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Studie: Schulen vermitteln Finanzwissen mangelhaft

Schulen vermitteln Finanzwissen schlecht
S. Hofschlaeger / pixelio.de

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Die 18- bis 29-Jährigen im Südwesten der Republik schätzen ihr eigenes Finanzwissen als schwach ein. Sie beschäftigen sich weder oft noch gerne mit Finanzthemen, räumen aber ein, dass es eines der wichtigsten Themen ist, um gut auf das Leben vorbereitet zu sein. Insgesamt ist knapp die Hälfte der befragten jungen Erwachsenen in Baden-Württemberg mit der eigenen finanziellen Situation zufrieden und hat auch das Sparen keinesfalls aus dem Blick verloren. Dies sind die Ergebnisse aus dem aktuellen Anlegerbarometer mit dem Schwerpunkt Finanzbildung und Sparen des genossenschaftlichen Fondsanbieters Union Investment, einer repräsentativen Befragung unter mehr als 2.000 jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 29 Jahren.

Mangelhaft bis ungenügend für die Schulen

Die Verantwortung für die Vermittlung von Finanzwissen sehen die meisten jungen Erwachsenen in Baden-Württemberg vor allem bei den Schulen (87 Prozent), 70 Prozent meinen, dass die Eltern dafür verantwortlich sind. Aber auch die Medien (33 Prozent), die Politik (32 Prozent) und Finanzdienstleister (33 Prozent) sollten nach Ansicht der Befragten Verantwortung für die Vermittlung von Finanzwissen übernehmen. Nach Meinung der baden-württembergischen Umfrageteilnehmer haben die Schulen allerdings einen schlechten Job gemacht und bewerten ihre Leistung mit der Note 4,8 dramatisch schlecht. 65 Prozent der jungen Menschen im Südwesten der Republik beurteilen die Leistung der Schulen als mangelhaft oder ungenügend, nur sechs Prozent finden, dass hier gute beziehungsweise sehr gute Leistungen erbracht werden.Eltern hingegen bekommen für die Vermittlung von Finanzwissen im Durchschnitt die Note 2,7 von der jungen Generation in Baden-Württemberg. „Trotz der Einführung des Schulfachs Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung in Baden-Württemberg wären die Schulen nach dieser Beurteilung beim Thema Finanzwissen stark versetzungsgefährdet. Die Zahlen sprechen also nicht dafür, dass sich hier bereits etwas verändert hat“, sagt Jürgen Stiletto, Landesdirektor für Baden-Württemberg bei Union Investment. 

Finanzthemen haben hohen Stellenwert

Dabei hat das Thema für junge Menschen in Baden-Württemberg einen sehr hohen Stellenwert: 92 Prozent von ihnen betrachten es als wichtig oder sehr wichtig, um gut auf das Leben vorbereitet zu sein. Damit liegt es sogar knapp vor dem Thema „Gesundheit und Ernährung“, das mit 90 Prozent auf Platz zwei der lebensvorbereitenden Themen landet, aber mit einem gewissen Abstand vor Themen wie „Technik und IT“ (83 Prozent), oder „aktiv Sport treiben“ (74 Prozent). Auf dem letzten Platz landet „Ökologie“ (68 Prozent). „Mit Blick auf diese Ergebnisse zeigt sich, dass Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen. Hier ist für die Zukunft noch Luft nach oben“, meint Stiletto.

Fast zwei Drittel der Befragten in Baden-Württemberg (65 Prozent) beschäftigt sich häufig oder manchmal mit Finanzthemen, das sind so viele wie nirgendwo sonst in der Bundesrepublik. Lediglich neun Prozent setzen sich fast nie damit auseinander. Als Gründe nennen die meisten, dass Finanzthemen zu kompliziert sind (43 Prozent) oder kein Interesse vorhanden ist (43 Prozent). 37 Prozent der Befragten beschäftigen sich nicht damit, weil sie keine Zeit haben. 13 Prozent geben an, dass sich andere darum kümmern, zum Beispiel die Familie oder der Partner. 

Eigenes Finanzwissen bekommt die Schulnote 3

Knapp zwei Drittel der befragten jungen Erwachsenen in Baden-Württemberg schätzt das eigene Wissen zu den Themen Geld und Finanzen als befriedigend bis ausreichend ein (61 Prozent). Nur knapp jeder vierte (23 Prozent) gibt an, gut oder sehr gut Bescheid zu wissen. 16 Prozent geben sich aber auch die Schulnote mangelhaft oder ungenügend. Insgesamt geben sich die jungen Baden-Württemberger eine 3,3 für ihr Finanzwissen. Die Bundesländer Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bayern benoten sich ebenfalls mit 3,3. Alle anderen etwas schlechter. 

Schlusslicht bildet Berlin mit 3,8. Bei der Bewertung einzelner Wissensbereiche zu Finanzthemen kennen sich die jungen Leute im Ländle am besten beim Thema Zinsen aus. Hier meinen immerhin 22 Prozent, sich gut oder sehr gut auszukennen (bundesweit: 35 Prozent) und geben sich selbst die Note 2,7 (bundesweit: 3,1). Dennoch wissen 15 Prozent (bundesweit 32 Prozent) nur ausreichend bis ungenügend über Zinsen Bescheid. 

Große Wissensdefizite haben die jungen Menschen ausgerechnet bei einem für Berufseinsteiger wichtigen Thema: Knapp die Hälfte (47 Prozent) weiß gar nichts oder nur wenig über Vermögenswirksame Leistungen (bundesweit 53 Prozent). Aber auch beim Begriff „Rendite“ müssen viele junge Baden-Württemberger passen: 46 Prozent der Befragten kennt sich dazu schlecht oder gar nicht aus (bundesweit 52 Prozent). „Die Zahlen zeigen, dass sich junge Menschen bei Finanzthemen nicht fit fühlen. Und das ausgerechnet bei dem Instrument, das jungen Berufstätigen den Einstieg in den langfristigen Vermögensaufbau ermöglicht. Dies bietet Arbeitgebern und Finanzdienstleistern allerdings auch die Chance, hier mit guten Angeboten zu punkten und junge Menschen bei ihren ersten Sparbemühungen zu unterstützen“, kommentiert Jürgen Stiletto.

Mit Blick auf das Wissen rund um die Geldanlage kennen sich die 18- bis 29-Jährigen in Baden-Württemberg am besten beim Sparbuch aus, immerhin 55 Prozent (bundesweit 46 Prozent) schätzen ihr Wissen hierzu sehr gut beziehungsweise gut ein (Notendurchschnitt 2,6, bundesweit 2,8). Bei Aktien kennen sich mit 33 Prozent (bundesweit 28 Prozent) deutlich weniger junge Menschen gut oder sehr gut aus, 20 Prozent (bundesweit 24 Prozent) haben hier mangelhaftes oder ungenügendes Wissen (Notendurchschnitt 3,2; bundesweit: 3,4). 

Bei Kenntnissen zu Investmentfonds liegen die Baden-Württemberger vergleichsweise gut. 31 Prozent haben hier gutes oder sehr gutes Wissen (bundesweit 23 Prozent), aber immerhin noch 26 Prozent (bundesweit 30 Prozent) geben sich Noten, mit denen sie bei diesem Thema durchfallen würden (Notendurchschnitt 4,0; bundesweit 3,7). 

Der Hälfte der jungen Baden-Württemberger geht es finanziell gut

Mit Blick auf die eigene finanzielle Situation sagt knapp die Hälfte der jungen Baden-Württemberger (49 Prozent), dass es ihnen finanziell gut geht (bundesweit 48 Prozent). Zum Vergleich: Die Berliner sind hier nach eigener Meinung am besten aufgestellt. In der Bundeshauptstadt sagen 57 Prozent, dass es ihnen finanziell gut geht. 

Gut ein Drittel der 18- bis 29-Jährigen in Baden-Württemberg (38 Prozent) sagt, dass sie mit ihrem Geld auskommen, aber nicht viel übrig bleibt. Das sind genauso viele wie im bundesweiten Durchschnitt. Bei gut jedem Zehnten (11 Prozent) ist das Geld knapp (bundesweit 13 Prozent). Bei dieser Aussage landet Nordrhein-Westfalen auf dem ersten Platz. Hier hadern 17 Prozent der jungen Erwachsenen mit ihrer knappen Kasse.

Sparen ist für junge Baden-Württemberger kein Fremdwort

Trotz der nicht immer unbeschwerten finanziellen Situation sparen bundesweit neun von zehn jungen Erwachsenen. 58 Prozent legen regelmäßig etwas zurück, jeder Dritte (33 Prozent) spart, wenn etwas übrig ist. Lediglich 8 Prozent sparen gar nicht. In Baden-Württemberg sparen ebenfalls knapp sechs von zehn Befragten (59 Prozent) regelmäßig und 35 Prozent das, was übrig bleibt. Nur sechs Prozent legen gar nichts zurück. 

Als besonders geeignete Form der Geldanlage, um Gewinne zu machen, betrachten die jungen Baden-Württemberger Aktien (63 Prozent) und Immobilien (57 Prozent). Aber auch Investmentfonds sehen sie als gewinnbringende Anlageform (51 Prozent). Bei der Einschätzung zu Fonds liegen sie mit den Bayern fast gleichauf, im Nachbarbundesland sind 52 Prozent der Meinung, dass sich damit Gewinne erzielen lassen (bundesweit 45 Prozent).

Diese Einschätzung spiegelt sich jedoch bei der Wahl der Sparform nur bedingt wider, denn es zeigt sich, dass das Sparbuch mit 48 Prozent unter den jungen Menschen im Ländle am weitesten verbreitet ist. Damit liegen die Baden-Württemberger an der Spitze, nirgendwo sonst haben so viele junge Menschen eins. Eine Spitzenposition haben die Baden-Württemberger aber auch beim Besitz von Investmentfonds. Diesen Platz müssen sie sich zwar mit Bayern teilen, aber immerhin geben jeweils 45 Prozent an, dass sie ein entsprechendes Produkt besitzen. 

Der Anteil der Aktienbesitzer liegt in Baden-Württemberg bei 23 Prozent, bundesweit sind es 18 Prozent. Kryptowährungen spielen bisher kaum eine Rolle (9 Prozent; bundesweit genauso viele). „Junge Menschen verlernen keinesfalls das Sparen. Das zeigen die Zahlen sehr gut. Besonders positiv ist, dass auch die sparen, die sich finanziell strecken müssen“, sagt Stiletto.

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