Hohe Auszeichnung für außergewöhnliches bürgerschaftliches und gesellschaftliches Engagement: Drei Sportvereine aus Baden-Württemberg sind gestern Abend (5. Dezember) in Karlsruhe von den Volksbanken und Raiffeisenbanken im Land mit den „Sternen des Sports“ in Silber ausgezeichnet worden. Der TSV Stetten am kalten Markt (Kreis Sigmaringen) wurde mit dem „Großen Stern des Sports“ in Silber geehrt für den Umbau einer ehemaligen Förderschule in ein Fitness- und Gesundheitszentrum für die ganze Bevölkerung. Der TSV vertritt Baden-Württemberg nun im bundesweiten Wettbewerb um die „Sterne des Sports“ in Gold, die am 23. Januar 2017 von Bundespräsident Joachim Gauck in Berlin verliehen werden. Jeweils ein „Kleiner Stern des Sports“ in Silber ging an den Verein OnkoAktiv am NCT Heidelberg (Rhein-Neckar-Kreis) sowie an die TSG Wilhelmsdorf (Kreis Ravensburg).
„Unsere Preisträger zeigen eindrucksvoll, wie sich Sportvereine auf vielfältige Weise gesellschaftlichen Herausforderungen stellen und diese meistern“, betonte Dr. Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), anlässlich der Preisverleihung. „Ehrenamtlich tätige Bürgerinnen und Bürger sind eine unverzichtbare Stütze unseres Gemeinwesens und unserer Gesellschaft“, lobte Glaser. Mit der Auszeichnung „Sterne des Sports“ wollen die Genossenschaftsbanken herausragende Projekte würdigen und allen Ehrenamtlichen in den Vereinen für ihren täglichen Einsatz danken.
Seit dem Jahr 2004 werden die „Sterne des Sports“ von den Volksbanken und Raiffeisenbanken in Deutschland gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und den Landessportbünden verliehen. „Dieser Wettbewerb gehört zu den bedeutendsten Auszeichnungen im deutschen Sport“, stellt Martin Lenz, Vizepräsident des Landessportverbands Baden-Württemberg, heraus: „Die Sterne des Sports sind gewissermaßen die Oscars des Breitensports.“
Landessieger überzeugt mit Fitness- und Gesundheitszentrum
Mit dem TSV Stetten ehrt die Jury dieses Jahr einen Verein zum Landessieger, der ein sehr außergewöhnliches Projekt angepackt und umgesetzt hat: Mehr als 4.000 ehrenamtliche Stunden haben Vereinsmitglieder geleistet, um eine leer stehende Förderschule in ein modernes Fitness- und Gesundheitszentrum umzubauen. Dabei konnte der TSV auf die Unterstützung der Gemeinde und von Sponsoren bauen. Die Grundidee des Projektes ist, dass sich die Sportvereine in der Region vor dem Hintergrund rückläufiger Mitgliederzahlen Gedanken über innovative Zukunftsmodelle gemacht haben. Angesichts zunehmender Nachfragen nach Angeboten im Fitness- und Gesundheitsbereich ist so die Idee entstanden, unter Vereinsägide ein entsprechendes Zentrum mit dem Schwerpunkt Gesundheitssport für die gesamte Bevölkerung zu schaffen.
Das Konzept ging auf: Heute nutzen mehr als 350 Bürgerinnen und Bürger aller Altersgruppen das Fitness- und Gesundheitszentrum des TSV Stetten, der dafür extra eine eigene Abteilung gegründet hat und Mitglieder zu Geräte-Fitness-Trainern ausbilden ließ. Das Zentrum ist mit modernen Geräten ausgestattet und verfügt über separate Bereiche für Cardiosport, Freihantel-Training, Reha- und Präventionssport sowie eigenen Räumen für Fitness-Kurse. Außerdem wurde ein Sauna- und Wellness-Bereich integriert. Mit dem „Großen Stern des Sports“ in Silber verbunden ist ein Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro.
Sportprogramme für an Krebs erkrankte Menschen
Mit einem „kleinen Stern des Sports“ in Silber und 1.250 Euro Preisgeld ausgezeichnet wurde der Verein OnkoAktiv am NCT Heidelberg, der am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Sportprogramme anbietet, die auf die Bedürfnisse von an Krebs erkrankten Menschen ausgerichtet sind. Damit Krebskranke auch an ihrem jeweiligen Wohnort ein geeignetes qualifiziertes Bewegungs- und Sport-Angebot finden, wurde das „Netzwerk OnkoAktiv“ gegründet. Es vermittelt Krebspatienten geeignete Vereine und Einrichtungen. Gleichzeitig bietet es über eigens ins Leben gerufene Netzwerktreffen Schulungen und Weiterbildungen für Trainer und Übungsleiter in Vereinen, Gesundheitszentren oder Rehabilitationseinrichtungen an. Mittlerweile hat OnkoAktiv mehr als 500 krebserkrankte Menschen in der und über die Metropolregion Rhein-Neckar hinaus an Vereine und Gesundheitsanbieter vermittelt. Bei einer Krebserkrankung kann sich körperliches Training positiv auf Physis, Psyche sowie die soziale Integration auswirken und Komplikationen und Nebenwirkungen der medizinischen Therapie abmildern.
Sportverein integriert Menschen mit geistiger Behinderung
Ebenfalls einen „kleinen Stern des Sports“ in Silber und 1.250 Euro Preisgeld erhielt die TSG Wilhelmsdorf. Unter dem Namen „Verein(t)“ beteiligen sich Menschen mit und ohne geistige Behinderung aktiv am Vereinsleben. Sie übernehmen Verantwortung in der eigenen Abteilung „Sport für Menschen mit Behinderung“ – sowohl sportlich als auch in der administrativen Vereinsstruktur. Der TSG geht es darum, im Verein eine „echte Beteiligungskultur“ zu leben und somit sicherzustellen, dass das Vereinsleben von möglichst vielen Mitgliedern gestaltet wird – auch von Menschen mit geistiger Behinderung. Das übergeordnete Ziel ist eine erweiterte Teilhabe von Menschen mit geistiger Behinderung am gesellschaftlichen Leben durch mehr Selbst- und Mitbestimmung im Freizeitbereich. Dafür steht das Projekt „Verein(t)“ und dafür wurde im Jahr 1990 die Abteilung „Sport für Menschen mit Behinderung“ gegründet. Heute zählt die Abteilung rund 150 Mitglieder mit geistiger Behinderung im Alter von sieben bis 71 Jahren, die in 14 verschiedenen Sport- und Bewegungsgruppen trainieren.
Die Auszeichnungen „Sterne des Sports“ werden auf kommunaler, Landes- und Bundesebene vergeben. Eine Jury aus Vertretern des Sports, der Volksbanken und Raiffeisenbanken, der Kommunen sowie der Medien bewerten die eingehenden Bewerbungen. Im Rahmen einer festlichen Feierstunde in der BWGV-Akademie in Karlsruhe-Rüppurr haben Dr. Peter Müller, stellvertretender Bereichsleiter beim BWGV, und Martin Lenz, Vizepräsident des Landessportverbands Baden-Württemberg, die Preise an die drei Vereine überreicht.