„Genossenschaften verbinden in idealer Weise notwendiges wirtschaftliches Streben mit sozialer Verantwortung“, so Glaser. Sichtbares Zeichen für diese gelebte Verantwortung vor Ort seien die beiden Gewinner des mit jeweils 5.000 Euro dotierten Genossenschaftspreises, der vom BWGV zusammen mit den Unternehmen der Genossenschaftlichen FinanzGruppe vergeben wird. Die beiden Preise gehen in diesem Jahr nach Niedereschach (Schwarzwald-Baar-Kreis) sowie nach Leutkirch im Allgäu (Landkreis Ravensburg).
Bürger für Bürger eG
Die Genossenschaft aus Niedereschach bei Villingen-Schwenningen im Schwarzwald leistet mit Vermittlungsdiensten sowie ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern in vorbildlicher Weise Nachbarschaftshilfe. Die Initiative wendet sich speziell an ältere Menschen und hat ihren Schwerpunkt in der alltagsbegleitenden Unterstützung sowie der sozialen Interaktion. Denn bei Befragungen von Senioren vor Ort wurde festgestellt, dass bereits weit vor dem Eintritt einer Pflegebedürftigkeit die Bewältigung des Alltags und die Vermeidung von Einsamkeit ganz wesentliche Aspekte sind, die ältere Menschen vordringlich beschäftigen.
Daher hilft die Genossenschaft bei der Vermittlung von zuverlässigen und seriösen externen Arbeitskräften und Dienstleistern für unterschiedlichste Aufgaben etwa im Haushalt oder im Garten. Vieles erledigt sie aber auch mithilfe von Ehrenamtlichen, die für eine geringe Aufwandsentschädigung oder Zeitgutschrift tätig werden. Die Palette der Hilfe reicht vom Wechseln einer Glühbirne über Hilfe beim Einstellen des Mobiltelefons bis hin zur Begleitung beim Einkauf oder Arztbesuch. Damit steht neben praktischer Hilfe stets auch die Sicherstellung sozialen Austauschs im Mittelpunkt.
Allgäuer Genussmanufaktur eG
Die Preisträgerin aus dem Allgäu erhält den diesjährigen Genossenschaftspreis für die Wiederbelebung eines ortsbildprägenden, viele Jahre leerstehenden Brauereigebäudes in Leutkirch-Urlau. Das Gebäude wurde in ein „Heimat-Einkaufszentrum“ verwandelt, das 18 Genuss- und Kunsthandwerker beherbergt. Die im Jahr 2018 gegründete, ehrenamtlich organisierte Genossenschaft hat das Gebäude im Frühjahr 2019 erworben und bis 2020 mit Unterstützung von nahezu 1.000 Bürgerinnen und Bürgern, die neben der eigenen Arbeit auch 1,3 Millionen Euro an Bürgerkapital eingebracht haben, umfassend saniert und umgebaut. Heute befindet sich in diesem „Heimat-Einkaufszentrum 4.0“ auf insgesamt mehr als 1.000 Quadratmetern neben einem Dorfladen, einem Dorfcafé und zahlreichen Genuss- und Kunsthandwerkern auch ein Veranstaltungssaal, der zudem als Bibliothek genutzt wird. Mehr als die Hälfte der Mieter sind Start-ups.