Springe direkt zum Inhalt , zum Menü .

VR-InnovationsPreis Mittelstand: Schatten spenden und Energie gewinnen

VR-Innovationspreis Mittelstand 2021
BWGV

Die Grundüberlegung zu dieser Innovation ist so einfach wie überzeugend: Überall dort, wo Beschattungen gebraucht werden, gibt es viel Licht, das genutzt werden kann. Warum also nicht Terrassen-Überdachungen entwickeln, die die Kraft der Sonne nicht nur abhalten, sondern sie in nutzbare elektrische Energie umwandeln? Die Solavinea GmbH aus Stuttgart hat sich dieser Aufgabe gestellt – und ist für die Entwicklung eines mit Solarzellen bestückten Lamellendachs mit dem VR-InnovationsPreis Mittelstand 2021 der baden-württembergischen Volksbanken und Raiffeisenbanken ausgezeichnet worden. Am gestrigen Montag (5. Juli 2021) überreichte der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), Dr. Roman Glaser, im Rahmen des digitalen VR-Mittelstandstags den mit 20.000 Euro dotierten Preis an die Solavinea GmbH. Der VR-InnovationsPreis Mittelstand wurde zum 21. Mal verliehen. Er zählt zu den wichtigsten und höchst dotierten Auszeichnungen für den baden-württembergischen Mittelstand.

Anerkennung für alle Preisträger gab es von Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, der per Videobotschaft zugeschaltet war. Denn neben Solavinea wurden beim Mittelstandstag zwei weitere Innovationen ausgezeichnet: Die FiMAB GmbH & Co. KG aus Neubulach (Landkreis Calw) erhält den ebenfalls mit 20.000 Euro dotierten Preis des Handwerks der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken für die Entwicklung des Online-Konfigurators ARMARiO zur individuellen Fertigung von Schaltschränken. Größe, Material, Farbe, vorgefertigte Lochung – der Kunde kann seinen benötigten Schaltschrank selbst am Computer konfigurieren und bekommt das fertige Produkt innerhalb von zehn Werktagen geliefert. Der mit 10.000 Euro dotierte Förderpreis der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken geht an die Wildbakers GbR aus Gomaringen (Landkreis Tübingen). Die beiden Gründer Johannes Hirth und Jörg Schmid transportieren die Werte des traditionellen Bäckerhandwerks mit innovativen Ideen und überraschenden Projekten. Damit tragen sie dazu bei, dass der Beruf des Bäckers in der Öffentlichkeit einen höheren Stellenwert erhält.

Glaser: „Innovationskraft entscheidender Faktor für Zukunftsfähigkeit“

„In Baden-Württemberg wird traditionell nach der Überzeugung gehandelt, dass Innovationskraft ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbs- und damit Zukunftsfähigkeit der Unternehmen im globalen Wettbewerb ist. Daher gehört der Südwesten seit Jahrzehnten zu den führenden Innovationsregionen in Europa“, betonte Glaser. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, sei es unabdingbar, dass Unternehmerinnen und Unternehmer ein Umfeld vorfinden, das Innovationen fördert. BWGV-Präsident Glaser: „Dazu zählen gute politische Rahmenbedingungen, exzellente Wissens- und Bildungseinrichtungen, eine zielgerichtete Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft, eine grundsätzliche gesellschaftliche Aufgeschlossenheit für Neues – und nicht zuletzt starke Finanzpartner sowie passgenaue Fördermöglichkeiten.“

Volksbanken und Raiffeisenbanken finanzieren Mut und Kreativität

Dass Erfindungsreichtum und zukunftsgerichtete Ideen von kleinen und mittelständischen Unternehmen nicht am notwendigen Kapital scheitern, dafür würden traditionell die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg einen großen Teil beitragen. „Sie finanzieren Kreativität, unternehmerischen Mut und die Entschlossenheit, Ideen in die Tat umzusetzen. Und dies auch in schwierigen Zeiten wie während der Corona-Pandemie“, stellte der BWGV-Präsident heraus. Die zurückliegenden Monate hätten gezeigt, wie stark die gewachsenen Partnerschaften und das gegenseitige Vertrauen zwischen den Volksbanken und Raiffeisenbanken und ihren mittelständischen Firmenkunden sei. Glaser: „Mittelfristig wird sich die Entwicklung von neuen Technologien, Arbeitsformen oder sozialen Innovationen weiter beschleunigen. Denn Innovationen entstehen oftmals dann, wenn ein konkreter Bedarf an Weiterentwicklungen besteht. Und dies bezieht sich nicht nur auf die Corona-Pandemie. Auch die großen Megatrends unserer Zeit bestehen schließlich weiter: Energiewende, Mobilitätswandel, Klimaschutz, Digitalisierung – innovative Lösungen sind mehr denn je gefragt.“

Hauptpreis: Solavinea GmbH nimmt Megatrend Energiewende auf

Der Gewinner des Hauptpreises, der von der Volksbank Leonberg-Strohgäu betreut wird, hat sich dem Megatrend Energiewende angenommen. Anstatt einfach nur die Sonne abzuschirmen wie ein herkömmliches Sonnendach, hat die im Jahr 2016 gegründete Solavinea GmbH aus Stuttgart eine wetterfeste Pergola mit integrierter Photovoltaikanlage entwickelt. PV-Module aus monokristallinen, dunklen Solarzellen sind unter einem speziellen Solarglas einlaminiert und erreichen einen hohen Wirkungsgrad. Hierbei gibt es die Möglichkeit zur freien Größenskalierung und in optionalen Sonderfarben, sodass sich die Pergola ideal jedem Haus- und Terrassentyp anpassen kann. Da die Solarpaneelen drehbar sind, kann nicht nur stufenlos die Sonneneinstrahlung für den zu beschattenden Raum eingestellt werden, sondern die Lamellen können auch nach dem Sonnenlauf ausgerichtet werden, um einen möglichst hohen Energieertrag zu erzielen. Ob eine möglichst effiziente Beschattung oder ein möglichst hoher Stromertrag im Mittelpunkt stehen soll, stellt der Nutzer bequem per Funkfernbedienung oder Smartphone ein. Der erzeugte Strom kann entweder sofort selbst verbraucht, in einem Akku gespeichert oder in das Stromnetz eingespeist werden. Außerdem kann die Pergola mit Zusatzfunktionen wie Infrarot-Wärmestrahler, Ambiente-Beleuchtung oder einem integrierten wetterfesten Audiosystem ausgestattet werden.

Bei einem Wetterumschwung schließen sich die Solarlamellen der Solavinea GmbH aus Stuttgart dank Regensensoren automatisch und leiten das Wasser unauffällig im Inneren der Konstruktion ab. Eine große Herausforderung bei der patentrechtlich geschützten Konstruktion war es, die unterschiedliche Wärmeausdehnung der verwendeten Glas-Solarmodule und der Aluminiumprofile zu berücksichtigen.

Preis des Handwerks: Erfahrung gepaart mit Digitalisierung

Beim Gewinner des Preises des Handwerks, für den die Raiffeisenbank im Kreis Calw die Patenschaft übernommen hat, verbinden sich drei Jahrzehnte Erfahrung in der Blechbearbeitung mit den digitalen, cloudbasierten Möglichkeiten einer Online-Plattform. ARMARiO nennt die FiMAB GmbH & Co. KG aus Neubulach ihren Konfigurator, über den kinderleicht mit wenigen Klicks Schaltschränke online individuell konstruiert und bestellt werden können. Die Kunden, die zumeist aus dem Bereich Maschinenbau kommen, wählen zuerst die Gehäuseart aus und geben die benötigten Maße frei und millimetergenau ein. Im zweiten Schritt legen sie die Platzierung der zu verbauenden Komponenten fest, sodass das notwendige Lochbild des Schranks gefertigt werden kann. Wo müssen Öffnungen für Kabel, Lüfter oder Taster sein? Dank „Drag & Drop“ ist die Festlegung des kundenspezifischen Lochbilds denkbar einfach. Anschließend müssen nur noch das Material und die Farbe ausgewählt werden, ehe mit dem letzten Klick die Bestellung vorgenommen wird. Und schon kann die Herstellung des komplett individualisierten Schaltschranks in Neubulach starten.

Beeindruckend ist die kurze Herstellungszeit: Gerade einmal zehn Arbeitstage benötigt FiMAB für die Fertigung des kundenspezifisch vorgegebenen einzigartigen Gehäuses in Loszahl 1 – und dies ohne Mehrkosten gegenüber einer Serienanfertigung. Allein die Bestellung solch einer Sonderanfertigung kann im Normalfall bis zu drei Tage in Anspruch nehmen, mit ARMARiO reduziert sich dieser Prozess auf wenige Minuten. Durch diese Innovation hat sich das Familienunternehmen aus dem Nordschwarzwald in kürzester Zeit einen Namen als Spezialist für die Entwicklung und schnelle Realisierung von Sonderlösungen im Schaltschrankbau gemacht. Und da die Produkte ausschließlich On-Demand nach Kundenwunsch produziert und unmittelbar ausgeliefert werden, gehört Überproduktion der Vergangenheit an. Darüber hinaus werden auch große Lagerflächen nicht mehr benötigt.

Förderpreis: Bäckerhandwerk spannend, kreativ und emotional

Mit Tradition kennen sich Johannes Hirth und Jörg Schmid bestens aus: Beide Bäckermeister führen einen eigenen Bäckereibetrieb in vierter Generation – und haben parallel dazu gemeinsam die Marke Wildbakers aufgebaut. Für die Entwicklung dieses einzigartigen Konzepts erhält die von der VR Bank Heilbronn Schwäbisch Hall betreute Wildbakers GbR aus Gomaringen den Förderpreis des VR-InnovationsPreises Mittelstand. In der Meisterschule haben sich Hirth und Schmid kennengelernt und gemeinsam das Ziel gefasst, ihr Handwerk in der Öffentlichkeit so zu präsentieren, wie sie es sehen: modern, abwechslungsreich, kreativ, innovativ, spannend und emotional. Damit wollen sie nicht nur die Attraktivität des Bäckerhandwerks steigern, sondern sie packen damit auch aktiv die Herausforderungen an, mit denen das klassische Handwerk beispielsweise durch Backshops und industrielle Aufbackware im Discounter zunehmend konfrontiert werden.

Unter dem Begriff „Bakertainment“ bieten die beiden Backshows, Backkurse, Fachvorträge und Seminare an. Sie haben Bücher geschrieben, eine eigene Gewürzmischungs-Serie aufgelegt, sie treten im Fernsehen auf und haben Backkurse während der Corona-Pandemie als Online-Livekurse organisiert. Merkmal der Marke Wildbakers ist die Kombination aus echtem Know-how und hohem Unterhaltungswert. Und auch wenn dies nicht das Ziel war: Die beiden Familienbäckereien in Gomaringen und Bad Friedrichshall profitieren vom Bekanntheitsgrad der Wildbakers.

Digitaler VR-Mittelstandstag zum Thema „Werte in der Wirtschaft“

Eingebettet war die Verleihung der drei mit insgesamt 50.000 Euro dotierten VR-InnovationsPreise in den VR-Mittelstandstag der baden-württembergischen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Unter dem Titel „Werte in der Wirtschaft – ordnungspolitischer Kompass“ wurde mit namhaften Referenten über die Bedeutung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit als Innovationstreiber gesprochen. Unter Moderation der ZDF-Journalistin Gundula Gause diskutierten Dr. Roman Glaser, Prof. Dr. Peter Höppe (ehemaliger Leiter GeoRisiko-Forschung der Münchener Rück), der Unternehmer Carsten Kraus (Vordenker im Bereich Künstliche Intelligenz), Karsten Schwanke (ARD-Meteorologe und Wissenschaftsjournalist), Dr. Dorothea Siems (Chefkorrespondentin für Wirtschaftspolitik der Welt-Gruppe) sowie Vanessa Weber (CEO Werkzeug Weber GmbH & Co. KG).

Artikel versenden