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Volksbanken und Raiffeisenbanken schlagen sich 2019 sehr ordentlich

Volksbanken Raiffeisenbanken
BVR

Ordentliches Jahr 2019: Die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg haben ihr Kreditgeschäft im vergangenen Jahr deutlich um 6,3 Prozent (6,4 Milliarden Euro) auf 108,6 Milliarden Euro gesteigert. „In einem herausfordernden Umfeld haben sich unsere Banken außerordentlich gut geschlagen. Nach wie vor gilt: Auch in schwierigen Zeiten können sich die mittelständischen Unternehmen und Privatkunden voll und ganz auf uns verlassen“, sagt Präsident Dr. Roman Glaser auf der Pressekonferenz des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV) im Stuttgarter GENO-Haus. Auch die Zahl der Mitglieder der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Südwesten legte weiter zu – um 11.400 auf jetzt mehr als 3,78 Millionen. Genossenschaftsbanken haben die Besonderheit, dass viele Kunden auch Mitglieder und damit Teilhaber sind. Sie können entsprechend mitbestimmen und vom wirtschaftlichen Erfolg der Institute profitieren.

„Die Volksbanken und Raiffeisenbanken werden ihrer realwirtschaftlichen Verantwortung aus voller Überzeugung gerecht. Sie sind nach wie vor eine zentrale Stütze für die mittelständische Wirtschaft in Baden-Württemberg“, betont BWGV-Präsident Glaser. Die Kredite der Genossenschaftsbanken an Unternehmen haben um 7,0 Prozent auf 44,4 Milliarden Euro zugelegt, die an Privatpersonen um 5,7 Prozent auf 61,7 Milliarden Euro – Haupttreiber hierbei war erneut der Wohnungsbau.

Starker Zuwachs bei täglich fälligen Kundeneinlagen

Auch an der Entwicklung der Kundeneinlagen lässt sich das Vertrauen der Menschen in die Volksbanken und Raiffeisenbanken ablesen: Trotz der aktuell extrem niedrigen Zinsen am Markt sind die Einlagen mit einem Plus von 5,9 Prozent auf 133,1 Milliarden Euro deutlich gestiegen. Während sich bei den Termineinlagen (minus 4,4 Prozent auf 8,0 Milliarden Euro) ein Rückgang zeigt, legten die täglich fälligen Kundeneinlagen (plus 9,1 Prozent auf 89,1 Milliarden Euro) weiter stark zu. Etwa stabil blieben die Spareinlagen (plus 1,2 Prozent auf 35,7 Milliarden Euro). Das außerbilanzielle Kundenanlagevolumen bei den Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg stieg sogar um 12,7 Prozent auf 94,4 Milliarden Euro.

Einlagensicherung: Klares „Nein“ zu Plänen der EU und von Scholz

Die Volksbanken und Raiffeisenbanken lehnen nach wie vor jede Form der Vergemeinschaftung der Einlagensicherung in der Eurozone ab. „Die EU-Kommission setzt massiv das Vertrauen der Sparer aufs Spiel“, begründet BWGV-Präsident Glaser und kritisiert zugleich Bundesfinanzminister Olaf Scholz. Dieser hatte Anfang November 2019 in seinem „Positionspapier zum Zielbild der Bankenunion“ die Vorschläge zur Schaffung eines vergemeinschafteten Einlagensicherungssystems völlig ohne Not wieder aufgegriffen. „Wir lehnen dies ganz entschieden ab“, sagt Glaser. „Mit einer europäischen Einlagensicherung müssten Kunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken für andere europäische Banken – mit zum Teil riskanten Geschäftsmodellen – haften. Das ist in höchstem Maße ungerecht und geht klar auf Kosten der Sparer in Deutschland.“ Zudem sei ein solcher Schritt überhaupt nicht erforderlich: Die bundesweite Sicherungseinrichtung der Volksbanken und Raiff-eisenbanken besteht bereits seit mehr als 85 Jahren – und in dieser Zeit hat noch nie ein Kunde einer genossenschaftlichen Bank auch nur einen Pfennig oder Cent seiner Einlagen verloren. Durch diese Institutssicherung garantieren die Genossenschaftsbanken – ebenso wie die Sparkassen mit einem ähnlichen System – die Existenz aller Institute der Gruppe und somit alle Kundengelder in unbegrenzter Höhe. Damit geht die Absicherung weit über die mittlerweile staatlich garantierten 100.000 Euro hinaus.

Regulatorik: BWGV fordert spürbare Entlastung für kleinere Banken

Beim Thema Bankenregulierung spricht sich der BWGV für die konsequente Rückkehr zu einer Politik mit mehr Augenmaß und Proportionalität aus. Ausdrücklich begrüßt wird in diesem Zusammenhang die „Small Banking Box“, die regulatorische Erleichterungen für Banken mit einer Bilanzsumme von weniger als fünf Milliarden Euro vorsieht. „Entscheidend ist aber, dass es in diesem Zusammenhang auch zu spürbaren Entlastungen für kleinere und mittlere Banken kommt“, fordert Glaser. Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie auch Sparkassen werden durch administrative Aufgaben wie Dokumentationspflichten, Anlegerschutzvorgaben oder das Melde- und Beauftragtenwesen weit über Gebühr belastet. Zum Beispiel wird der Bürokratieaufwand rund um das Thema Anlageberatung für Banken und deren Kunden immer mehr zum Ärgernis. Dieser führt nicht nur zu deutlich steigenden Kosten für die Geldhäuser, sondern hält Kunden häufig auch von sinnvollen und gerade für die Altersvorsorge außerordentlich wichtigen Anlageprodukten fern. „Dies ist kein Verbraucherschutz, sondern das Gegenteil davon“, konstatiert Glaser. Er fordert deshalb eine deutliche Entlastung bei der Bürokratie. „Verbraucherschutz ist uns wichtig“, betont er. Dieser dürfe aber nicht dazu führen, dass die Kosten den Nutzen bei Weitem übersteigen und Kunden der Zugang zu Beratung und Finanzprodukten erschwert werde.

Volksbanken und Raiffeisenbanken fordern Ende der Niedrigzinspolitik

„Noch weitaus mehr schadet die fatale Zinspolitik der Europäischen Zentralbank den Bankkunden in Deutschland“, sagt Glaser. Denn die größten Verlierer dieser Entwicklung sind die Sparer in Deutschland, da traditionelle und sichere Anlagen wie Festgeld, Tagesgeld oder Sparbücher seit Jahren kaum noch Ertrag bringen. Vor allem jungen Menschen sei es nur noch schwer zu vermitteln, dass Sparen nach wie vor notwendig ist. „Ein ausreichendes Sparen fürs Alter wird vor diesem Hintergrund massiv erschwert“, betont der BWGV-Präsident, der vehement ein Ende dieser Politik fordert.

Die Ertragslage der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg war trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen ordentlich: Das Betriebsergebnis vor Risiko blieb 2019 stabil bei gut 1,23 Milliarden Euro (plus 0,6 Prozent). Dahinter standen ein um 1,2 Prozent auf 2,76 Milliarden Euro gesunkener Zinsüberschuss sowie ein um 5,6 Prozent auf 1,11 Milliarden Euro gestiegener Provisionsüberschuss. Als Jahresüberschuss erwarten die baden-württembergischen Genossenschaftsbanken rund 497 Millionen Euro (plus 33,6 Prozent).

Die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg haben ihre Kernkapitalquote 2019 leicht gesteigert. Sie liegt nun im Durchschnitt bei 15,8 Prozent (plus 0,1 Prozentpunkte). In absoluten Zahlen haben die genossenschaftlichen Banken in Baden-Württemberg ihr Kernkapital (Geschäftsguthaben der Mitglieder und Rücklagen) um 3,6 Prozent auf gut 14,7 Milliarden Euro erhöht, das haftende Eigenkapital (Eigenmittel) stieg derweil um 2,0 Prozent auf 17,4 Milliarden Euro.

Regionale Wertschöpfung durch Volksbanken und Raiffeisenbanken

Ein großes Plus der genossenschaftlichen Kreditinstitute in Baden-Württemberg stellt ihre enorme Wertschöpfung in den jeweiligen Regionen dar: Neben den Steuerzahlungen der Volksbanken und Raiffeisenbanken an Bund, Land und Gemeinden im Umfang von rund 365 Millionen Euro fließen allein im Südwesten 1,32 Milliarden Euro an Löhnen und Gehältern an die 21.300 Mitarbeiter der Institute. Diese bezahlen jährlich 318 Millionen Euro an Steuern und verfügen über eine Kaufkraft von 690 Millionen Euro, die zum großen Teil direkt in die Region zurückfließen. Ebenfalls in die Regionen gehen 307 Millionen Euro, die die Banken jährlich in Erhalt und Ausbau ihrer Geschäftsstellen investieren, und 73 Millionen Euro pro Jahr an Geld- und Sachspenden für Vereine und soziale Einrichtungen. „Unsere Banken sorgen dauerhaft für spürbare regionale Wertschöpfung“, betont Glaser. 

Genossenschaftsbanken setzen auf Beratung und Online zugleich

Vor dem Hintergrund der Niedrigzinsen wird das Thema Beratung immer wichtiger. „In der kompetenten und vertrauensvollen Beratung liegt die Stärke unserer Banken, die traditionell sehr nahe an den Menschen und mittelständischen Unternehmen sind“, verdeutlicht Glaser. Hierzu werden die Volksbanken und Raiffeisenbanken ihr Angebot immer weiter ausbauen und verbessern. Daneben erweitern sie stetig die digitalen Zugangswege zur Bank wie das Online-Banking sowie die VR-BankingApp. So wird es künftig möglich sein, dass die Kunden auch bei Beratungsthemen wie Geldanlage, Altersvorsorge und Baufinanzierung verstärkt über die digitalen Kanäle mit ihrer Bank kommunizieren und Geschäfte machen können. „Dabei entscheidet immer der Kunde, welchen Kanal er für welchen Vorgang nutzen möchte: persönlich, digital oder persönlich-digital“, erläutert Glaser.

Die Bilanzsumme der 168 (Vorjahr: 171) Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg erhöhte sich im Jahr 2019 um 5,4 Prozent auf 174,2 Milliarden Euro. Die Zahl der Bankstellen hat sich um 97 auf 2.515 (davon 711 SB-Stellen) verringert. Die Zahl der Mitarbeiter ging im gleichen Zeitraum um 612 auf 21.322 zurück (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Aktuell arbeiten 1.695 Auszubildende (plus 27) bei den Instituten, was einer Azubi-Quote von fast acht Prozent entspricht.

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