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Risikomanagement-Konferenz: Chancen und Risiken der Kapitalmärkte

Im Vortrag des tschechischen Ökonomie-Professors Tomas Sedlacek ging es um das Thema "Sparen oder Nicht-Sparen".
Union Investment

José Manuel Barroso, ehemaliger EU-Kommissionspräsident, brach eine Lanze für das sich in schwierigem Fahrwasser befindliche Europa.
José Manuel Barroso, ehemaliger EU-Kommissionspräsident, brach eine Lanze für das in schwierigem Fahrwasser befindliche Europa. Links im Bild Union-Investment-Vorstandsmitglied Alexander Schindler.

Kaum ein Thema beeinflusste die institutionelle Kapitalanlage dieses Jahr so sehr wie die Eurokrise und mit ihr das Zinsertragsdilemma. Wie sieht Europas Zukunft aus? Kann sich das Griechenlanddrama wiederholen? Welche Rolle spielen die europäischen Institutionen in den nächsten Jahren? Antworten auf diese Fragen gaben hochkarätige Referenten auf der Risikomanagement-Konferenz der Union-Investment.



 
 

Alexander Schindler, Mitglied des Vorstands der Union Investment

„Lower for longer“ – trotz einer sich abzeichnenden Abkehr der US-amerikanischen Notenbank FED von der Politik des billigen Geldes werden die Zinsen noch für eine ganze Weile niedrig bleiben. Mit dieser Einschätzung begrüßte Alexander Schindler, im Vorstand von Union Investment zuständig für das Geschäft mit institutionellen Kunden, die rund 300 Teilnehmer der Risikomanagement-Konferenz. Seit nunmehr zehn Jahren diskutiert die genossenschaftliche Fondsgesellschaft mit prominenten Referenten und Gästen aus Pensionskassen, Versicherungen und Banken die neuesten Anlagetrends für institutionelle Investoren. „Eine Blaupause zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen gibt es nicht“, sagte Alexander Schindler zur Eröffnung. „Dafür sind die Investmentbedingungen der einzelnen Investorengruppen und deren jeweiliges regulatorisches Umfeld zu unterschiedlich.“ Er identifizierte jedoch drei Leitlinien für den Erfolg im aktuellen Umfeld: „Ohne Diversifikation geht es nicht. Darüber hinaus brauchen wir ein aktives, dynamisches Risikomanagement beziehungsweise eine entsprechende Portfoliosteuerung. Denn nur so sind wir in der Lage, zusätzliche neue Renditequellen zu erschließen“, erläuterte das Vorstandsmitglied.

Jens Wilhelm, Mitglied des Vorstands der Union Investment

Wo diese zu finden sind, darauf ging Jens Wilhelm in seinem Vortrag „Kapitalanlage im Umbruch – Jede Renditequelle zählt“ ein. Wilhelm, der bei Union Investment auf Vorstandsebene das Portfoliomanagement verantwortet, warf dabei zunächst einen Blick auf die Rahmenbedingungen der künftigen Entwicklung an den Kapitalmärkten. Das Ergebnis zusammengefasst: „Die Weltwirtschaft bietet zwar keinen Anlass zur Euphorie. Das globale Wachstum bleibt flach, aber es wird Wachstum da sein.“ Sollte es zu keinen dramatischen Krisen kommen, dürfte sich die Konjunkturerholung auf niedrigem Niveau fortsetzen.

Thomas Bossert, Mitglied der Geschäftsführung der Union Investment

Angesichts der komplexen und unübersichtlichen Lage an den Kapitalmärkten sollten Anleger weiterhin auf Wertsicherungsstrategien setzen, mahnte der Wertsicherungsexperte Thomas Bossert, Mitglied der Geschäftsführung von Union Investment. Die komplexe Lage sieht er jedoch auch als Herausforderung für das Risikomanagement. Es sei schon kompliziert genug, Risiko, Rendite und Liquidität in der Balance zu halten, zusätzlich müssten heutzutage aber noch Nachhaltigkeit integriert und Regulatorik beachtet werden. Der Umgang mit dieser neuen Situation erfordere eine evolutionäre Entwicklung im Risikomanagement.

Prof. Dr. Martin Hellmich, Frankfurt School of Finance and Management

Das aktuelle Investmentumfeld beeinflusst nicht nur die Risikosituation einzelner Investoren, sondern setzt auch das Finanzsystem zusätzlichen Risiken aus. So führen die massiven Interventionen der Zentralbanken zu hohen Korrelationen unterschiedlicher Asset-Klassen. Gleichzeitig reagieren große Investorengruppen aufgrund regulatorischer Vorgaben mit einem zunehmend gleichgerichteten Nachfrageverhalten, das sich auf die Vermögenspreise auswirkt und die Gefahr von Preisblasen erhöht. „Wir beobachten steigende Ansteckungsrisiken im Finanzsystem“, sagte Martin Hellmich, Professor an der Frankfurt School of Finance and Management und Autor der aktuellen Risikomanagement-Studie, in seinem Vortrag. Er hatte im Auftrag von Union Investment die Anlagestrategien institutioneller Investoren im Spannungsfeld zwischen Finanzmarktregulierung und Nullzinsumfeld untersucht.

José Manuel Barroso, ehemaliger EU-Kommissionspräsident

Prägten in den vergangenen Jahren vor allem US-amerikanische Gastredner die Risikomanagement-Konferenz, kamen mit José Manuel Barroso und Tomáš Sedláček zwei bekennende Europäer zu Wort. Als ehemaliger EU-Kommissionspräsident brach Barroso erwartungsgemäß eine Lanze für das sich in schwierigem Fahrwasser befindliche Europa. Einer der größten Fehler sei es, ausschließlich aus der aktuellen Lage auf die Zukunft Europas zu schließen. „Anstatt sich zu stark von den krisenhaften und dramatischen Ereignissen der Gegenwart leiten zu lassen, empfiehlt sich ein Blick in die Vergangenheit, gerade wenn es um die Zukunft geht“, riet Barroso seinen Zuhörern. Natürlich böten die gegenwärtigen Krisen Anlass zur Sorge. Ein Blick zurück auf die vergangenen zehn extrem herausfordernden Jahre zeige jedoch, dass jede Krise die Europäische Union stets auch ein Stück nach vorn gebracht habe. „Trotz Finanz- und Verschuldungskrise sowie einer veritablen institutionellen Krise ist Europa in dieser Phase größer und stärker geworden“, so der ehemalige EU-Politiker. Die aktuelle Flüchtlingskrise betrachtete Barroso vor diesem Hintergrund aus einer chancenbetonten Perspektive. „Ja, es gibt Risiken“, gab er zu. „Aber am Ende sollten wir auch bedenken, dass Europa künftig weiterhin Zuzug benötigt, um die demografischen Ungleichgewichte auszugleichen.

Prof. Dr. Tomáš Sedláček, tschechischer Ökonomie-Professor

“Sparen oder nicht sparen? In seinem Vortrag bezog der tschechische Ökonomie-Professor Tomáš Sedláček zu dieser Frage klar Stellung. Für ihn befindet sich die Wirtschaft nicht in einem Zustand der Depression, sondern weise vielmehr Anzeichen einer manisch-depressiven Verstimmung auf. Das Problem: In manischen Phasen handelt die Wirtschaft in der Erwartung, die Dinge kontrollieren zu können. Weitere Schulden sind kein Thema, da man zuversichtlich ist, diese in jedem Fall zurückzahlen zu können. Anstelle neuer Schulden als „Aufputschmittel“ empfiehlt Sedláček als Therapie ein Dämpfen der erratischen Stimmungsschwankungen. „Das ist in einer Volkswirtschaft jedoch höchst unpopulär, weil es einen Verzicht auf Wachstum bedeutet“, sagte der Ökonom. Schon in der Bibel sei über die erste verbriefte Wirtschaftskrise zu lesen, dass auf sieben fette Jahre ebenso viele magere Jahre folgen. Um sich für schwere Jahre zu wappnen, müsse man in den guten Zeiten entsprechend sparen.

Mehr zur Risikomanagement-Konferenz finden Sie bei der Union Investment.

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