Werner Block ist geschäftsführender Vorstand der Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen (gdw) Süd eG in Stuttgart und hat bei der Sendung „Undercover Boss“ mitgemacht, in der er inkognito als Praktikant Joey Winkler in den CAP-Supermärkten unterwegs war.
Herr Block, Sie wurden für die Sendung umgestylt: Neue Haarfarbe, neue Frisur, Bart, andere Brille und legere Kleidung. Wie lange hat die Verwandlung gedauert?
Werner Block: Rund vier Stunden war ich beim Friseur – und am Ende der Drehwoche musste ich mich ja wieder zurück verwandeln. Am Anfang war es ungewohnt ständig von einer Kamera begleitet zu werden, aber bald habe ich sie gar nicht mehr bemerkt.
Sie waren dann eine Woche lang in verschiedenen CAP-Supermärkten unterwegs. Davon gibt es 105 Filialen mit einer Marktgröße zwischen 200 und 1.500 Quadratmetern in ganz Deutschland. Der Name CAP leitet sich vom englischen Wort Handicap ab. Das Besondere der Märkte ist, dass dort rund 50 Prozent der Mitarbeiter Menschen mit Behinderung sind. Was hat Sie daran gereizt undercover unterwegs zu sein?
Block: Die Produktionsfirma ist an uns herangetreten und ich musste mich erst einmal informieren, was das Konzept der Sendung ist. Wir fanden es spannend damit die Möglichkeit zu haben, die Idee der CAP-Märkte bekannter zu machen und dabei auch Anregungen zur Optimierung des Geschäftsablaufs zu bekommen.
Sie haben in den Supermärkten als Praktikant unter anderem im Lager und an der Kasse gearbeitet und wurden dabei von Mitarbeitern betreut, die Sie durchaus auch kritisch beäugt haben und beispielsweise ihr Arbeitstempo angemahnt haben.
Block: Zum Glück hat mich niemand erkannt. Ich muss sagen, dass die Kritik durchaus berechtigt war – ich bin kein Spezialist – und ich habe versucht darauf zu reagieren, auch wenn das nicht immer einfach war. Das Härteste war für mich nicht die Kritik, sondern die Situation an einem Samstag in Stuttgart an der Supermarktkasse zu sitzen. Das war Stress pur und die absolut herausforderndste Situation der Woche.
Die Mitarbeiter, die Sie inkognito eingewiesen haben, haben Sie zum Abschluss in die Zentrale eingeladen und sich ihnen zu erkennen gegeben. Wie waren die Reaktionen?
Block: Sie waren richtig überrascht und ich habe ihnen durchweg positives Feedback geben können. Der Dreh war für mich eine sehr wichtige, menschliche Erfahrung und schön zu sehen, wie sich die Mitarbeiter über die entgegengebrachte Wertschätzung gefreut haben.
Was hat sich nach der Ausstrahlung bei der gdw süd getan?
Block: Von den Zuschauern bekamen wir ganz viele positive Reaktionen. Wir haben die Märkte aus der Sendung im Nachgang noch einmal besucht und die Mitarbeiter haben uns nicht krumm genommen, dass wir sie ein wenig an der Nase herumgeführt haben – ganz im Gegenteil, sie fanden die Aktion gut. Die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe, haben uns dazu gebracht, dass wir das Kassensystem für Mitarbeiter mit feinmotorischen Problemen anpassen und den Führungskräften in den Märkten eine Qualifizierung anbieten, wo sie den Umgang mit verschiedenen Arten und Graden an Behinderungen lernen. Es sind ganz konkrete Maßnahmen entstanden.
CAP
CAP ist eine Supermarktkette, die mit 105 Filialen mit einer Marktgröße zwischen 200 und 1500 Quadratmetern in ganz Deutschland vertreten ist. Der Name CAP leitet sich vom englischen Wort Handicap ab. Das Besondere der Märkte: 50 Prozent der Mitarbeiter haben eine Behinderung. Außerdem werden bewusst Märkte in Regionen eröffnet, in denen es keine Einkaufsmöglichkeiten mehr gibt.
Betrieben werden die CAP-Märkte in der Regel von örtlichen Integrationsunternehmen oder den Werkstätten für behinderte Menschen im Rahmen eines Social Franchisings. Die Konzeption geht auf die Gemeinnützige Werk- und Wohnstätten GmbH (GWW) zurück und wird seit 2001 von der in Stuttgart ansässigen Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Süd eG (gdw süd) verantwortet.
In den CAP-Märkten sind rund 1.500 Mitarbeiter beschäftigt, davon sind 831 Menschen mit Behinderung.
http://www.gdw-sued.de/
http://www.cap-markt.de/