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»Ländliche Genossenschaften müssen enger zusammenarbeiten«

BayWa Genossenschaftliche Landwirtschaft
Kurt Bouda/PIXELIO www.pixelio.de

Schuler BayWa
BayWa-Vorstandsmitglied Roland Schuler, ehemals Vorstandssprecher der 2002 mit der BayWa verschmolzenen Stuttgarter WLZ Raiffeisen, geht zum Jahresende 2018 in den Ruhestand.

Roland Schuler ist seit 2002 Vorstandsmitglied der BayWa. Der aus Baden-Württemberg stammende Schuler, Jahrgang 1956, studierte in Stuttgart Betriebswirtschaftslehre. Seine berufliche Laufbahn begann der Diplom-Kaufmann bei Hewlett Packard in Böblingen. In den zehn Jahren seiner Firmenzugehörigkeit hatte Schuler mehrere Führungspositionen im Mutterunternehmen sowie bei verschiedenen Tochtergesellschaften inne. 1993 wurde Roland Schuler in den Vorstand der WLZ Raiffeisen AG, Stuttgart, und 1997 zum Sprecher des Vorstands bestellt. Im Zuge der Verschmelzung der WLZ auf die BayWa wechselte Schuler 2002 in den Vorstand des Münchner Handels- und Dienstleistungskonzerns. Im Geno-Graph-Interview anlässlich seines Ruhestands zum Jahresende 2018 blickt er zurück.

Herr Schuler, wenn Sie zurückblicken: Wie verlief damals die Integration der WLZ in die BayWa – aus Kunden-, aber auch aus Mitarbeitersicht?

Wir mussten für diese Entscheidung damals viel Kritik einstecken, gerade auch aus dem genossenschaftlichen und politischen Umfeld. Aber die Zweifel wurden nicht bestätigt, im Gegenteil. Die Fusion wurde in der Mitarbeiterschaft von Anfang an gut mitgetragen. Natürlich war mit ausschlaggebend und wichtig, dass jeder Mitarbeiter in der Stuttgarter Verwaltung ein Jobangebot bekommen hatte, und viele dieses auch annahmen. Für die Mitarbeiter draußen an den Vertriebsstandorten gab es ohnehin keine Auswirkungen auf den Arbeitsplatz. Die Kunden waren zunächst kritisch, überzeugten sich aber schnell von der Leistungsfähigkeit der BayWa, zumal diese ja auch kräftig in Württemberg investierte. Aus heutiger Sicht kann ich sagen, die Fusion war absolut der richtige Weg.

Sie haben im BayWa-Vorstand unterschiedliche Bereiche verantwortet. Dies ist doch eher ungewöhnlich, oder?

Nach meinem Wechsel zur BayWa übernahm ich dort neben dem Autohandel und einigen administrativen Bereichen sehr bald auch die Sparte Technik – zu jener Zeit ein Sanierungsfall! Heute eine sehr erfolgreiche Sparte der BayWa, mit internationaler Ausweitung der Aktivitäten nach Holland, Südafrika und Kanada. Später kam dann im Zuge des Umbaus im BayWa-Vorstand weitere Verantwortung mit der Sparte Energie und den erneuerbaren Energien hinzu. Eine große Herausforderung war schließlich ab 2015 der Bereich Agrar Deutschland. Der BayWa-Vorstand und auch die Mitarbeiter haben mir in all den Jahren dieses große Vertrauen entgegengebracht, dass ich die Geschäftsbereiche mit ihren ganz individuellen Problemstellungen erfolgreich weiterentwickeln und voranbringen konnte. Darauf bin ich auch ein wenig stolz.

Wie beurteilen Sie die genossenschaftliche Struktur der ländlichen Genossenschaften in Baden-Württemberg?

Die Landwirtschaft befindet sich nach wie vor in einem strukturellen Wandel, damit einhergehend steigen die Anforderungen an den Landhandel. Hinzu kommt der rasante technische Fortschritt, Stichwort Digitalisierung. All dem müssen sich die Partner der Landwirtschaft anpassen. Es braucht ein gewisses finanzielles Fundament, um die nötigen Investitionen in Technologien und Vertriebsstrukturen, in die Ausgestaltung der Vertriebswege und anderes mehr vornehmen zu können und eine gewisse Größe, um wettbewerbswettbewerbsfähig zu bleiben. Ich halte es deshalb für unabdingbar, dass ländliche Genossenschaften enger zusammenrücken, zusammenarbeiten, Synergien heben, und zwar noch bevor die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse so mager sind, dass eine Fusion nicht mehr möglich ist oder misslingt.

Die Landwirtschaft gilt in Sachen Digitalisierung als eine Branche mit Vorreiterrolle. Stimmt das und was trägt die BayWa dazu bei?

Das kann ich nur unterstreichen. Landwirte waren schon immer äußerst aufgeschlossen gegenüber innovativer Technik. Heute verfügen 75 Prozent der in Deutschland verkauften Großtraktoren über automatische Lenksysteme, die satellitengestützt die Maschine zentimetergenau über den Acker steuern. Da hinken andere Branchen doch deutlich hinterher. Bei der teilflächenspezifischen Aussaat oder Düngung geht es darum, innerhalb eines Ackerschlags je nach Bodenbeschaffenheit eine jeweils genau dosierte Menge an Betriebsmittel auszubringen – hier kommen Ökologie und Ökonomie zusammen. Mit unserer Tochter Farm Facts und unserer Mehrheitsbeteiligung Vista GmbH bieten wir unseren Landwirten genau solche Lösungen inklusive Service und Beratung an. Zudem arbeitet die Farm Facts gemeinsam mit namhaften Landtechnik-Herstellern gerade an einem Modul, das gemischte Flotten herstellerübergreifend miteinander vernetzt – ein Meilenstein in der Digitalisierung der Landwirtschaft.

Herr Schuler, Sie sind Mitglied des BWGV-Fachrats der Fachvereinigung der ländlichen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften. Bewerten Sie die Arbeit dieses Gremiums als fruchtbar?

In der Fachvereinigung sitzen Mitglieder aus allen Branchen der ländlichen Ware – Obst, Wein, Milch, Fleisch und so weiter. Zum Teil sind diese Mitglieder auch Vertreter unserer Kunden. In dem Gremium herrscht ein offener und intensiver branchenübergreifender Austausch, den ich sehr schätze. Denn er hilft, ein gutes Verständnis der Einzelbranchen und ihrer jeweiligen Problemstellungen zu bekommen. Vieles von dem, was passiert, betrifft uns ja oft kollektiv, ich denke nur an die Frost- und Hagelschäden im vergangenen Jahr oder die diesjährige Dürre. Da war es interessant zu erfahren, wie die Mitglieder solche Ereignisse bewerten, auch im Hinblick auf den eigenen Umgang damit.

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