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Weinlese in Baden: Sehr gute Qualität und durchschnittliche Mengen für die Winzer

Affentaler Winzer eG, Bühl
Affentaler Winzer eG

Erfolgreiche Weinlese in Baden: Nach dem ausgesprochen heißen und sonnigen Sommer sowie den geradezu optimalen Witterungsbedingungen zur Erntezeit können sich die Winzer in Baden und ihre Kunden auf einen guten Jahrgang freuen. Die genossenschaftliche Lesemenge liegt im Bereich der üblichen Normalernte. „Wir rechnen mit einer sehr guten Qualität und einer durchschnittlichen Menge“, berichtet Dr. Roman Glaser, der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), in den Räumen der Affentaler Winzer eG in Bühl (Landkreis Rastatt). Knapp 70 Prozent der Rebflächen in Baden werden von Genossenschaften bewirtschaftet. Für Glaser ist und bleibt die eingetragene Genossenschaft ein „Zukunftsmodell“ – gerade in der baden-württembergischen Weinwirtschaft.

Nach derzeitigen Schätzungen dürfte die Erntemenge der 72 Winzergenossenschaften (WG) in Baden dieses Jahr bei gut 85 Millionen Litern liegen. Im rekordverdächtigen Vorjahr haben die badischen Winzergenossenschaften 104,6 Millionen Liter in die Keller eingebracht. Der Ertrag 2019 könnte bei knapp 85 Hektolitern je Hektar Rebfläche liegen (2018: 101,6), was rund 16 Prozent weniger als im Vorjahr wären. Was die Mostgewichte angeht, haben sich die guten Bedingungen während der vergangenen Wochen nochmals sehr positiv auf die Trauben ausgewirkt: Müller-Thurgau 83 Grad Oechsle, Weißburgunder und Grauburgunder zwischen 94 und 96 Grad Oechsle. Die Spätburgunder liegen bei 92 Grad Oechsle. Die Hauptlese der Burgundersorten läuft in den meisten Regionen in Baden diese Woche an.

Extrem warmer und sonniger Sommer

Nach der frühesten Lese aller Zeiten im Vorjahr herrschte dieses Jahr wieder Normalität in den Weinbergen. Die ersten Trauben wurden Ende August/Anfang September geerntet, die Hauptlese in Baden läuft diese Woche an und endet voraussichtlich je nach Verlauf der Witterung Mitte Oktober. Das Vegetationsjahr erwies sich auch dieses Jahr wieder als außergewöhnlich: Nach einem eher gemäßigten Jahresbeginn und einem warmen März begann die Vegetation recht früh. Der kühle Mai bremste die Entwicklung etwas, sodass die Blüte der Trauben um den 20. Mai abgeschlossen war. Der Sommer wird vielen mit seinen Rekordtemperaturen und schweren Gewittern in Erinnerung bleiben. Beides ging nicht spurlos an den Trauben vorüber. Im Markgräflerland kam es zu Schäden durch Sturm und Hagel sowie in ganz Baden zu Sonnenbrand. „Die Trauben befinden sich zu Beginn der Hauptlese dennoch in einem sehr guten Gesundheitszustand“, berichtet Ute Bader, Fachberaterin Wein und stellvertretende Bereichsleiterin Beratung Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften beim BWGV. „Die Reben haben die Hitze und Trockenheit in den Sommermonaten in vielen Fällen gut gemeistert und blieben ausreichend vital“, so Bader weiter. Die Expertin rechnet mit einem sehr guten Jahrgang 2019 in Baden.

Absatz und Umsatz legen im ersten Halbjahr 2019 zu

Der Absatz der badischen Winzergenossenschaften stieg im ersten Halbjahr 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,8 Millionen auf 43,7 Millionen Liter Wein und Sekt (plus 1,8 Prozent). Der Umsatz legte im gleichen Zeitraum um 0,7 Millionen Euro auf 127,8 Millionen Euro (plus 0,5 Prozent) zu. 2018 haben die badischen Winzergenossenschaften 87,2 Millionen Liter Wein und Sekt verkauft (plus 1,4 Millionen Liter beziehungsweise 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Der Umsatz der badischen Winzergenossenschaften sank im gleichen Zeitraum um 6,9 Millionen Euro (2,6 Prozent) auf 261,9 Millionen Euro.

Auch 2018 setzte sich der Strukturwandel im Weinbau fort. Seit Jahren ist die Zahl der Betriebe in Baden rückläufig – von 25.480 im Jahr 2000 auf 12.622 zum Jahresende 2018. Insbesondere kleine Nebenerwerbsbetriebe geben vermehrt auf, während die Zahl der Betriebe über fünf Hektar kontinuierlich zunimmt – von 571 im Jahr 2000 auf 825 zum Jahresende 2018. In Baden arbeiten derzeit 72 Winzergenossenschaften, darunter 32, die ihre Weine im eigenen Keller ausbauen. Die Zahl der Mitarbeiter liegt bei knapp 940. Die genossenschaftliche Rebfläche in Baden ist 2018 leicht auf 10.228 Hektar gesunken (minus 16 Hektar). Dies entspricht etwa 70 Prozent der Gesamtfläche. Im Jahr 2018 gab es eine Fusion: Die Baden-Badener Winzergenossenschaft hat sich erfolgreich mit der Affentaler Winzer eG in Bühl zusammengeschlossen. Im laufenden Jahr sind bereits die Oberkircher Winzer und die Winzergenossenschaft Hex vom Dasenstein, Kappelrodeck, zur Oberkircher Winzer eG fusioniert sowie die Winzergenossenschaft Mühlhausen mit der Winzergenossenschaft Kraichgau. Des Weiteren ist für 2019 noch der Zusammenschluss des Kaiserstühler Winzervereins Oberrotweil mit der Winzergenossenschaft Jechtingen-Amoltern geplant.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Herausforderungen im Weinbau steht der BWGV seinen Winzergenossenschaften als strategischer Partner unterstützend zur Seite und intensiviert sein Engagement in der Beratung. „Eine Genossenschaft hat in ihrer Zukunftsgestaltung immer drei Optionen“, sagt Glaser. „Neben Fusionen sind dies Kooperationen sowie die zukunftsorientierte strategische Neuausrichtung in Eigenregie. Wie eine gelungene Fusion aus einer Position der Stärke heraus gelingen kann, sehen wir am Beispiel unserer Gastgeber hier in Bühl.“ Bei allen drei Prozessen unterstützt der Verband seine Mitglieder und bietet ihnen umfangreiche Struktur- und Zertifizierungsberatungen, aber auch strategische Unterstützung, Beratungen auf der Kostenseite sowie in Fragen der Oenologie.

Affentaler Winzer rechnen mit gutem Jahrgang 2019

Positiv auf die Weinlese 2019 blickt die Affentaler Winzer eG in Bühl, Gastgeber der diesjährigen Wein-Pressekonferenz des BWGV. „Insgesamt sind die Erwartungen für den Jahrgang 2019 gut“, sagt Dr. Ralf Schäfer, geschäftsführender Vorstand der Affentaler Winzer eG, die im vergangenen Jahr mit der Baden-Badener Winzergenossenschaft fusioniert hat. Sowohl Qualität als auch Menge stimmten. Die Genossenschaft rechnet mit einem Ertrag von zirka 80 Hektolitern je Hektar, was zwar 25 Prozent weniger als im Vorjahr wären, aber etwa im langjährigen Mittel liegt. „Die Stärke des Jahrgangs 2019 ist eine gute Säurestruktur und eine langsamere Reifeentwicklung im Vergleich zum Vorjahr. Dies führt erfahrungsgemäß zu sehr aromatischen Weinen“, so Schäfer weiter.

Die 700 traubenabliefernden Mitglieder der Affentaler Winzer eG bewirtschaften eine Rebfläche von zirka 350 Hektar auf den Gemarkungen der Städte Bühl und Baden-Baden sowie den angrenzenden Winzerorten. Im Rebsorten-Spiegel liegt Riesling (40 Prozent) vor Spätburgunder (35 Prozent) an erster Stelle. Daneben hat der Grauburgunder in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Affentaler bauen auf 60 Prozent ihrer Flächen Weißwein und auf 40 Prozent Rotwein an. Insbesondere im Baden-Badener Rebland ist der Riesling nach wie vor mit großem Abstand die Nummer eins. Nach dem Zusammenschluss mit der Baden-Badener Winzergenossenschaft 2018 werden deren Weine weiterhin eigenständig ausgebaut und über das Baden-Badener Weinhaus am Mauerberg vermarktet. In der Lese 2019 wird die Traubenanlieferung jedoch weitestgehend in Bühl zusammengeführt. Durch die Zusammenführung der betrieblichen Aktivitäten an einen Standort können die im Zuge der Fusion geplanten Rationalisierungspotenziale zum Geschäftsjahr 2019/2020 realisiert werden. „Die organisatorische Zusammenführung beider Genossenschaften in der Affentaler Kellerei in Bühl bei Aufrechterhaltung der eigenständigen Identität der Baden-Badener Weine war eine der wichtigsten Aufgaben in den vergangenen zwölf Monaten“, berichtet Schäfer.

Lange Tradition und internationale Bekanntheit der Affenflasche

Die Affentaler Winzer wurden 1908 gegründet und gehören damit zu den traditionsreichsten Winzergenossenschaften in Deutschland. Bereits seit mehr als 70 Jahren sind die Weine in den Affenflaschen ein fester Bestandteil im Sortiment und haben für eine sehr hohe Markenbekanntheit gesorgt. Diese wurde im vergangenen Jahr unter anderem in der nationalen Umfrage des Magazins Focus „Deutschlands Beste“ bestätigt. „Hier belegte die Marke ,Affentaler‘ unter allen Weinmarken einen hervorragenden dritten Platz“, sagt der Geschäftsführer. Neben dem nationalen Markt haben die Weine in den Affenflaschen auch international Fuß gefasst. Die wichtigsten Exportmärkte sind die USA und China. Während die Affenflaschen sowohl im Ausbaustil der Weine als auch in ihrem Auftreten ein Spiegelbild der langen Affentaler Weintradition sind, haben in den vergangenen Jahren zunehmend neuen Rebsorten Einzug ins Sortiment gefunden, wie etwa Merlot oder Sauvignon Blanc. Diese werden vor allem in der Heimatregion und in den beiden Vinotheken in Bühl und Baden-Baden vermarktet. Mit 35 Mitarbeitern (Vollzeitstellen) erwirtschaftet die Winzergenossenschaft einen Umsatz von rund 9,5 Millionen Euro (2018/2019). Unter dem Motto „Wein Erleben“ haben die Affentaler zunehmend ihre Tore für Touristen und Besucher aus der Region geöffnet. „Für die Affentaler Winzer soll Wein kein Mysterium, sondern ein positives emotionales Erlebnis sein“, bringt es Schäfer auf den Punkt. Von dieser Botschaft lassen sich jährlich tausende Besucher anstecken.

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