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Waldgenossenschaften haben mehr Potenzial denn je

Studie zur Waldnutzung - Waldgenossenschaften haben noch Potenzial
F. Riester GmbH

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Holz ist ein wichtiges Element einer klimaneutralen Wirtschaft. Der Rohstoff kann etwa in Gebäuden energieintensiven Stahlbeton ersetzen und so als CO2-Speicher dienen. In Form von Restholz kann er außerdem Gas und Erdöl in der Wärmeversorgung ersetzen. Eine neue Studie der Hochschule Rottenburg zeigt nun, dass das Potenzial zur Nutzung von Holz in Baden-Württemberg noch längst nicht ausgereizt ist. Im Wald werden jedes Jahr nur rund 75 Prozent des Zuwachses entnommen. In Verbindung mit Effizienzsteigerungen könne die Holznutzung bis Mitte des Jahrhunderts um 30 bis 70 Prozent gesteigert werden, ohne das Ökosystem Wald zu schädigen, teilt die Hochschule Rottenburg mit. Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung zeige aber auch, dass die verfügbaren Daten mit Unsicherheiten behaftet seien. Genaue Zahlen seien nur für einzelne Sektoren vorhanden, etwa im Altholzmarkt oder der Säge- und Holzwerkstoffindustrie. Die Autoren der Studie empfehlen daher eine umfassendere Holz-Statistik für Baden-Württemberg. Im Rahmen der Kurzstudie „Holzbasierte Bioökonomie Baden-Württemberg: Analyse der Datenlage zu Holz-Stoffströmen“ hat die Hochschule Rottenburg die aktuell verfügbaren Informationen gesammelt, dokumentiert und aufbereitet. Die Untersuchung soll die Grundlage liefern für ein umfassender angelegtes Forschungsprojekt zur Erfassung und zum Monitoring der Stoffströme für die Holzwirtschaft in Baden-Württemberg.

Holz ist ein nachwachsender Rohstoff: für Gebäude oder Heizungen 

Baden-Württemberg ist ein waldreiches Bundesland. Es verfügt in Deutschland nach Bayern über den zweithöchsten Baumbestand. Daher sei es verwunderlich, dass im Südwesten im Gegensatz zu den Nachbarländern Österreich und Schweiz sowie in Bayern keine umfassende Holz Statistik existiert. Nur mit solchen Daten könne man das nachhaltige Nutzungspotenzial von Holz exakt beziffern, heißt es in der Studie. Das sei aus folgendem Grund nötig: Holz ist einer der wichtigsten nachwachsenden Rohstoffe, die es in Deutschland gibt. Es ist besonders gut dafür geeignet, mineralische Rohstoffe – im Baugewerbe zum Beispiel Stahl und Beton – sowie fossile Energieträger wie Öl und Erdgas zu ersetzen. Auf diese Weise sind weniger Rohstoff- und Energieimporte notwendig. Angesichts der derzeit unsicheren Energieversorgung ein gewichtiges Argument.  

Darüber hinaus tragen bewirtschaftete Wälder mehr zum Klimaschutz bei als sich selbst überlassene. Jüngere, sich im Wachstum befindliche Bäume binden mehr Kohlenstoffdioxid als alte. Ein weiterer Kohlenstoffspeicher entsteht in Form von langlebigen Holzprodukten. Dazu zählen etwa Möbel und Holzhäuser.  

In Deutschland kann man sich auf eine nachhaltige Forstwirtschaft verlassen 

In Deutschland werde eine nachhaltige Forstwirtschaft betrieben, so die Hochschule Rottenburg. Dem Wald werde sogar weit weniger Holz entnommen als nachwächst, im langjährigen Durchschnitt etwa nur drei Viertel des Zuwachses. Gewisse Baumbestandteile verbleiben im Wald und dienen als Nährstoffe sowie als Lebensraum für Insekten. Diese Zahl zeige, dass die Nutzung des einheimischen Holzes auch innerhalb ökologischer Grenzen noch gesteigert werden könne. „Diesen Spielraum sollten wir nutzen“, sagt dazu Jörg Dürr-Pucher, Vorstand der Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg. „Dabei gehen die stoffliche und die energetische Nutzung Hand in Hand, da für sie unterschiedliche Baumbestandteile eingesetzt werden. Bei der Nutzung als Baumaterial kommt hochwertiges Holz zum Einsatz, bei der energetischen Nutzung anderweitig nur schlecht nutzbares Restholz.“   

„Wichtig ist nun, dass das Land bald eine detaillierte Erfassung aller Holzstoffströme entlang der gesamten Wertschöpfungskette auf den Weg bringt“, fordert Prof. Dr. Harald Thorwarth, Vorsitzender des Holzenergie-Fachverbands Baden-Württemberg. „Nur wenn wir wissen, welche exakten Mengen an Holz wo und wie genutzt werden und welche Potenziale wo verfügbar sind, kann die im Südwesten bereits gut aufgestellte Holzindustrie die Nutzung des Holzes nachhaltig ausweiten.“  

Bioökonomie als Kreislaufwirtschaft  

Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von Bioökonomie. Sie wird verstanden als eine umfassende Kreislaufwirtschaft auf Basis nachwachsender Rohstoffe und ist ein politisch erklärtes Ziel der Landes- wie auch der Bundesregierung. Entsprechende Strategien dazu wurden bereits veröffentlicht. Holz ist dafür ein zentraler Rohstoff. Im Sinne des Kreislaufs werden Holzprodukte nach einer erstmaligen Nutzung weiterverwendet, zum Beispiel in Spanplatten. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass wegen des oft hohen Schadstoffgehalts im Altholz nur ein bis zwei Wiederverwendungen möglich sind. Eine gute Alternative danach ist der Einsatz zur Gewinnung von Wärme und Strom. Die im Altholz enthaltenen Schadstoffe werden bei der Verbrennung abgebaut oder sammeln sich in der Asche an und können so aus dem Nutzungskreislauf ausgeschleust werden. Die bei der Ernte und Verarbeitung von Holz anfallenden Reststoffe werden ebenfalls für die sogenannte Bioenergie genutzt, die rund 80 Prozent der erneuerbaren Wärme liefert. Um den Kreislauf ganz zu schließen, müssten laut Studie künftig auch Verfahren entwickelt werden, mit denen Pflanzennährstoffe und andere wertvolle Elemente in der Holzasche recycelt werden können.  

In der Holzwirtschaft wie auch in der Holzenergie-Branche wird ein „Zero-waste“-Ansatz bereits gelebt, wie die Erfindung der Holzpellets – verpresste Sägespäne und andere Nebenprodukte – zeigt. Weitere Innovationen in Form neuer biobasierter Produkte sind künftig zu erwarten, meint die Hochschule Rottenburg. „Ziel sollte es sein, die verfügbaren Mengen an Holz möglichst intelligent einzusetzen. Neben verschiedenen stofflichen Anwendungen ist der Einsatz von Holz als Energieträger weiterhin sinnvoll und für die Energiewende wichtig: Holzenergie steht bereits heute wirtschaftlich zur Verfügung, kann vielfältig vom Einfamilienhaus bis zur Industrie eingesetzt werden und speichert Energie in fester Form“, fasst Jörg Dürr-Pucher zusammen.  

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