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Wohnen mit einem Plus: Lichtenstern Wohnkonzepte am Neckarbogen eG

Lichtenstein Wohnkonzepte am Neckarbogen eG, Heilbronn
BUGA 2019 GmbH

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Die Schaffung adäquater, bedürfnisorientierter Unterkünfte für alle und eine nachhaltige, menschliche Siedlungsentwicklung in einer sich zunehmend verstädternden Welt sind zwei der Grundpfeiler des Weltsiedlungsgipfels der Vereinten Nationen (UN-Habitat). In der in diesem Rahmen im Oktober 2016 verabschiedeten Städteagenda verpflichtete sich Deutschland dazu, lebenswerte Städte und Wohnräume für Menschen zu schaffen und dabei eine integrierte Stadtentwicklung zu verwirklichen. Rechtlich verankerte kommunale Kompetenzen, die Förderung von bürgerschaftlichen Engagement, innovativer technologischer, organisatorischer und finanzieller Lösungen haben Deutschland international zum Vorreiter einer modernen Städte- und Regionalentwicklung gemacht. Doch die Lebensbedingungen und -erwartungen in einem Land wie Deutschland ändern sich stetig und so müssen sich auch die modernen Wohnkonzepte Wohnkonzepte anpassen. Unsere Gesellschaft ist geprägt von tiefgreifenden Einwirkungen globaler und nationaler Megatrends: Digitalisierung, Dezentralisierung, Klimawandel, Regulierung und Liberalisierung sowie ein fortschreitender demografischer Wandel. Alle diese Faktoren haben einen Einfluss darauf, wie wir unser Leben gestalten.

Quartier

Das Quartier beschreibt über die Wohnung hinaus den öffentlichen Raum, der vor der Wohnungstür beginnt und in dem regelmäßige Aktivitäten stattfinden. Der Aktionsradius eines jeden Menschen ist aber unterschiedlich groß. Daher kann die räumliche Ausdehnung des Quartiers nicht allgemein bestimmt werden. Darin liegt der Unterschied zum Stadtteil, der eine klar abgegrenzte Verwaltungseinheit bezeichnet. Wichtig ist dabei, dass es sich beim Quartier nicht nur um ein räumliches, sondern vor allem auch soziales Wohnumfeld handelt. Man kann deswegen auch zwischen den „harten“, objektiv fassbaren Standortfaktoren (wie etwa Nahversorgung, medizinischer Versorgungsdichte, Zugang zum Nahverkehr etc.), und den „weichen“ Standortfaktoren (wie etwa das Empfinden der Gemeinschaft in der Nachbarschaft, Wahrnehmung sozialer Kontakte, Barrierefreiheit beziehungsweise Erreichbarkeit etc.) im Quartier unterscheiden.

Leben im Quartier

Auch in Baden-Württemberg ist man aktiv auf der Suche nach Konzepten und Lösungen für diese vielfältigen Herausforderungen. Ein Kernpunkt ist dabei, dass im Quartier Leben stattfindet. Das Quartier ist ein Ort, in dem man sich Infrastrukturen schafft: Bank, Einkauf, Kinderbetreuung, Pflegeangebote, Quartierstreffpunkt, Café – all das ist Teil eines Wohnquartiers. All das greift auch das Land Baden-Württemberg auf und versucht mit dem aktuell in Entwicklung befindlichen Projekt „Quartier2020“ Wege aufzuzeigen. Dabei möchte auch der BWGV aktiv mitwirken – sei es über bestehende Mitgliedsgenossenschaften, die bereits in diesen Tätigkeitsfeldern aktiv sind, als auch über andere Genossenschaften, die hier unterstützend tätig werden wollen, sowie ebenso über Allianzen, wie beispielsweise mit dem Gemeinde- und Städtetag, mit Caritas und Diakonie, der Forschungsstelle für Genossenschaftswesen an der Universität Hohenheim und grundsätzlich mit allen interessierten Bürgern, Unternehmern und Multiplikatoren vor Ort. Neben den klassischen Baugenossenschaften, die Mitglied im Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (vbw) sind, beschäftigen sich vom BWGV vertretene Genossenschaften des „Wohnens Plus“ mit den sozialen Schnittstellen und Angeboten, die Wohnen und Leben unterstützen. Häufig sind dabei Genossenschaftsbanken Paten und Finanzpartner solcher Projekte. Das Vorhandensein sozialer Verantwortung, die Berücksichtigung von Mitbestimmung und gesellschaftlicher Integration sowie das Interesse an einem langfristigen Engagement im Quartier können als genossenschaftliches Kapital in die Quartiersentwicklung eingebracht werden. Die Erbringung von entsprechenden Dienstleistungen ist ein Markenzeichen dieser Genossenschaften. Besondere Potenzialbereiche bei den Genossenschaften des „Wohnen Plus“ lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

  • Engagement: Die Genossenschaften aktivieren personelle Ressourcen der Mitglieder (Bürger, Wirtschaft, Kommunen etc). Sie können Möglichkeiten der Selbsthilfe und Selbstorganisation ebenso nutzen wie partizipative und demokratische Ansätze, die zur Entwicklung im Quartier und in neuen Stadtvierteln beitragen.
  • Dienstleistung: Möglich sind Kooperation mit ortsansässigen Handwerkern (auch mittels Contracting) und/oder Dienstleistern zur Verbesserung der lokalen Ökonomie (zum Beispiel Dorfladen, Gasthaus) und Infrastruktur (zum Beispiel Ärztegenossenschaften/Versorgungszentren, Nahwärme- und Breitbandausbau) im Quartier ebenso wie soziale Dienstleistungen (beispielsweise Kinderbetreuung, Nachbarschaftshilfe).
  • Innovation: Umbau- und Neubaumaßnahmen sowie die Gestaltung des Wohnumfelds durch Genossenschaften können dazu genutzt werden, innovativ auf die Quartiersentwicklung einzuwirken. Durch eine Bündelung von Aktivitäten unter dem Dach einer Genossenschaft kann zudem die Professionalisierung und der flexiblere Einsatz des Ehrenamts sowie der Abbau von Kosten und Bürokratielasten forciert werden.

Inklusives Leben mit Lichtenstern Wohnkonzepte am Neckarbogen eG

„Dann gehört euch ein ganz bissl vom Haus“ – das ist die Botschaft, die Pfarrerin Sybille Leiß ihren Klienten mitgibt, wenn sie mit Ihnen über das junge Genossenschaftsprojekt der Evangelischen Stiftung Lichtenstern, Löwenstein, spricht und die Möglichkeit, dort Mitglied zu werden. Die „Lichtenstern Wohnkonzepte am Neckarbogen eG“ wurde im Sommer 2015 gegründet. Wohnkonzepte – das klingt eher nach einer typischen Baugenossenschaft. Ist es aber nicht, so Pfarrerin Leiß, die neben Ihrer Tätigkeit als Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Stiftung Lichtenstern auch hauptamtlicher Vorstand der Genossenschaft ist. Auf dem Gelände der Bundesgartenschau Heilbronn 2019 (Buga 2019) entsteht ein inklusives Wohnprojekt für Menschen mit Behinderung.

Gründer der Genossenschaft sind die Evangelische Stiftung Lichtenstern, die Projektplanungsfirma Kruck & Partner aus Heilbronn, sowie die Volksbank Sulmtal und die Volksbank Heilbronn. Die Genossenschaft trägt die Baufinanzierung und vermietet das Gebäude an die Stiftung. Zudem beinhaltet das Konzept für die Genossenschaft vielfältige Möglichkeiten, die Mitglieder und Klienten der Stiftung Lichtenstern in die Gestaltung des Buga-Quartiers einzubeziehen. Im Erdgeschoss des Wohnkomplexes sollen Geschäftsräume einschließlich eines kleinen Cafés entstehen. Darüber befinden sich vier Stockwerke mit Wohneinheiten. Um Inklusion geht es in diesem Projekt. Also darum, von Anfang an die Bedingungen so zu gestalten, dass sie der Vielfalt menschlicher Lebenslagen – und damit auch den Lebenslagen der Menschen mit Behinderungen – gerecht werden. Ganz bewusst hat man sich deshalb für die Rechtsform der Genossenschaft entschieden. Für die Klienten der Stiftung bedeutet eine Mitgliedschaft in der Genossenschaft, aus einem reinen Fürsorgeverhältnis auszubrechen. Für viele ihrer Mitglieder ist dies das erste Mal, dass sie mitentscheiden können gemäß dem genossenschaftlichen Grundsatz „ein Mitglied, eine Stimme“. Wohn-, Arbeits- und (Aus-) Bildungsangebote sollen entsprechend der Genossenschaft im sozialen Bezugsfeld des Quartiers miteinander verwoben werden. Vorstellbar sei beispielsweise auch, dass die Genossenschaft als Betreiberin des Cafés tätig wird und dabei die Funktion des Arbeitgebers für die Servicekräfte im Gastraum einnimmt. Der Bau des Gebäudes hat bereits begonnen und es wird erwartet, dass bereits 2018 die Bauarbeiten abgeschlossen sein könnten.

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