„Die Situation des Steillagenweinbaus nimmt weiter dramatische Züge an“, sagt Dietrich Rembold, Vorstandsvorsitzender der Lauffener Weingärtner eG. Dahinter stecken die Tatsachen, dass immer mehr der landschaftlich reizvollen und ökologisch wertvollen Weinbergterrassen brachfallen, weil die Bewirtschaftung nicht mehr geleistet werden kann.
Generationswechsel im Betrieb, steigende Umweltauflagen und Verbote bei der Bewirtschaftung, brachfallende Nachbargrundstücke sind die Hauptgründe dafür. Steigende Kosten für Technik und Löhne sind verantwortlich dafür, dass die Rentabilität für die Erzeugung von Trauben in den steilen Handarbeitsweinbergen schon längst nicht mehr gegeben ist. Bislang können sich erst wenige hochpreisige Weine aus den Steillagen am Neckar und seinen Zuflüssen am Markt für höherpreisige Weine durchsetzen. Mitglieder der Lauffener Weingärtner eG bewirtschaften aktuell 106 Hektar terrassierte Steillagenweinberge an Zaber und Neckar.
Kunst soll Steillagen in den Fokus rücken
Um auf diese schwierige Situation aufmerksam zu machen, hat sich die Lauffener Weingärtner eG etwas Besonderes ausgedacht. Ausdrucksstarke Landart-Installationen, platziert an touristisch zugänglichen Orten in den Lauffener Steillagen, sollen die Besonderheiten der Steillagenweine und der Landschaft für Touristen und Einwohner in Lauffen am Neckar noch besser erlebbar machen. Nun traf die Jury die Entscheidungen für drei Siegerbeiträge in dem Wettbewerb „LandArt in den Neckarschleifen“.
Mit den LandArt-Installationen „Die rote Treppe“ von David Klopp, „Sonnenfänger“ von Ulrich Stolz und „Katzenbeißer WeinbergSaiten“ des Teams Bach-Hoffleit gingen drei spannende, hochwertige Ideen für LandArt-Projekte als Gewinner aus dem LandArt-Wettbewerb hervor. Doch bei aller Freude über die Siegerentwürfe und über die insgesamt 54 hochwertigen Einreichungen können die Lauffener Weingärtner die angespannte Lage in den Steillagen nicht ausblenden. Diese Zustandsbeschreibung bekamen auch die Künstlerinnen und Künstler, die den Sommer 2021über an Ideen und Entwürfen für spannende LandArt-Projekte gearbeitet hatten, mit auf dem Weg.
Kulturlandschaft durch Installationen aufwerten
Wie können wir neue Möglichkeiten schaffen, um den hochwertigen, in Handarbeit erzeugten Weinen zu begegnen? Welche neuen Weinerlebnis-Angebote für Naherholungssuchende können wir entwickeln? Können spannende Kunstprojekte die Kulturlandschaft aufwerten? Finden wir damit einen Ansatz, um die Wertschätzung für anspruchsvolle Steillagenweine auch in Württemberg zu erhöhen? Diese Fragen und Ziele steckten auch in diesem Ideenwettbewerb „LandArt in den Neckarschleifen“.
Ausgeschrieben waren drei Kategorien: Erstens klassische Landart, damit sind Skulpturen, Installationen, oder „Landmarken“ gemeint. Hier konnte sich der Entwurf „Die rote Treppe“ des Winterbacher LandArt-Künstlers und Designers David Klopp durchsetzen. Auf dem zweiten Platz landete die Idee des italienischen Künstlers Maurizio Perron mit seiner Installation „Empty Suitcase“. In der Kategorie „Habitate“, künstlerisch gestalteter Unterschlupf oder Lebensräume für selten werdende Tiere und Pflanzen in den Steillagen konnte sich der Landschaftsarchitekt und Künstler Ulrich Stolz aus Dresden mit seinem Konzept „Sonnenfänger“ durchsetzen. Die beste Idee und damit Platz 1 in der Kategorie LandArt-Performance erreichte das Künstler-Duo Michael Bach (Wissembourg) und Renate Hoffleit aus Stuttgart mit Ihrer Installation „WeinbergSaiten“.
Der Schutz der Natur, des Ökosystems Trockenmauern und der sensiblen Weinberglandschaften waren bei dem Wettbewerb ebenso wichtige Kriterien wie die Wirkung für den Tourismus und für den Weinbau und Weinabsatz. In der Jury vertreten waren Monika Baumhof-Pregitzer, Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg, Sabine Hübl, Neckar ZaberTourismus e.V., Klaus-Peter Waldenberger, Bürgermeister der Stadt Lauffen/ N., Silvia Weidenbacher, Verband Region Stuttgart und Dietrich Rembold, Lauffener Weingärtner eG (Auslober). „In einem allgemein sehr wettbewerbsintensiven Weinmarkt spielen die herkunftsgeprägten Weine eine immer wichtigere Rolle“, so der geschäftsführende Vorstand der Lauffener Weingärtner, Marian Kopp.