Der Frust sitzt tief. Die veröffentlichte Wahrnehmung über die landwirtschaftliche Branche hier zulande ist schlecht. Schlagzeilen wie „Massentierhaltung“, „Überdüngung“ und so weiter machen den Bauern schwer zu schaffen. Ganz abgesehen von den Erzeugerpreisen, die im Keller sind. Kurzum: Die Stimmung in der Landwirtschaft ist schlecht. Auch im Hohenlohischen und auf der Ostalb, dem Geschäftsgebiet der BAG-Hohenlohe-Raiffeisen eG. „Die überwiegend negative Darstellung der modernen Landwirtschaft und der bäuerlichen Familien in vielen Medien bezüglich Tierhaltung, Düngung, Pflanzenschutzmittel etc. ist heute leider trauriger Alltag“, stellt Michael Eißler fest. Nur: Diese einseitige Darstellung entspreche nicht der Realität und sorge gerade bei den bäuerlichen Familienbetrieben in der Region für erhebliche Frustration, so der Geschäftsführer der BAG Hohen lohe. Und er ergänzt: „Hinzu kommen seit Mitte 2014 dramatisch gesunkene Erzeugerpreise, speziell in den Bereichen Schweine und Milch, die immer mehr Bauern die Existenz kosten.“
Kommunikationskampagne gibt Landwirten ein Gesicht
Die Bezugs- und Absatzgenossenschaft reagiert auf diese missliche Gesamtsituation und geht im Sinne ihrer rund 2.200 Mitgliedsbetriebe in die Kommunikationsoffensive. „Wir sind stolz auf unsere Bauern!“, lautet ein Motto einer groß angelegten Imagekampagne und steht für die enge emotionale Verbindung der BAG zu „ihren“ Bauern. „Wir haben uns im Sommer 2015 im Vorstand und Aufsichtsrat Gedanken gemacht und eine zehnköpfige Projektgruppe gebildet“, erzählt Ulrich Kühnle, Vorstandsvorsitzender der BAG. Das Ergebnis der Projektarbeit kann sich sehen lassen. Die ersten fünf LKW der Genossenschaft sind großflächig mit verschiedenen Motiven, die die Verbindung zwischen Landwirt und Verbraucher herausstellen, bedruckt und tragen die Botschaft „Eure Ernährung – unsere Leidenschaft!“ in die Regionen Schwäbisch Hall, Öhringen und Ellwangen. „Die sechs aussagekräftigen Motive sollen verdeutlichen, wer letztlich die Grundlagen für unsere gesunde Ernährung, unsere Genussmittel und somit auch für ein erhebliches Stück Lebensqualität schafft“, sagt dazu BAG-Geschäftsführer Eißler. Die Motive werden auch an gut frequentierten Standorten plakatiert und ins Internet gestellt. „Mittelfristig sind auch andere Kommunikationskanäle denkbar. Die Kampagne soll sich organisch unter Mitwirkung unserer Mitarbeiter und Mitglieder weiterentwickeln“, ergänzt Eißler. Der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband wirkte bei der Entwicklung der Kampagne kräftig mit. Den anderen Bezugs- und Absatzgenossenschaften in Baden-Württemberg soll die Kommunikationskampagne zur Verfügung gestellt werden.
Nutzen der Landwirtschaft für die Gesellschaft
Geschäftsführer Michael Eißler benennt aus seiner Sicht den Nutzen der Landwirtschaft für die Gesellschaft:
- Landwirtschaft sichert die Ernährung der Bevölkerung. Ein Landwirt ernährt heute 140 Personen.
- Durch Sicherstellung einer preiswerten Nahrungsmittelversorgung auf hohem Qualitätsniveau; Erhalt und Pflege der Kulturlandschaft hat die Landwirtschaft einen hohen gesellschaftlichen Nutzen.
- Landwirtschaftliche Familienbetriebe leben durch den Hofbetrieb seit Generationen Nachhaltigkeit.
- Optimierung des Tierwohls erfolgt zum einen aus ethischen Motiven, zum anderen auch aus Eigeninteresse.
- Heutige Tierhaltungsformen sind wesentlicher tiergerechter als früher.
- Landwirte haben ein hohes Eigeninteresse, den Einsatz teurer Betriebsmittel wie zum Beispiel Dünge- und Pflanzenschutzmitteln zu minimieren.
- Deutsche Landwirte stehen bezüglich ihres Ausbildungsniveaus an der Weltspitze.
BAG-Hohenlohe-Raiffeisen eG
Die BAG-Hohenlohe-Raiffeisen eG mit Sitz in Schwäbisch Hall ist der genossenschaftliche Partner der Landwirtschaft in Hohenlohe und auf der Ostalb. Die Bezugs- und Absatzgenossenschaft hat rund 2.200 Mitglieder, 280 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von 80 Millionen Euro (2014).
ZG Raiffeisen eG kommuniziert die Vorteile der Regionalität
Die Märkte der ZG Raiffeisen eG, Karlsruhe, setzen verstärkt auf Regionalität. Die Kundenkommunikation rund um das Hühnerei „aus der Region“ und „ohne Gentechnik“ läuft bereits. Orange eingefärbt – passend zur zweiten Unternehmensfarbe der ZG Raiffeisen eG – lächeln zwei in Herz form positionierte Eier in den kommenden Monaten unter anderem von Plakaten, auf Handzetteln und in Broschüren. Zusätzlich werden Radiospots auf SWR 1, Radio Regenbogen und Radio 7 gesendet. Das Ei markiert das Logo und damit das Symbol der Kampagne, die in unterschiedlichen Interpretationen weitere Lebensmittel aus dem Sortiment der ZG- Raiffeisen-Märkte einbezieht. „Das Thema ‚aus der Region‘ hat seit jeher einen zentralen Stellenwert in unserer Philosophie“, betont Geschäftsbereichsleiter Lukas Roßhart. Entscheidend sei in diesem Kontext eine genaue, sehr eng gefasste Definition des Begriffs Region. Die ZG Raiffeisen zeigt Solidarität mit den heimischen Milchbauern. Seit Dezember 2015 fließen zehn Cent aus dem Verkauf jeder Milchpackung in einen Unterstützungsfonds, teilt die badische Hauptgenossenschaft mit. Aus diesem Topf würden Rabatte für Milchleistungsfutter finanziert. „Wir möchten mit der Aktion ein Zeichen setzen“, sagt der Vorstandsvorsitzende der ZG Raiffeisen, Dr. Ewald Glaser: „Die wirtschaftliche Situation der deutschen Milcherzeuger ist Existenz bedrohend.“ Vor allem kleinere Betriebe, wie sie für die landwirtschaftliche Struktur in Baden-Württemberg üblich sind, haben zu kämpfen.