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»Sie unterstützen das innovationsfreudige Klima im Land«

1700 Mittelständler und Genossenschaftsbanker
BWGV

Leiser, präziser, sicherer: Die AKE Knebel GmbH & Co. KG aus Balingen (Zollernalbkreis) hat das Kreissägeblatt neu erfunden – und dafür den VR-InnovationsPreis Mittelstand 2014 der baden-württembergischen Volksbanken und Raiffeisenbanken erhalten. Ministerpräsident Winfried Kretschmann und BWGV-Präsident Dr. Roman Glaser überreichten den mit 25.000 Euro dotierten Preis beim VR- Mittelstandstag am 21. Mai in Stuttgart. Darüber hinaus wurde die Zagro Bahn- und Baumaschinen GmbH aus Bad Rappenau (Landkreis Heilbronn) mit dem Sonderpreis für das Handwerk in Höhe von 15.000 Euro ausgezeichnet – für die Entwicklung eines batteriebetriebenen Fahrzeugs zum Rangieren von Eisenbahn- und Straßenbahnenwaggons. Den Förderpreis im Wert von 10.000 Euro erhielt die Blue Synergy GmbH. Das junge Unternehmen aus Lindau am Bodensee hat eine innovative Turbine zur Stromgewinnung aus Abwasser entwickelt.

Ministerpräsident Kretschmann lobt die Genossenschaftsbanken

„Baden-Württemberg gehört zu den innovationsstärksten Regionen in Europa“, betonte Kretschmann vor rund 1.700 Unternehmerinnen und Unternehmern im Congresscenter auf der Landesmesse Stuttgart. Damit dies so bleibt, sei es wichtig, dass es eine enge Verzahnung zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gebe. „Die dezentral aufgestellten und regional verwurzelten Volksbanken und Raiffeisenbanken sind ein wichtiger Partner für die mittelständische Wirtschaft und das Handwerk. Sie unterstützen das innovationsfreudige Klima im Land“, sagte der Schirmherr des VR-Innovations-Preises und ergänzte: „Gerade Baden-Württemberg als Heimat der Weltmarktführer und industrielle Herzkammer Europas braucht marktfähige Innovationen, auch im Dienstleistungsbereich, so dringend wie die Luft zum Atmen.“ Der Mittelstand sei ein erfolgreiches Modell, für das Deutschland von der ganzen Welt beneidet werde. Er stehe für Eigenständigkeit, Bodenständigkeit und Qualität. „Und zu ihm gehören auch die mittelständischen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Sie kennen den Mittelstand von der Pike auf“, betonte der Ministerpräsident unter dem Applaus der Zuhörer.

Volksbanken und Raiffeisenbanken sichern den Erfolg des Mittelstands

„Wir sind der starke Partner an der Seite des Mittelstands. Unsere knapp 220 Genossenschaftsbanken in Baden-Württemberg sind selbst erfolgreiche mittelständische Unternehmen und daher ideale Partner für die kleinen und mittleren Unternehmen im Land“, stellte auch BWGV- Präsident Glaser heraus. „Die Volksbanken und Raiffeisenbanken sichern über verlässliche und krisenresistente Finanzierungsmöglichkeiten die Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit des Mittelstands, verhelfen den Regionen zu wirtschaftlicher Stabilität und wirken maßgeblich mit, die hohe Innovationskraft im Land nachhaltig zu stärken“, sagte der BWGV-Präsident auch im Hinblick auf den Vortrag von Prof. Dr. Clemens Fuest. Der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)  sprach beim VR-Mittelstandstag über „Rahmenbedingungen für einen innovativen Mittelstand“. Neben mehr Investitionen in Bildung und Forschung ist für den renommierte Wirtschaftswissenschaftler aus Mannheim vor allem eine Politik notwendig, die das Fachkräftepotenzial steigert und mehr Menschen in den Arbeitsmarkt integriert. Die aktuelle Koalition tue mit dem Mindestlohn und der Rente mit 63 leider das genaue Gegenteil dessen, so Fuest. Das sind Kritikpunkte, die BWGV-Präsident Glaser bereits in seinem Eingangsstatement äußerte.

Kredite von Genossenschaftsbanken legen deutlich zu

Bei der Kreditvergabe an mittelständische Unternehmen kommt bundesweit mittlerweile jeder dritte Euro von den Genossenschaftsbanken – Tendenz steigend. Im Südwesten haben die Kredite der baden-württembergischen Volksbanken und Raiffeisenbanken an Unternehmen um vier Prozent zugelegt und belaufen sich mittlerweile auf rund 31 Milliarden Euro. „Wir sorgen für Wertschöpfung in den Regionen und werden unserer realwirtschaftlichen Verantwortung gerecht“, unterstrich BWGV-Präsident Glaser beim VR-Mittelstandstag. In einer von ZDF-Moderatorin Gundula Gause geleiteten Diskussionsrunde erörterten Bestseller-Autor Frank Schätzing, Fuest und Glaser zudem gemeinsam mit Dr. Antje von Dewitz, Geschäftsführerin des Tettnanger Outdoor-Ausrüsters Vaude, die Erfolgsgeheimnisse des innovativen Mittelstands in Baden-Württemberg. Die erfolgreiche Unternehmerin aus Oberschwaben setzt bei Vaude vor allem auf ein klares Öko- und Nachhaltigkeitsprofil bei den Produkten sowie auf enorme Anstrengungen bei der Gewinnung und Sicherung von Fachkräften – etwa durch ein firmeneigenes Kinderhaus für den Nachwuchs der Mitarbeiter. Seit Fertigstellung sei die Geburtenrate unter den Vaude-Beschäftigten geradezu „explodiert“, scherzte von Dewitz. Schätzing, Bestsellerautor und Visionär, sieht als Voraussetzung für Innovationen vor allem auch die Bereitschaft, mit einer Idee „komplett an die Wand zu fahren“. Die Wohlstandsgeneration neige zu sehr zum Verwalten des Erreichten, sagte Schätzing, der von den Menschen in Deutschland mehr Mut und Risikobereitschaft einfordert. In die gleiche Kerbe schlug Professor Fuest, der sich eine Kultur wünscht, in der man auch scheitern dürfe. „Man muss besser verstehen, dass Fehler dazugehören.“ Fuest sieht aber auch die Politik gefordert, die viel zu sehr auf Großunternehmen fokussiert sei – etwa bei der Bankenregulierung. Eine Aussage, die dem Wirtschaftswissenschaftler großen Applaus der anwesenden Genossenschaftsbanker und Unternehmer einbrachte. Die Diskutanten waren sich schließlich einig, dass mehr Eigenverantwortung und Optimismus vonnöten seien. „Wir selbst entscheiden über die Zukunft“, brachte es Schätzing auf den Punkt.

VR-InnovationsPreis: Präzises Sägen ohne ohrenbetäubenden Lärm

Wie zukunftsorientiert und innovativ insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen im Land sind, zeigt ein Blick auf die 90 Bewerbungen zum diesjährigen VR-Innovationspreis Mittelstand. Den Hauptpreis des renommierten Wettbewerbs sicherte sich der Kreissägen- und Fräswerkzeuge-Hersteller AKE Knebel aus Balingen für seine revolutionäre Innovation eines seit über hundert Jahren beinahe unveränderten Werkzeugs: der Kreissäge. „SuperSilent“ nennt AKE Knebel die neuen Sägeblätter für Kreissägen. Sie bescheren Tischlern sowie Schreinerwerkstätten das Ende der ohrenbetäubend kreischenden Kreissäge und zudem ein präziseres und sichereres Arbeiten. Bisher bestanden Sägeblätter aus Schneidezähnen mit halbkreisförmigen Spanräumen (Aussparungen), in denen sich die entstehenden Späne gesammelt haben und wegtransportiert wurden. Die Luftverwirbelungen in diesen Spanräumen sind für den typisch schrillen Säge ton verantwortlich. Bei „SuperSilent“ ersetzen ringförmige Bypässe die klassischen Spanräume und winzige Diamantschneider die mächtigen Zähne. Damit ist das neuartige Sägeblatt nicht nur sicherer und präziser im Schnitt, sondern auch verblüffend leise: Eine Lärmreduzierung um bis zu 20 Dezibel kann erreicht werden, und im Leerlauf ist die Säge nahezu geräuschlos. Die Erfindung der Firma AKE Knebel, die mit ihren insgesamt rund 450 Mitarbeitern an mehreren Standorten zu den drei großen Werkzeugherstellern für die Holzindustrie zählt, beschert der Branche nach Einschätzung der Innovationspreis-Jury „eine nie dagewesene Erleichterung in Bezug auf Geräuschentwicklung, Einsatzspektrum, Schnittgüte, Materialeinsparung und Verletzungsrisiko“.

E-Maxi: Emissionsfreies Rangiergerät für die Schiene

Mit dem Sonderpreis für das Handwerk bedachte die genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken die in Bad Rappenau ansässige Zagro Bahn- und Baumaschinen GmbH für deren Rangiergerät E-Maxi. Das mit einem Batteriemotor betriebene Fahrzeug zum Verschieben von Waggons gilt als der weltweit vielfältigste Elektrorangierer. Neben dem emissionsfreien Antrieb stellt die hohe Wendigkeit dank der patentierten Allradlenkung das Alleinstellungsmerkmal der Innovation aus Bad Rappenau dar. E-Maxi erfüllt auf ideale Weise alle Voraussetzungen für den Einsatz in geschlossenen Hallen und Werkstätten von Eisenbahn-, Straßenbahn- und Verkehrsbetrieben.

Förderpreis für Turbine zur Stromgewinnung aus Abwasser

Mehr als 500.000 Kilometer Abwasserkanäle existieren in Deutschland. Das motivierte die mit dem Förderpreis der genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken ausgezeichnete Blue Synergy GmbH aus Lindau am Bodensee, über die Möglichkeiten der Energiegewinnung aus Abwasser nachzudenken. Das 2011 gegründete Unternehmen entwickelte eine spezielle Turbine zur Stromgewinnung aus Abwasser und legte damit den Grundstein für eine neue Technologie. Während die Energiegewinnung durch herkömmliche Wasserkraft auf eine begrenzte Zahl an Standorten beschränkt ist, stehen Abwasserkanäle praktisch überall zur Verfügung. Die Herausforderung bei der Nutzung von Abwasser als Energiequelle besteht darin, dass übliche Kraftwerke sehr schnell versanden oder durch mittransportierte Stoffe verstopfen können. Dafür fand Blue Synergy eine Lösung. Ihre speziell an den Einsatz in Abwasserkanälen angepasste Kleinstwasserkraftturbine ist im Mittelbereich frei von Bauteilen, sodass selbst größere Objekte problemlos durchfließen können.

Kretschmann: „VR-InnovationsPreis belohnt Hartnäckigkeit und Mut“

Ministerpräsident Kretschmann gratulierte den Preisträgern herzlich und dankte allen Volksbanken und Raiffeisenbanken im Land sowie dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband für die Unterstützung des Mittelstands. Kretschmann: „Ich halte den VR-InnovationsPreis für eine tolle Sache: Er belohnt die Hartnäckigkeit und den Mut, die eigenen Ideen zu verwirklichen.“ Die mit insgesamt 50.000 Euro dotierte Auszeichnung ist einer der wichtigsten Innovationspreise im Südwesten. Der Preis zeige, so Kretschmann, dass Innovationen nicht zwangsläufig von den großen Unternehmen kommen müssen. Zum Abschluss des sehr gelungenen VR-Mittelstandstags 2014 ließ es sich BWGV-Verbandsdirektor Gerhard Schorr nicht nehmen, auch die Banker der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Land zu loben: „Sie machen einen tollen Job.“
 

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