse der Kundinnen und Kunden möglichst weit nach vorne zu kommen.“ Am klassischen Point of Sale (POS) seien die Banken „hervorragend aufgestellt“, mit Zuwachsraten von jährlich zehn Prozent. Nun gelte es, neue Wachstumsfelder weiterzuentwickeln, etwa beim Einsatz der girocard für Hotel- und Mietwagen-Buchungen sowie im Bereich E-Commerce.
„Es tut sich einiges im Zahlungsverkehr“, konstatierte Dr. Peter Söhne, Bereichsleiter Cards & Security bei DG Nexolution, in seinem Vortrag. Zahlungen würden immer mehr in die Lebenswelt des Kunden integriert: „Das geht – zum Beispiel im Taxi – heute oft nebenher. Der Kunde will möglichst wenig Arbeit damit haben, aber zugleich die Kontrolle behalten und verschiedene Medien nutzen.“ Als ein wichtiges Thema nannte er die Authentisierung des Kunden. So dürfte die Biometrie künftig noch wichtiger werden, etwa am POS und am Geldautomaten. Auch dem Thema Wallets gehöre die Zukunft: „Sie sind ein Mittel, um die Kundenschnittstelle selbst zu besetzen“, so Söhne. „Das ist eine unserer Herausforderungen für die nächsten Jahre.“ Gregor Roth, Bereichsleiter Transaction Management bei der DZ Bank, beleuchtete verschiedene aktuelle Entwicklungen für die Genossenschaftsbanken. In Bezug auf die Ankündigung von Mastercard, das Co-Badging mit Maestro einzustellen, sagte Roth: „Wir sind mitten in der Umstellung. Ziel ist es, bereits im November erste angepasste Karten zu testen.“ In der zweiten Jahreshälfte 2023 wird DG Nexolution neue girocards mit den Co-Badges Debit Mastercard und Visa Debit an die Kundinnen und Kunden von Genossenschaftsbanken versenden.
NFT: Crypto and Beyond
Im Fokus standen NFTs, also Non-Fungible Tokens – dabei kann es sich zum Beispiel um virtuelle Kunstwerke oder Musik handeln. Thomas Peschke vom CFin – Research Center for Financial Services an der Steinbeis Hochschule Berlin erläuterte, dass hier Rewards zunehmend eine Rolle spielen: Einige Herausgeber von NFTs bieten ihren Haltern zusätzliche Anreize, beispielsweise eine Reise zur Arktis.
Dass die Entwicklungen in der digitalen Welt für die Genossenschaftliche FinanzGruppe relevant sind, betont Tanja Rothermel, Payment Expertin bei DG Nexolution. „Kryptowährungen sowie NFTs entwickeln sich zu einer neuen Assetklasse, daher brauchen unsere Kunden zukünftig auch für digitale Vermögensgegenstände eine Lösung. Auch die Kundenbindung kann mittels NFTs auf ein neues Level gehoben werden – Banken genießen großes Vertrauen, das sollten wir nutzen, um Kunden Lösungen und Mehrwerte in der digitalen Welt anzubieten.“
Auch Philipp Edler, Director New Business Development/Innovation beim Technologie-Konzern Giesecke+Devrient, betonte, dass Banken in der virtuellen Bezahlwelt ihren Platz haben können. „Sie könnten verschiedene Rollen wahrnehmen, etwa in Bezug auf Sicherheit, Anwenderfreundlichkeit, einfache Bedienung.“
Volksbank Kraichgau: Kartenstrategie erfolgreich umsetzen
Karten mit dem Logo des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar-Löwen oder des Eishockey-Clubs Adler Mannheim: Die Volksbank Kraichgau eG bietet für verschiedene Zielgruppen spezielle Karten an. „Wir können es uns nicht leisten, Trends zu verschlafen. Wenn wir etwas können, sollten wir es auch anbieten“, sagte Mathias Legner, Leiter des Zahlungsverkehrs-Centers „Deshalb beginnen wir gerne neue Projekte, probieren es aus, lernen – und wenn es nicht funktioniert, probieren wir etwas Neues.“ Das gilt aktuell zum Beispiel für Wearables, also Ringe, Schlüsselanhänger und Uhrenarmbänder zum Bezahlen. Bei der Umsetzung ihrer Kartenstrategie arbeitet die Volksbank Kraichgau eG eng mit DG Nexolution zusammen. Manfred Lang, Abteilungsleiter Operations und Customer in Cards & Security bei DG Nexolution, stellte dar, welche Unterstützungs- und Beratungsleistungen die Genossenschaftsbanken in Anspruch nehmen können.
Metaverse und Bezahlringe
Zentrale Themen auch beim diesjährigen Karten-Forum: Digitalisierung und Nachhaltigkeit. So wurden auf dem Marktplatz Neuerungen präsentiert – etwa der Prototyp eines virtuellen DG Nexolution-Gebäudes im Decentraland, Bezahlringe als Wearables sowie nachhaltige Karten. Um das Thema NFT und Metaverse für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Karten-Forums erlebbar zu machen, luden Tanja Rothermel und Denis Gutenberger ein, DG Nexolution im Metaverse gemeinsam zu besuchen. NFTs spielen im Metaverse eine bedeutende Rolle.
Auf großes Interesse stießen auch die passiven Wearables, die die Kunden am Stand von Jens Hoffmann-Wülfing ausprobieren konnten. Derzeit werden sie mit vier Banken in Pilotprojekten verprobt. Im GenoStore kann der Bankkunde das Wearable seiner Wahl bestellen, es wird mit seiner vorhandenen physischen Kreditkarte verknüpft und einsatzbereit nach Hause geliefert.
Mit Ocean Plastic auf TikTok
Frank Kohler, Vorsitzender des Vorstands der Sparda-Bank Berlin eG, berichtete über die Vermarktung einer ganz neuen Generation von Karten aus nachhaltigem Material – Karten aus Ocean Plastic, die sie gemeinsam mit DG Nexolution herausgebracht hat. Damit ist die Sparda-Bank Berlin die erste Bank in Europa, die ihren Kundinnen und Kunden eine solche Karte anbietet. Sie wird derzeit vor allem an junge Menschen ausgegeben – denn Kohler hat die Erfahrung gemacht, dass auch diese sich nicht ausschließlich digitale Karten wünschen: „Demographie erscheint mir eines der wichtigsten Themen für die nächsten Jahre zu sein, deshalb sprechen wir ganz gezielt die junge Zielgruppe an.“ Zur Vermarktung produziert die Sparda-Bank Berlin TikTok-Videos, die bei der Zielgruppe ausgesprochen erfolgreich sind – was Kohler zum Schmunzeln bringt: „Woran merkt man, dass man alt ist? Wenn eine Marketing-Kampagne auf TikTok so gut funktioniert, dass man selbst nicht mehr begreift, warum.“ Generell werden Karten aus nachhaltigen Materialien immer gefragter. Claudius Pawliczek, Leiter Produktmanagement, Einkauf und Vertrieb der Raiffeisendruckerei, Neuwied, nannte konkrete Zahlen: Von den 2019 eingeführten Karten auf Basis von Maisstärke sind mittlerweile 450.000 im Umlauf. Bis Ende 2022 sollen rund 550.000 Karten aus recyceltem PVC ausgegeben werden: „Wir glauben, dass rPVC das neue Massenmarkt-Produkt ist.“
Weltneuheit: Plastikfreie Holzkarten
Mit der ersten plastikfreien Holzkarte für den Zahlungsverkehr wurde schließlich eine Weltneuheit vorgestellt, die Kunden der GLS Bank eG, Bochum, kürzlich zur Pilotierung erhalten haben. Alexandra Kehl, Senior Business Development Managerin Nachhaltigkeit bei DG Nexolution, nannte als Ziel für 2024, dass flächendeckend Holzkarten angeboten werden können, bis 2025 sollen alle Standardkarten auf rPVC umgestellt sein. „Parallel werden wir weiter an neuen Materialen und Verbundstoffen forschen, Produktion und Lieferketten werden nachhaltiger, und das Recycling alter Plastikkarten wird vorangetrieben.“
Nachhaltigkeit: BVR unterstützt Banken
Wie der BVR das Thema Nachhaltigkeit sieht, erläuterte Daniel Quinten, Mitglied des BVR-Vorstands. „Wir haben innerhalb der Genossenschaftlichen FinanzGruppe gute Grundlagen gelegt, damit jedes Institut eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln kann. Viele Genossenschaftsbanken haben das Thema bereits in ihrem Geschäftsmodell integriert. Jetzt gilt es, das Momentum zu nutzen und uns als Gruppe aktiv weiterzuentwickeln. Dabei sollte Nachhaltigkeit nicht nur auf den eigenen Geschäftsbetrieb bezogen werden, sondern auch als Transformationsunterstützer unserer mittelständischen Firmenkundschaft.“