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Genossenschaftliches Gasthaus "dasrößle" eG wird kultureller und solzialer Dorfmittelpunkt

Das genossenschaftliche Dorfgasthaus "Rößle".
BWGV

Im oberen Wiesental im Feldberg-Belchen-Gebiet ist die Schwarzwaldidylle authentisch. Geschwend, ein Ortsteil von Todtnau im Kreis Lörrach, war mit seinem urigen Wirtshaus „Rößle“, 1773 in typischer Bauweise mit Walmdach und Holzschindelfassade errichtet, schon lange ein Film- und Fernsehstar. Bereits in den 1950er-Jahren wurde hier der Streifen „Schwarzwaldmelodie“ gedreht. Das unter Denkmalschutz stehende „Rößle“ dient als Außenkulisse für den „Löwen“ in der Fernsehserie „Die Fallers“. Doch im Gasthaus zum Rößle war Mitte 2010 kein Leben mehr. Zuvor schon hatte es nur noch ab und zu geöffnet. Das Wirtshaus stand ab Mitte 2010 leer und zum Verkauf. Der Winter 2010 setzte dem historischen Gebäude stark zu: undichtes Dach, Wasserschäden an der Küchendecke und im Saal. „Das war nicht mit anzusehen. Es musste etwas geschehen“, erinnert sich Ewald Dießlin. Die Familie des Unternehmensberaters und weitere drei Geschwender Familien taten sich in einer Interessengemeinschaft zusammen. Das gemeinsame Ziel: die Entwicklung eines wirtschaftlich tragfähigen Konzepts für den Fortbestand des Dorfgasthauses. Dießlin: „Wir haben hier fünf Vereine, die keinen Treffpunkt mehr für ihre Aktivitäten hatten und für die 160 Haushalte gab es kein Gasthaus mehr am Ort.“

Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft passt auf das Bürgerprojekt

Die Gaststube des „Rößle“ ist stilvoll renoviert worden und hat Charme.
Die Gaststube des „Rößle“ ist stilvoll renoviert worden und hat den Charme
eines Schwarzwälder Dorfgasthauses behalten.

In mehreren Informationsveranstaltungen konnten die Aktivisten zahlreiche Geschwender und Mitstreiter aus der Umgebung für das Projekt gewinnen. „Wir Bürger haben uns dann über verschiedene Betriebsformen Gedanken gemacht und sind sehr schnell auf die eingetragene Genossenschaft gekommen“, sagt Dießlin, der seit der Gründung der Genossenschaft „dasrößle“ im Oktober 2011 deren Vorstand ist, „Warum eine Genossenschaft? Weil sie die ideale Lösung für Probleme ist, die ein Einzelner nicht stemmen kann.“ Die Genossenschaft stärke das soziale Zusammenleben und fördere die nachhaltige Entwicklung in der Gemeinde. „Und die Genossenschaft ist die Betriebsform mit dem geringsten Insolvenzrisiko“, sagt der Ökonom. Hausbank ist die VR-Bank eG Schopfheim-Maulburg.

Rund 40 freiwillige Helfer aus dem Dorf haben 2012 das imposante Gebäude ausgeräumt. Der Besucheransturm auf den Trödelmarkt Mitte Juni 2012 war die erste Bewährungsprobe für die junge Genossenschaft. Im Oktober 2012 konnten endlich die Sanierungsarbeiten starten. Die Genossenschaft hat auf die Genehmigung der EU-Fördergelder warten müssen. Vorher durften keine Gewerke vergeben werden. Es galt, in der Zwischenzeit den Maßnahmenkatalog für das Baudenkmal mit den zuständigen Behörden abzustimmen.

Sanierung in nur vier Monaten

"Die Renovierung innerhalb von nur vier Monaten war ein wahrer Kraftakt", erzählt Vorstand Dießlin. Jede Menge Eigenleistungen der ehrenamtlichen Helfer aus dem Dorf und „ein gutes Zusammenspiel mit den beauftragten Handwerkern“, sorgten dafür, dass „dasrößle“ 2013 feierlich eröffnen konnte. Ein halbstündiger Film des Südwestrundfunks „Ein Dorf rettet seinen Gasthof“, in acht Drehtagen entstanden und Ende Januar 2013 gesendet, dokumentiert die Sanierungsarbeiten, die um einiges aufwändiger waren als ursprünglich gedacht. „Wir sind durch den SWR-Film überregional bekannt geworden und haben Mitglieder aus anderen Bundesländern und sogar aus dem Ausland gewonnen“, freut sich Ewald Dießlin.

Die baulichen Ziele der Genossenschaft sind ehrgeizig. Die geschmack- und liebevoll renovierte und eingerichtete Gaststube mit großem Kachelofen und der Saal für größere Anlässe bildeten den Bauabschnitt eins. Das Gasthaus wird gut frequentiert. Die Küche bietet regionaltypische Gerichte mit Produkten, die vorwiegend aus der Region kommen, zu vernünftigen Preisen. „Unser Saal ist eines unserer Alleinstellungsmerkmale.“, sagt Dießlin. Der Kulturverein „dasrößle e.V.“ veranstaltet im „dasrößle“-Saal Konzerte und Lesungen. Ein Netzwerk von Schwarzwaldhaus-Inhabern war kürzlich auf Informationsbesuch in der Geschwender Genossenschaft. „Unser Projekt hat offenbar Vorbildcharakter. Wir geben unsere Erfahrungen gerne weiter“, erzählt Dießlin.

Biergarten, Parkplatz und Gästezimmer vereint die Genossenschaft

„Wir haben gemeinschaftlich mit viel Herzblut und noch mehr Idealismus einen sozialen und kulturellen Dorfmittelpunkt geschaffen und ein wertvolles Baudenkmal vor dem Verfall bewahrt. Wir können stolz darauf sein, ein Schmuckstück geschaffen zu haben.“ Er fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Unsere Genossenschaft ist mit umgerechnet etwa sechs Vollzeitstellen der zweitgrößte Arbeitgeber im Ort.“ Das „Rößle“ ist täglich zwischen 11 und 23 Uhr geöffnet. Die Küche ist warm zwischen 11.30 Uhr und 14 Uhr sowie von 17.30 Uhr bis 21 Uhr. Dienstag ist momentan Ruhetag.

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