Springe direkt zum Inhalt , zum Menü .

Anlegerbarometer: Deutsche Sparer bleiben auch in Corona-Zeiten gelassen

Sparen bei Union Investment vor und nach Corona
Union Investment

Die Corona-Krise bringt deutsche Sparerinnen und Sparer nicht aus dem Tritt. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen Anlegerbarometers von Union Investment, einer Umfrage unter rund 500 Finanzentscheidern deutscher Haushalte. Die Ergebnisse erläutert Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment, im Gespräch mit der Redaktion des Geno Graph.

Herr Gay, wie schauen die Anlegerinnen und Anleger derzeit auf ihre finanzielle Situation?

In unserer aktuellen Befragung geht die Mehrzahl der Befragten von stabilen finanziellen Verhältnissen im eigenen Haushalt aus. Konkret erwarten knapp drei Viertel der befragten Anlegerinnen und Anleger eine gleichbleibende finanzielle Situation in ihrem Haushalt. Lediglich 12 Prozent sind optimistisch und rechnen mit einer Verbesserung, das sind nur noch halb so viele wie im Vorquartal. Die Zahl derer, die von einer Verschlechterung ausgehen, hat sich im Vergleich zum Vorquartal verdoppelt und liegt bei 16 Prozent. Dies entspricht übrigens in etwa dem Wert zu Zeiten der Finanzkrise, wo sich durchgängig über 20 Prozent der Befragten mit Blick auf die eigenen Finanzen pessimistisch äußerten. Noch mehr Pessimisten gab es nur im vierten Quartal 2002, direkt nach der geplatzten Dotcom-Blase. Damals rechneten sogar 32 Prozent mit einer Verschlechterung der eigenen finanziellen Situation.

Wie sieht es beim Spar- und Konsumverhalten der Anlegerinnen und Anleger aus, ändern die Menschen hier etwas?

Nach den Ergebnissen unseres Anlegerbarometers nicht; das Auf und Ab an den Aktienmärkten aufgrund der Corona-Pandemie hat die deutschen Sparerinnen und Sparer kaum beeindruckt. Mehr als acht von zehn Befragten (83 Prozent) werden nichts an ihrem Spar- oder Konsumverhalten ändern, 10 Prozent wollen mehr sparen, lediglich 6 Prozent geben an, nun weniger sparen zu wollen.

Haben Sie auch hier einen Vergleichswert zur Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise?

Ja. Zu Zeiten der Finanzmarktkrise im dritten Quartal 2009 sah es durchaus anders aus: Hier fiel der Anteil derjenigen, die nichts an ihrem Sparverhalten ändern wollen, mit 70 Prozent deutlich niedriger aus. Hinzu kommt: Sieben von zehn Anlegern (70 Prozent) machen sich aufgrund der aktuellen Corona-Krise keine Sorgen um die Sicherheit ihrer Geldanlagen. Nur einer von zehn Befragten denkt darüber nach, die Anlageform zu ändern.

Welche Anlageformen bevorzugen die Sparerinnen und Sparer?

Giovanni Gay, Union Investment
Giovanni Gay, Union Investment

Zunächst einmal: Eine Flucht in liquide Geldanlageformen ist nicht zu verzeichnen. Die Deutschen bleiben ihren liebsten Sparformen auch während der Corona-Krise treu. Am attraktivsten finden sie weiterhin Immobilien (71 Prozent) und Gold (55 Prozent), auch wenn bei beiden die Beliebtheitswerte im Vergleich zum Vorquartal etwas zurückgegangen sind. Auf Platz drei und vier in der Gunst der Anlegenden landen Aktien und Investmentfonds: 45 Prozent beziehungsweise 39 Prozent der Befragten finden diese Formen der Geldanlage besonders attraktiv.

Zudem fällt auf, dass der Anteil der zufriedenen Investmentfondssparer trotz der Kursschwankungen in den vergangenen Wochen größer ist als derjenige von Sparern mit anderen Sparformen. Mehr als die Hälfte der Investmentfondsbesitzer hält Fonds als Sparform weiterhin für attraktiv. Unter den Inhabern von Sparbuch oder -konto sagen dies nur 18 Prozent. Dass die Sparer den Investmentfonds die Treue halten und sie weiter als eine gute Möglichkeit ansehen, ihr Geld anzulegen, zeigt, dass sie daran glauben – auch in Krisenzeiten. Wir denken, dass die meisten aus vorherigen Krisen gelernt haben und daher besonnen geblieben sind.

Denken viele über Umschichtungen ihrer Gelder nach?

Tatsächlich denkt jeder fünfte Befragte darüber nach, aufgrund der Corona-Krise Veränderungen bei den eigenen Geldanlagen vorzunehmen. Getan haben dies jedoch lediglich 10 Prozent. Die meisten davon (73 Prozent) haben Geld aus bestehenden Anlagen in andere umgeschichtet. Übrigens gibt es viele Menschen, die hier Unterstützung von ihrer Bank erwarten.

Können Sie diese Erwartungen an die Beraterinnen und Berater konkretisieren?

Sehr gerne: 40 Prozent der Befragten wünschen sich, aktiv vom Bankberater angesprochen zu werden. 19 Prozent davon erwarten einen konkreten Vorschlag bezüglich einer Umschichtung der Geldanlage. 21 Prozent erhoffen sich dabei allgemeine Empfehlungen. Insgesamt 38 Prozent der an unserer Befragung teilnehmenden Personen möchten, dass Bankberaterinnen oder -berater erläutern, wie sich die Corona-Krise auf die jeweilige Geldanlage auswirkt.

Deutsche Anlegerinnen und Anleger sind dafür bekannt, dass sie bei ihren Geldanlagen sehr viel Wert auf Sicherheit legen. Hat die Corona-Krise hier etwas verändert?

Nein. Am Thema Sicherheit bei den eigenen Geldanlagen ändert die Corona-Krise nichts. Mit 80 Prozent sagt die große Mehrheit der Umfrageteilnehmer, dass sie weder mehr noch weniger Sicherheit bei ihren Geldanlagen anstreben. Lediglich 15 Prozent legen jetzt mehr Wert auf Sicherheit, 5 Prozent sind bereit, mehr Risiko für eine höhere Rendite einzugehen. Auch hier zeigt sich während der Finanzkrise im dritten Quartal 2009 ein ganz anderes Bild: Damals waren es nur 45 Prozent, für die sich nichts an ihrer Risikoeinstellung geändert hat. Mehr als die Hälfte der Befragten hingegen gab damals an, nun mehr Wert auf Sicherheit zu legen. Die aktuellen Zahlen deuten an, dass die Anleger sich weiterentwickelt haben und mit mehr Gelassenheit reagieren – auch wenn die Kurse sich mal deutlich verändern.

Regelmäßige Befragung

Seit Anfang 2001 ermittelt das Marktforschungsinstitut Forsa im Auftrag von Union Investment quartalsweise das Anlegerverhalten. Befragt werden 500 Finanzentscheider in privaten Haushalten im Alter von 20 bis 59 Jahren, die mindestens eine Geldanlage besitzen. Für das zweite Quartal erhob Forsa die Daten vom 4. bis 12. Mai 2020. Bei Umfragewerten, die sich nicht zu 100 Prozent addieren, gibt die Differenz den Anteil der unschlüssigen Befragten an.

Artikel versenden