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Rekordergebnisse bei Erdbeeren und Spargel stützen die Obst- und Gemüsebilanz

Rekordergebnisse bei Erdbeeren und Spargel stützen die Obst- und Gemüsebilanz
BWGV Werbefonds

Die Obst- und Gemüsesaison 2014 in Baden-Württemberg war geprägt von einem frühen Saisonstart bei allen Kulturen, der jedoch nur teilweise – etwa bei Erdbeeren und Spargel –  einen Vorteil brachte.
Erdbeerernte

Auf ein erfolgreiches, aber auch herausforderndes Jahr 2014 blicken die genossenschaftlichen Erzeugermärkte in Baden-Württemberg zurück: 280.000 Tonnen Obst und 90.000 Tonnen Gemüse haben die zwölf Genossenschaften vermarktet und damit einen Gesamtumsatz von 428 Millionen Euro erwirtschaftet. Dies entspricht einem Plus von zwei Prozent oder mehr als neun Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Die mit Abstand größte Umsatzposition waren die Äpfel mit 91,2 Millionen Euro, gefolgt von Erdbeeren (34,3 Millionen Euro), Tomaten (24,7 Millionen Euro) und Spargel (24,1 Millionen Euro). Die neun Gartenbau-Genossenschaften im Südwesten melden einen Gesamtumsatz mit ihren Mitgliedern von 29 Millionen Euro – ein Plus von einem Prozent. Dies gab der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband (BWGV) im Rahmen der ersten gemeinsamen Jahrespressekonferenz der genossenschaftlichen Obst-, Gemüse- und Gartenbauwirtschaft am Donnerstag (26.03.2015) in Karlsruhe bekannt.

„Die Obst- und Gemüsesaison 2014 in Baden-Württemberg war geprägt von einem frühen Saisonstart bei allen Kulturen, der jedoch nur teilweise – etwa bei Erdbeeren und Spargel –  einen Vorteil brachte. Denn insgesamt standen in Deutschland frühzeitig große Erntemengen zur Verfügung. Importierte Ware weitete das ohnehin große Mengenangebot zusätzlich aus“, führte BWGV-Präsident Dr. Roman Glaser aus und ergänzte: „Dadurch war der Vermarktungsdruck für unsere Genossenschaften permanent hoch. Auch qualitativ sehr hochwertige Ware musste sich ihren Platz im Warenregal über den Preis erkaufen.“ Dass trotzdem ein Umsatzplus in Höhe von zwei Prozent oder mehr als neun Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr erzielt werden konnte, lag am Zugewinn bei Erdbeeren und Gemüse.

Lange und erfolgreiche Spargelsaison 2014

Die Spargelvermarktung profitierte stark von der günstigen Witterung im Frühjahr: „Durch den sehr frühen Erntebeginn war die Saison 2014 eine der längsten“, berichtete Glaser. Die Absatzmenge lag bei 6.100 Tonnen und verfehlte damit nur knapp den Rekordwert aus dem Jahr 2011, der bei 6.200 Tonnen lag. Gegenüber dem Jahr 2013 legte der Absatz um sieben Prozent zu. Die Gesamterlöse mit 24,1 Millionen Euro bedeuten einen Zuwachs von acht Prozent und stellen ein Rekordergebnis dar.

Ein absoluter Umsatzrekord wurde im vergangenen Jahr bei den Erdbeeren erwirtschaftet: Mit 16.300 Tonnen konnte ein Umsatz in Höhe von 34,3 Millionen Euro erzielt werden. Zu verdanken ist dieser Rekord dem außergewöhnlich warmen und sonnigen Frühjahr, das einen sehr frühen Start in die Freiland-Erdbeersaison ermöglichte. Bis Pfingsten wurden Erdbeeren aus Baden bundesweit sehr stark nachgefragt. Danach führten große Erntemengen aus den anderen deutschen Anbauregionen zu einem beträchtlichen Angebot und damit zu fallenden Preisen. Unter dem Strich konnte der Absatz gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent und der Umsatz gar um rund 25 Prozent gesteigert werden. Der Durchschnittserlös lag mit 2,21 Euro pro Kilogramm Erdbeeren um vier Prozent höher als im Vorjahr.

Große Ernte und russischer Importstopp belasteten Apfel-Erlöse

Mengen- und umsatzstärkstes Produkt waren auch im Jahr 2014 die Äpfel mit insgesamt 224.000 Tonnen und 91,2 Millionen Euro. „Die Vermarktung der Vorjahresernte verlief bis Juli noch zufriedenstellend. Die neue Ernte im Herbst fiel in Deutschland und Europa sehr groß aus, und vielerorts reichten die Langzeit-Lager-Kapazitäten nicht aus. Daher wurden bereits frühzeitig Sonderverkaufsaktionen mit sehr attraktiven Verbraucherpreisen durchgeführt“, betonte Glaser. Zusammen mit den Auswirkungen des russischen Importstopps  drückt sich dies in einem deutlichen Umsatzrückgang um 13 Prozent bei gleichzeitiger Mengenerhöhung um 20 Prozent aus. „Bei Äpfeln gab es einen deutlichen Umsatzrückgang. Die Erzeugererlöse sanken um mehr als die Hälfte bis unter 25 Cent für ein Kilogramm Äpfel“, erklärte der BWGV-Präsident. Auch aktuell sind die Preise immer noch sehr niedrig. Bei den Zwetschgen stand die Vermarktung aufgrund hoher Mengenerwartungen ebenfalls unter Druck und führte zu deutlichen Umsatzrückgängen. Zu kämpfen hatten die Obstbauern auch mit der Kirschessigfliege, die insbesondere bei Kirschen, Beeren und Zwetschgen zu Ausfällen führte.

Erfreulich entwickelte sich die genossenschaftliche Vermarktung von Tomaten und Paprika im Südwesten: In beiden Bereichen konnte sowohl Umsatz als auch Menge gesteigert werden. Insgesamt wurden 17.900 Tonnen Tomaten (plus 17 Prozent) für 24,7 Millionen Euro (plus 36 Prozent) vermarktet. Paprika legte bei der Menge um 33 Prozent auf 6.500 Tonnen und beim Umsatz um 46 Prozent auf 12,4 Millionen Euro zu.

BWGV fordert Harmonisierung der Pflanzenschutzmittelzulassung

Neben Wetter-Unwägbarkeiten, zunehmendem Wettbewerb aus dem In- und Ausland sowie dem Importstopp in Russland sehen sich die baden-württembergischen Erzeugerorganisationen und ihre Vertriebsgesellschaften auch zahlreichen praxisfremden Vorgaben aus Politik und Handel gegenüber. „Die Harmonisierung der Pflanzenschutzmittelzulassung, insbesondere hinsichtlich der Bewertungsgrundlagen und der Anwendungsbestimmungen, muss von der Politik deutlich vorangebracht werden. Die Grundsätze der guten Agrarpraxis dürfen nicht durch fachlich unbegründete Beschränkungen ausgehebelt werden“, forderte Glaser.

Mit Unverständnis sieht der BWGV-Präsident die Auswirkungen des Mindestlohngesetzes, vor allem in den viel zu umfangreichen Dokumentations- und Nachweispflichten: „Gerade in den heimischen Betrieben des Obst- und Gemüseanbaus ist die Umsetzung des Mindestlohns mit vielen praktischen Problemen behaftet. Wo bisher ein Arbeitsvertrag ausreichte, sollen unsere Gärtner und Obstbauern jetzt noch einen Mietvertrag und einen Aufbewahrungsvertrag mit ihren Saisonarbeitskräften schließen. Das verstehen weder Arbeitnehmer noch Erzeugerbetriebe. Wir erwarten daher ausdrücklich, dass es hier zu einer Überprüfung und praxisgerechten Anpassung kommt.“

Für BWGV-Präsident Glaser handelt es sich bei diesen Themen um eine grundsätzliche Fragestellung: „Angesichts der massiven Zunahme an restriktiven Vorgaben fragen sich unsere genossenschaftliche Obst- und Gemüsewirtschaft und ihre angeschlossenen Mitglieder, ob die Produktion von gesunden Nahrungsmitteln in den Regionen vor Ort politisch und gesellschaftlich überhaupt gewünscht ist.“

Neue Struktur für Obst-, Gemüse- und Gartenbau-Genossenschaften

Mit der Jahrespressekonferenz nimmt auch der neu gegründete „Fachausschuss Obst, Gemüse, Gartenbau“ unter dem Dach des BWGV offiziell seine Arbeit auf. Als Nachfolger des bisherigen Marktkontors Baden sowie des Marktkontors Württemberg kümmert sich der neue Fachausschuss um die Interessen aller baden-württembergischen Obst- und Gemüse-Genossenschaften sowie der Gartenbau-Genossenschaften. „Gerade angesichts der zunehmenden Herausforderungen für die Genossenschaften ist es wichtig, dass es einen landesweiten engen Austausch gibt und ihre Interessen gebündelt und einheitlich vertreten werden. Der Fachausschuss ist die neue starke Stimme der genossenschaftlich organisierten Obst- und Gemüseanbauer sowie Gartenbaubetriebe im Land“, betonte Glaser. Die 22 Obst-, Gemüse- und Gartenbau-Genossenschaften in Baden-Württemberg werden von rund 7.500 Einzelmitgliedern getragen.

3,8 Millionen Genossenschaftsmitglieder in Baden-Württemberg

Der BWGV, der 2009 aus dem Badischen und dem Württembergischen Genossenschaftsverband hervorgegangen ist, hat gut 900 Mitglieder, davon 850 Genossenschaften mit fast 3,8 Millionen Einzelmitgliedern. Sein ältester Vorgängerverband, der „Verband der wirtschaftlichen Genossenschaften in Württemberg und Baden“, wurde 1864 in Stuttgart gegründet. Die 213 Volksbanken und Raiffeisenbanken im Land weisen eine Bilanzsumme von mehr als 140 Milliarden Euro aus. Die 630 ländlichen und gewerblichen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften erwirtschaften einen Umsatz von rund 8,6 Milliarden Euro. Mehr als 34.500 Menschen in Baden-Württemberg arbeiten für genossenschaftliche Unternehmen, darunter etwa 3.500 Auszubildende. Baden-Württemberg gilt als das „Land der Genossenschaften“.

Presse-Information

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