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Jungwinzer Creatiwi der Alde Gott

Eine Auswahl der prämierten Jungwinzer Creatiwis mit Alde Gott-Geschäftsführer Günter Lehmann (hinten links) und dem 1. Kellermeister Michael Huber (hinten rechts), Sprecher Stephan Männle, Philipp Wörner, Wolfgang Vogt und Cornelia Gieringer (v.l.n.r.).
BWGV

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Ihr Erkennungsmerkmal ist die Rebwurzel – sie findet sich im Logo und auf dem Weinetikett der Jungwinzer, die sich selbst „Creatiwis“ nennen. Die Rebwurzel begleitet die Arbeit der rund 20 Jungwinzer im Alter von 16 bis 40 Jahren, denn ihr erster eigener Wein lagert im Naturfelsenkeller bei einem der Creatiwi in 225-Liter-Barrique-Fässern bei konstanter Temperatur und hoher Luftfeuchtigkeit. Die Trauben dafür wachsen genau darüber an den Spätburgunder-Rebstöcken, deren Wurzeln im Keller von der Decke hängen. Nosolo heißt der Spätburgunder der Sasbachwaldener Jungwinzer, der auch bei der Weinpräsentation des Deutschen Raiffeisenverbands von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) gelobt wurde. „Der 2012er Nosolo-Spätburgunder war der einzige Wein, der eine Einzelvorstellung bekam“, sagt Günter Lehmann, der Geschäftsführer der Alde Gott Winzer eG. Nosolo steht für „nicht allein“, denn zusammen sind die Jungwinzer stärker. Außerdem ist das Wort aus den Anfangsbuchstaben der Mitglieds-Weinbaugemeinden zusammengesetzt: Neusatz, Oberachern, Sasbachwalden, Obersasbach, Lauf und Ottersweier.

Nachwuchs begeistern

„Man kann nicht früh genug an die Zukunft und an den Nachwuchs denken“, sagt Lehmann. Schon seit 2009 treffen sich die Jungwinzer aus der Region zu losen Treffen. Doch dann wollten die Jungwinzer ein eigenes Projekt haben, einen eigenen Wein. Jetzt kommt es einmal im Monat zu Gesprächsrunden und Rebanlagenbegehungen. „Wir müssen den 2013er und 2014er Nosolo ja immer wieder verkosten“, sagt Stephan Männle, der Sprecher der Creatiwis und lacht in die Runde. An dem rustikalen Tisch sitzen einige der Jungwinzer und erzählen von ihrem Wein: Dass der 2012er Spätburgunder 100 Tage im Holzfass reifte, dass sie ihn beim örtlichen Weinfest mit Festwagen stolz präsentiert haben, dass die Jahrgänge danach länger reifen sollen. Wenn sie erzählen, schauen sie immer wieder in die Runde. Meist ergreift Sprecher Männle nach ein paar Momenten das Wort: „Wir stammen alle mehr oder weniger aus Weinfamilien – so mancher Jungwinzer hat ein paar Reben vom Onkel bekommen, um seinem Hobby nachzugehen.“ Im Genossenschaftswesen ginge es nur mit zusätzlichen nebenerwerbstätigen Winzern, deshalb sei das Ziel, den Nachwuchs dafür zu begeistern. Männle selbst hat den Hof seiner Familie übernommen. „Genau diese Bandbreite wollen wir mit den Jungwinzern abdecken“, sagt Alde Gott-Geschäftsführer Lehmann, der mit am Tisch sitzt. „Wir haben viele Winzer zwischen 40 und 50 Jahren, die den Hof schon übernommen haben, die Elterngeneration lebt mit am Hof und die ganz Jungen suchen sich dann meist einen anderen Beruf, denn für drei Generationen ist kein Platz.“ Die nachkommende Generation soll aber auch schon gebunden werden.

Der 2012er Spätburgunder Nosolo der Jungwinzer hat die Rebwurzel im Etikett.
Der 2012er Spätburgunder Nosolo der Jungwinzer hat die Rebwurzel im Etikett.

Raum zum Ausprobieren

Den Creatiwis ist es wichtig, dass sie die verschiedenen Anbau- und Ausbautechniken im Blick haben. Der erste Nosolo wurde mit Kaltmazeration und unter Saftabzug ausgebaut. Beides Verfahren, die sonst bei der Alde Gott eG nicht genutzt werden. „Dafür haben wir auch eigene Technik, wie zum Beispiel einen Holzgärständer, angeschafft“, sagt Lehmann, „je früher der Wein am Holz ist, desto besser schmeckt‘s“.

Die Jungwinzer experimentieren mit verschiedenen Lagerorten und klimatischen Bedingungen. Sie haben sich für den Nosolo schon für den Anbau zehn Gebote auferlegt: So haben sie eine Ertragsreduzierung auf 4.000 Liter von einem Hektar Reben festgelegt, verzichten bei der Düngung auf Stickstoff und es darf zwischen den Reben auch blühen und grünen. „Wir wollen eine natürlichere Bewirtschaftung bei kleinerem Ertrag erreichen und mehr Biodiversität zulassen – und die Anbautechniken bei allen Jungwinzern ins Gedächtnis rufen“, sagt Männle. Im Oktober 2014 waren sie auf die Bundesweinprämierung nach Mainz eingeladen und fuhren mit 15 Mann hin. Im Bus herrschte gute Stimmung, die Jungwinzer wussten, dass sie als Jungwinzervereinigung des Jahres auf der Bühne stehen sollen. „Als es dann so weit war, wollte kaum einer ans Mikrofon“, erzählt Lehmann und lacht in die Runde. „Die deutsche Weinkönigin hatte noch ein paar Fragen, die ich dann beantwortet habe“, sagt Männle, „Der Moment war viel zu kurz, dass wir es voll auskosten konnten. Als sich die Aufregung gelegt hatte, saßen wir schon wieder auf unseren Stühlen.“

Lehmann ist stolz auf die Jungwinzer, er freut sich über die gute Werbung und will mittelfristig Nosolo als Premiummarke bei der Alde Gott etablieren. Als nächstes sei ein Weißwein dran und wenn sich der 2012er Nosolo Spätburgunder weiter so gut entwickle, könne er sich vorstellen, dass er ihn für den Rotweinpreis der Fachzeitschrift Vinum einreicht. „Wir wollen mit dem Premiumwein neue Kundensegmente erschließen“, sagt er. Der 2012er Nosolo kostet in der Dreiviertelliterflasche 25 Euro. Firmenkunden und Gastronomie sind ebenso Abnehmer wie Familie und Freunde der Jungwinzer. „Ich verschenke den Wein gerne“, sagt Wolfgang Vogt, der neben dem Sprecher der Creatiwis auf der Sitzbank sitzt und die Arme auf dem Tisch aufgestützt hat, „weil ich sagen kann, dass das mein Wein ist“.

Vielfältige Truppe

Schlosser, Studenten und eine Mediengestalterin finden sich unter den Creatiwis. Der Frauenanteil kann sich mit einem Drittel sehen lassen. „Wir brauchen keine Quote“, klingt es aus der Runde. Der Erfolg der Jungwinzer spricht sich herum. Am Anfang hat die WG noch per Rundschreiben auf die Gruppe aufmerksam gemacht, jetzt meldet sich der Nachwuchs von allein – wie Cornelia Gieringer, die seit Ende September 2014 Ortenauer Weinprinzessin ist. Seit September arbeitet sie auch als kaufmännische Angestellte bei der Alde Gott eG und gehört den Jungwinzern an. Ursprünglich hat sie Industriekauffrau und Mediengestalterin gelernt. „Aber ich habe mich schon immer zum Wein hingezogen gefühlt“, sagt die 25-Jährige und schüttelt ihre blonden Haare. Ihr Vater ist Vollerwerbslandwirt mit „ein paar Reben“. Blickt sie jetzt aus dem Verkaufsraum des Fachwerkhauses der Alde Gott nach draußen, schaut sie direkt auf die abgeernteten Reben. Ihre beiden Ausbildungen kann sie bei der Arbeit in der WG und den Creatiwis gut gebrauchen. Für 2015 steht die Neugestaltung des Natur- und Weinlehrpfads an. Die Rebsorten, die Arbeit mit dem Wein und die WG sollen dabei vorgestellt werden. Die Creatiwis erarbeiten das Konzept, gestalten die Tafeln und stellen sie auf. „In der Genossenschaft halten wir zusammen, das ist das, was wir zeigen wollen“, sagt Sprecher Männle. Im Dezember 2014 wurde er in den Aufsichtsrat der Alde Gott gewählt. Er ist schon über 40 Jahre alt, aber das sieht bei den Creatiwis niemand so eng.

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