„Genossenschaften tun unserem Land, unserer Gesellschaft gut“, sagte Nicole Razavi MdL, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen des Landes Baden-Württemberg, als Vertreterin der Landesregierung beim 6. Zukunftsforum Genossenschaft des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV). „Genossenschaften packen Themen und Projekte an und tragen zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft bei“, so Razavi. „Sie erhöhen damit die soziale Temperatur in unserem Land.“
„Die Idee der Genossenschaft ist heute so aktuell wie vor rund 170 Jahren, als die ersten Genossenschaften im heutigen Sinne gegründet wurden“, so die Ministerin, die selbst ebenfalls Mitglied einer Genossenschaft ist. „In Deutschland sind über 22 Millionen Menschen Mitglied in einer Genossenschaft, weit mehr als es Aktionäre in Deutschland gibt. Und Baden-Württemberg ragt heraus als das Land mit der größten Dichte an Genossenschaften und der höchsten Anzahl an Mitgliedern“, erläuterte Razavi am Montag (14. März) beim digitalen Zukunftsforum.
Die Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen lobte in ihrer Rede die erfolgreiche Arbeit der Genossenschaften und betonte ihre große Bedeutung für die Wirtschaft und das gesellschaftliche Zusammenleben im Land. „Genossenschaften sind sowohl in unserer Unternehmenslandschaft als auch in vielen Bereichen des Lebens und in allen Regionen des Landes aktive und innovative Gestalter und Treiber“, sagte Razavi.
Genossenschaften meistern Zukunftsherausforderungen
„Die Corona-Pandemie zeigt: Regionalität, Solidarität und Verlässlichkeit sind wichtige Ankerpunkte für Wirtschaft und Gesellschaft und notwendiger denn je. Wirtschaftlicher Erfolg muss stets mit sozialer Verantwortung einhergehen. All dies vereint das genossenschaftliche Geschäftsmodell in idealer Weise“, sagte BWGV-Präsident Dr. Roman Glaser zum Auftakt des Zukunftsforums Genossenschaft. Krisen könnten daher auch Rückenwind für Genossenschaften geben. „Aufgrund der Einzigartigkeit des genossenschaftlichen Geschäftsmodells hinsichtlich Solidarität, Nachhaltigkeit, Regionalität und Beständigkeit können Genossenschaften sehr gut dabei helfen, wichtige gesellschaftliche und wirtschaftliche Zukunftsherausforderungen zu meistern“, ist Glaser überzeugt. Genossenschaftliche Modelle kommen auch dem zunehmenden Wunsch in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nach Beteiligung und Partizipation, Gemeinschaft und Solidarität nach.
„Genossenschaften werden immer wichtiger, wenn es darum geht, gesellschaftliche und ökonomische Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu meistern“, machte Glaser weiter deutlich. „Gerade in Zeiten des Umbruchs bieten Genossenschaften Stabilität und neue Chancen im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe“, macht Glaser weiter deutlich. Vielversprechende Zukunftsfelder für Genossenschaften finden sich zum Beispiel in der Quartiersentwicklung und Daseinsvorsorge, der Daten- und Plattformökonomie, der Energie-Wirtschaft, in der Agrar- und Ernährungswirtschaft oder auch in der Betriebsnachfolge in mittelständischen Unternehmen – etwa im Handwerk.
Genossenschaften: Enorme Vielfalt in Baden-Württemberg
Wie weit gefächert Genossenschaften sind, zeigt ein Blick auf das breite Aufgabenfeld, das schon heute von ihnen abgedeckt wird. Die knapp 800 Genossenschaften in Baden-Württemberg sind mittlerweile in mehr als 50 Branchen aktiv. Dazu zählen neben den Volksbanken und Raiffeisenbanken, den gewerblichen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften und den ländlichen Raiffeisen-Genossenschaften einschließlich der Winzer- und Weingärtnergenossenschaften mittlerweile auch Ärztegenossenschaften, Kooperationen von IT- und Softwareentwicklern, Kindergarten- und Schulgenossenschaften oder Dorfläden und Gasthäuser. Genossenschaften zeichnen sich durch eine demokratische Struktur sowie die einzigartige Verknüpfung von wirtschaftlichem Erfolg mit sozialer Verantwortung aus.
Vier hochkarätig besetzte Fachforen zu aktuellen Themen
In vier hochkarätig besetzten Fachforen sind beim Zukunftsforum Genossenschaft per Livestream aktuelle Fragen und Themen erörtert worden. Im Fachforum „Quartiersentwicklung und Daseinsvorsorge“ diskutierten Manne Lucha MdL, Minister für Soziales, Gesundheit und Integration in Baden-Württemberg, Prof. Dr. Tobias Popovic, Hochschule für Technik, Stuttgart, und Robert Kling, Vorstandssprecher der Volksbank Albstadt eG, mit Anja Roth, Bereichsleiterin Interessenvertretung beim BWGV. Im Fachforum „Landwirtschaft“ tauschten sich aus: Peter Hauk MdL, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg, Prof. Dr. Sebastian Hess, Universität Hohenheim, Andreas Schneider, Geschäftsführer der Schwarzwaldmilch GmbH, Freiburg, Johannes Bliestle, Geschäftsführer der Reichenau-Gemüse eG, sowie Ute Bader, stellvertretende Leiterin des Bereichs Beratung Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften beim BWGV. Aus aktuellem Anlass standen hier besonders die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Land- und Ernährungswirtschaft und regionale Wertschöpfungsketten im Fokus.
Im Fachforum „Energie“ erörterten die genossenschaftlichen Perspektiven und Potenziale der Energiewende sowie das Thema Energiesicherheit – gerade mit Blick auf den Ukraine-Krieg – Thekla Walker MdL, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg, Prof. Dr. Carsten Herbes, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Hubert Rinklin, Vorstandsvorsitzender der Alb-Elektrizitätswerk Geislingen-Steige eG, Reinhard Blaurock, Vizepräsident der IHK Karlsruhe, und Mathias Juhl, Vorstandsmitglied des BWGV. Im Fachforum „Daten- und Plattformökonomie“ diskutierten schließlich Prof. Dr. Erik Schweickert MdL, Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landtags von Baden-Württemberg, Prof. Dr. Heiner Lasi, Leiter des Ferdinand-Steinbeis-Instituts, Markus Dauber, Co-Vorsitzender des Vorstands der Volksbank eG – Die Gestalterbank, Villingen-Schwenningen und Offenburg, Henry Rauner, Vorsitzender des Vorstands der Volksbank Rottweil eG, sowie BWGV-Präsident Glaser.
Mit rund 3,95 Millionen Mitgliedern ist Baden-Württemberg das „Land der Genossenschaften“ – der Südwesten hat damit deutschlandweit die mit Abstand höchste Dichte an Genossenschaftsmitgliedern. Genossenschaften bieten ein alternatives Wirtschaftsmodell, bei dem alle Mitglieder gleichermaßen teilhaben und auch mitbestimmen können. Aktuelle Meldungen, Infos und Nachrichten gibt es auch auf den Social-Media-Kanälen des BWGV bei Twitter (https://twitter.com/genobawue), Facebook (https://www.facebook.com/genobawue und Instagram (https://www.instagram.com/genobawue sowie in unserem Newsletter BWGV-Aktuell: https://www.wir-leben-genossenschaft.de/newsletter/.