Mit dem Raiffeisen-Jahr 2018 wird deutschlandweit der 200. Geburtstag des Genossenschaftspioniers Friedrich Wilhelm Raiffeisen gefeiert. Dieses besondere Ereignis nahm der baden-württembergische Landtag am 1. Februar 2018 zum Anlass einer Plenardebatte. Das Thema der Debatte war die Großen Anfrage zum Raiffeisen- Jahr der CDU-Landtagsfraktion und deren Beantwortung durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau. Die 21 Fragen zielten insbesondere auf die Bedeutung der Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie der ländlichen und gewerblichen Warengenossenschaften für die mittelständisch geprägte Wirtschaft Baden-Württembergs in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
In der Stellungnahme des Wirtschaftsministeriums stellte Staatssekretärin Katrin Schütz die besonderen Werte der Genossenschaftsidee heraus: „Genossenschaften stehen für langfristige Nachhaltigkeit statt kurzfristiger Gewinnmaximierung.“ Zudem betonte sie die Wichtigkeit des dreigliedrigen Bankensystems für eine funktionierende Wirtschaft und hob die Bedeutung der Volksbanken und Raiffeisenbanken als Finanzierer eines starken Mittelstands hervor. Im Zuge dessen unterstützte Schütz die genossenschaftliche Forderung nach mehr Proportionalität und Differenzierung in der Bankenregulatorik. Daneben sieht die Staatssekretärin auch im Falle zukünftiger Herausforderungen, etwa im Gesundheitssektor, großes Potenzial für die eingetragene Genossenschaft.
Landtagsfraktionen loben Arbeit der Genossenschaften im Land
Fraktionsübergreifend stellten die Landtagsabgeordneten die enorme Bedeutung der Genossenschaften für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg heraus. Dr. Patrick Rapp MdL von der CDU-Fraktion betonte die Möglichkeiten der genossenschaftlichen Rechts- und Unternehmensform für die Lösung aktueller und zukünftiger Herausforderungen im Land: „Genossenschaften eignen sich sehr gut für innovative Branchen. Gemeinsam geht es schneller und effizienter.“ Er hob auch hervor, dass es wichtig ist, am Beispiel der Genossenschaften stets wieder über grundlegend Wichtiges zu debattieren und dies voranzubringen. Gleichzeitig ergänzte Prof. Dr. Erik Schweickert MdL für die FDP/DVP-Fraktion: „Genossenschaften passen perfekt zum Startup-Gedanken.“ Die außerordentliche Insolvenz- und Krisenfestigkeit von Genossenschaften stellte derweil Martin Hahn MdL von der Fraktion der Grünen heraus. Die besondere Bindung zwischen Mitglied und Genossenschaft durch den Förderzweck sei nachhaltig und demokratisch, betonte Dr. Boris Weirauch MdL für die SPD-Fraktion.
Einzigartige Debatte im „Land der Genossenschaften“
Anschließend lud der BWGV zu einem Empfang im Restaurant Plenum im Landtag ein. Dort dankte BWGV-Präsident Dr. Roman Glaser den Abgeordneten, allen voran dem Initiator der Großen Anfrage zum Raiffeisen-Jahr, Dr. Patrick Rapp MdL, für die besondere Wertschätzung gegenüber der Genossenschaftsidee und -praxis. Als bisher einziges Bundesland nahm Baden-Württemberg den 200. Geburtstag Friedrich Wilhelm Raiffeisens zum Anlass einer politischen Debatte im Landesparlament. 114 der aktuell 808 Genossenschaften in Baden-Württemberg tragen Raiffeisen in ihrem Namen. Das allein zeigt, welch besondere Bedeutung die bahnbrechende Idee des Sozialreformers für Wirtschaft und Gesellschaft hat.
„Land der Genossenschaften“
Und die Genossenschaftsidee ist heute gefragter denn je: Mittlerweile sind in Baden-Württemberg weit mehr als 3,9 Millionen Menschen, Unternehmen und Kommunen Mitglied in mindestens einer Genossenschaft – das ist mehr als jeder dritte Einwohner. Entsprechend lässt sich ohne Übertreibung sagen: Baden-Württemberg ist das „Land der Genossenschaften“.
eG als Lösung für Zukunftsfragen
Genossenschaftliche Unternehmen finden sich in etwa 50 verschiedenen Branchen. Und auch für viele weitere aktuelle wie zukünftige Herausforderungen kann die genossenschaftliche Rechts- und Unternehmensform eine Lösung darstellen. Mit Blick auf die Zukunft unterstreicht BWGV-Präsident Glaser: „Politik und Gesellschaft müssen weiterhin an einem Strang und in dieselbe Richtung ziehen, um nachhaltige Lösungen für aktuelle und zukünftige Herausforderungen in Baden-Württemberg zu finden. Raiffeisens Genossenschaftsidee und die gelebte genossenschaftliche Praxis können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.“