Zwei Drittel der Menschen in Deutschland denken, dass Genossenschaften für mehr Gerechtigkeit sorgen. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Forsa-Meinungsumfrage anlässlich des Raiffeisen-Jahres 2018. Drei Viertel der Befragten halten die Wirtschaftsform für zeitgemäß. Am kommenden Freitag, 30. März., würde Genossenschaftspionier Friedrich Wilhelm Raiffeisen 200 Jahre alt werden. Das Jubiläumsjahr unter dem Motto „Mensch Raiffeisen. Starke Idee!“ macht auf den Reformer und die aktuelle Rolle von Genossenschaften aufmerksam. Sie haben deutschlandweit bereits mehr als 22 Millionen Mitglieder. Besonders stark sind Genossenschaften in Baden-Württemberg verwurzelt: Mit gut 3,95 Millionen ist im Südwesten mehr als jeder dritte Einwohner Mitglied in mindestens einer Genossenschaft.
„In keinem anderen Bundesland ist die Mitgliederdichte bei Genossenschaften so hoch“, berichtet Dr. Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV). „Wir können ohne Übertreibung sagen: Baden-Württemberg ist das Land der Genossenschaften.“ Die traditionsreiche und vielfach bewährte Rechts- und Unternehmensform verbinde seit weit mehr als 150 Jahren wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung. „Wenn es keine Genossenschaften gäbe, müsste man sie heute glatt erfinden“, bringt es der BWGV-Präsident auf den Punkt. Die bahnbrechende Idee Raiffeisens habe in all den Jahrzehnten nichts von ihrer Attraktivität verloren. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Genossenschaftsmitglieder in Baden-Württemberg um fast 550.000 angewachsen. Ursache dieser Entwicklung sind viele Neugründungen von Genossenschaften – etwa im Energiesektor. Zudem werden immer mehr Menschen bewusst Mitglied bei ihrer Volksbank oder Raiffeisenbank – gerade seit Ausbruch der Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise 2008.
Noch nie gab es im Südwesten so viele unterschiedliche Genossenschaften wie heute. Die aktuell 800 Unternehmen in der Rechtsform der eG verteilen sich auf rund 50 Branchen. „Genossenschaften können sowohl ein Modell für Kooperationen im Mittelstand sein als auch den Strukturwandel im ländlichen Raum begleiten“, erläutert Glaser. In den vergangenen zehn Jahren sind allein in Baden-Württemberg 280 neue Genossenschaften gegründet worden. „Dies zeigt, wie gut sich unsere Unternehmensform für viele Geschäftsideen und Formen der Kooperation eignet“, betont der Präsident.
Drei Viertel sagen: Genossenschaften sind zeitgemäß
Die von der Deutschen Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft in Auftrag gegebene repräsentative Meinungsumfrage unter 1.000 Personen zeigt: Zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland (64 Prozent) sind der Meinung, dass Genossenschaften für mehr Gerechtigkeit sorgen. Bei den unter 30-Jährigen sind es sogar 70 Prozent. Drei Viertel der Befragten halten die Wirtschaftsform für zeitgemäß. Nur jeder Zehnte (11 Prozent) denkt, dass Genossenschaften nicht mehr der Zeit entsprechen. Dagegen verknüpfen nur vier Prozent der Befragten „Raiffeisen“ mit einer Person oder kennen Friedrich Wilhelm Raiffeisen als Vater der Genossenschaftsidee. Von den Befragten verbinden 79 Prozent Genossenschaften mit Banken, 76 Prozent mit Landwirtschaft und 73 Prozent mit Wohnungen. 90 Prozent geben an, dass sie bereit wären, einer Genossenschaft beizutreten, die sich für ihre Belange einsetzt.
„Mensch Raiffeisen. Starke Idee!“ – Das Genossenschaftsmodell
Im Raiffeisen-Jahr 2018 erinnern die Genossenschaften in Deutschland unter dem Motto: „Mensch Raiffeisen. Starke Idee!“ an einen ihrer Gründerväter. Die Schirmherrschaft hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übernommen. Auf www.raiffeisen2018.de und den Social-Media-Kanälen Facebook, Twitter und Instagram (@raiffeisen2018, #raiffeisen2018) wird über sämtliche Aktivitäten im Jubiläumsjahr berichtet. Friedrich Wilhelm Raiffeisens Name steht für eine Wirtschafts- und Gesellschaftsform, die auf Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung basiert und auf einem Wirtschaften nach der Devise: „Was den Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele“. Genossenschaften bieten ein alternatives Wirtschaftsmodell, bei dem alle Mitglieder gleichermaßen teilhaben. Es zählt das Wohl aller, nicht der Profit weniger. Die Genossenschaftsidee und ihre Umsetzung in der Praxis wurde 2016 von der UNESCO in die renommierte Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.
Enorme Vielfalt an Genossenschaften
Die Vielfalt an genossenschaftlichen Unternehmen reicht von Intersport und Euronics über die Volksbanken und Raiffeisenbanken, landwirtschaftliche Genossenschaften bis zum Gasthof, Dorfladen oder zur Schwimmbad-Genossenschaft. Bisher entstanden beziehungsweise entstehen neue Genossenschaften in den Bereichen Handel, Gastronomie, Handwerk, Marketing, Beratung, Energie, Gesundheit, Soziales sowie Forschung und Entwicklung – etwa als Zusammenschluss von Unternehmen. Ein Schwerpunkt in der Gründungsberatung sind derzeit Genossenschaften im kommunalen Umfeld. Sie ermöglichen eine faire Teilung von Finanzierungskosten und erhöhen zugleich die Bindung und Identifikation der Menschen mit lokalen Projekten. Neben der ärztlichen Versorgung stehen auch Themen wie Mobilität, Infrastruktur, Betreuung und Bildung auf der Agenda.
Weitere Informationen zu Genossenschaften finden Sie unter: www.wir-leben-genossenschaft.de. Aktuelle Meldungen, Infos und Nachrichten zu den Genossenschaften gibt es auch auf dem BWGV-Twitter-Kanal unter https://twitter.com/genobw und in unserem Newsletter BWGV-Aktuell: https://www.wir-leben-genossenschaft.de/newsletter/.