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»Anleger verspüren keinen Handlungsdruck durch Inflation«

Anlegerbarometer Union Investment
Tony Hegewald / pixelio.de

Laut dem aktuellen Anlegerbarometer von Union Investment blicken deutsche Anleger entspannt in die Zukunft – sowohl was die eigene finanzielle Situation als auch die allgemeine Wirtschaftslage anbelangt. Die Geno-Graph-Redaktion sprach mit Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment, über die Ergebnisse der Befragung und seine Einschätzung.

Herr Gay, wie optimistisch sind die Deutschen im Detail?

Giovanni Gay, Union Investment
Giovanni Gay, Union Investment: „Vier von fünf Befragten geben an, dass sie steigende Preise nicht zum Anlass nehmen, ihre Geldanlagen anzupassen oder sich dazu beraten zu lassen.“

Die meisten Menschen fühlen sich im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld gut. Sie lassen sich auch von geopolitischen Ereignissen derzeit kaum von ihrer optimistischen Einschätzung abbringen. So gehen 75 Prozent der Befragten beim Blick auf ihre eigene finanzielle Situation davon aus, dass sie in den kommenden sechs Monaten gleich bleibt. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als noch im Vorquartal. Jeder Fünfte rechnet mit einer weiteren Verbesserung, eine Verschlechterung der persönlichen finanziellen Lage erwarten dagegen nur sieben Prozent. Das sind vier Prozentpunkte weniger im Vergleich zur vorherigen Erhebung.

Wie schätzen die deutschen Anleger die aktuelle konjunkturelle Lage insgesamt ein?

Hier sind sie besonders optimistisch. Zum ersten Mal seit dem dritten Quartal 2011 schätzen die Befragten die gesamtwirtschaftliche Lage besser ein als ihre eigene finanzielle Situation. 29 Prozent gehen von einem weiteren konjunkturellen Aufschwung in den kommenden sechs Monaten aus. Das sind drei Prozentpunkte mehr als im letzten Quartal. Mit einer gleichbleibenden wirtschaftlichen Situation rechnet mehr als die Hälfte der Befragten. Auch hier sind die Pessimisten klar in der Unterzahl: Mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse rechnen nur 13 Prozent, im Vorquartal waren es noch 16.

Langfristige Einschätzungen sind nicht ganz so optimistisch, richtig?

Das ist richtig. Mit Blick auf einen Zeitraum von fünf Jahren sind die Deutschen ein wenig verhaltener was die Einschätzung der wirtschaftlichen Situation angeht. Mit 37 Prozent befürchtet immerhin mehr als jeder Dritte, dass sich die konjunkturelle Lage hierzulande verschlechtern wird. Das sind vier Prozentpunkte mehr als im dritten Quartal 2017. Andererseits rechnet ebenfalls ein Drittel mittelfristig weiter mit einer Verbesserung.

Wie äußern sich die Deutschen zur Inflation?

Mit 70 Prozent erwartet die Mehrheit der Befragten in den kommenden sechs Monaten leicht steigende Preise. Nur sehr wenige Anleger gehen von einer starken Inflation im nächsten halben Jahr aus, drei Prozent sagen dies. Im Vorquartal hingegen waren es noch sieben Prozent. Gestiegen ist der Anteil derer, die an stabile Preise glauben. Waren im Vorquartal nur 18 Prozent der Befragten dieser Meinung, sind es im ersten Quartal dieses Jahres 25 Prozent.

Sie haben im Rahmen der aktuellen Umfrage auch nachgefragt, durch welche Faktoren die Anleger bei der Einschätzung der Preissteigerung beeinflusst werden. Was haben Sie herausgefunden?

Inflation ist ein Thema, dessen Wahrnehmung nicht nur durch die von den Medien berichtete objektive Entwicklung, sondern auch stark von der subjektiven Wahrnehmung, zum Beispiel beim Einkaufen oder an der Tankstelle, beeinflusst wird. Fragt man die Menschen konkret nach den Aspekten, die bei ihrer Inflationseinschätzung eine Rolle spielen, geben 63 Prozent an, dass die Preise bei regelmäßigen Einkäufen im Supermarkt entscheidend sind. Auf Platz zwei folgen die Immobilienpreise und die Höhe der Mieten. Bei der Einordung der aktuellen Inflationsrate durch die Befragten fällt allerdings auf, dass das Wissen um ihre Höhe vielfach nicht stimmt. Nur 59 Prozent schätzen die aktuelle Inflationsrate in einer Bandbreite zwischen ein und zwei Prozent richtig ein. Jeder Dritte geht von einer aktuellen Teuerung von über zwei Prozent aus. Und sechs Prozent glauben, dass die gegenwärtige Preissteigerung unter einem Prozent liegt.

Machen sich die Anleger Sorgen um ihre Ersparnisse?

So unterschiedlich die Befragten die Höhe der Inflation einschätzen, so differenziert sehen sie auch ihre Auswirkungen auf die eigenen Ersparnisse. Beinahe die Hälfte der Sparer ist überhaupt nicht besorgt, dass sich steigende Preise negativ auf ihr Vermögen auswirken. Und große Sorgen machen sich nur sechs Prozent.

Demnach sehen die meisten Sparer auch keinen Grund, ihre Geldanlagen anzupassen?

Richtig, die Ergebnisse zeigen, dass die Anleger keinen Handlungsdruck spüren. Vier von fünf Befragten geben an, dass sie steigende Preise nicht zum Anlass nehmen, ihre Geldanlagen anzupassen oder sich dazu beraten zu lassen. Nur einer von zehn will von sich aus aktiv werden und Umschichtungen bei seinem Vermögen vornehmen. Elf Prozent setzen auf Hilfe von ihrem Bankberater und möchten ihn um Rat fragen.

Was empfehlen Sie den Anlegern?

Die Befragung zeigt, dass Inflation für die meisten Anleger kein Thema ist. Angesichts der niedrigen Zinsen auf Erspartes unterschätzen sie dadurch aber den Einfluss auf die reale Vermögensbildung. Denn viele Vermögen schrumpfen faktisch, weil sie an Kaufkraft verlieren. Nur wer sich hier breiter aufstellt und seine Ersparnisse besser strukturiert, kann sein Vermögen vermehren. Wie das gelingen kann, erfahren Anleger am besten bei einem persönlichen Gespräch mit ihrem Berater.

Anlegerbarometer Union Investment
Gefühlte Inflation

 

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