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Genossenschaftspreis 2018: Gewinner finden Lösungen für Herausforderungen unserer Zeit

VR-Agrartag SPEZIAL
BWGV

Die VR-Bank Dornstetten-Horb, das genossenschaftliche Notarzt-Netzwerk HonMed aus Heilbronn sowie die Schülergenossenschaft „Lebenswert“ der Rudolf-Graber-Schule in Bad Säckingen sind die Preisträger des diesjährigen Genossenschaftspreises. Mit dem in drei Kategorien (Mitgliederbindung und -förderung, soziale Verantwortung, ökologisches Handeln) verliehenen Preis zeichnet der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband (BWGV) Genossenschaften im Land aus, die auf besondere Weise ihre Mitglieder, Mitarbeiter und Kunden fördern und sich zukunftsorientiert sowie nachhaltig den Herausforderungen gesellschaftlicher Entwicklungen stellen. Erstmalig fand am heutigen Dienstag (2. Oktober) die Verleihung der mit je 2.500 Euro dotierten Preise im Rahmen des Landwirtschaftlichen Hauptfests auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart statt. Denn: Sowohl das Landwirtschaftliche Hauptfest als auch der Genossenschaftspionier Friedrich Wilhelm Raiffeisen gehen auf das gleiche Geburtsjahr 1818 zurück.

„Die Preisträger zeigen auf eindrucksvolle Weise, wie Genossenschaften Herausforderungen unserer Zeit annehmen und in der Tradition der genossenschaftlichen Werte lösen“, betonte Peter Hauk MdL, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg und Schirmherr des Genossenschaftspreises. Hauk: „Die Menschen vor Ort nehmen in Genossenschaften ihr Geschick in die eigenen Hände, bringen ihre jeweiligen Kompetenzen ein und finden passgenaue Lösungen. Genossenschaften gehören somit zu den Erfolgsmodellen in einem starken ländlichen Raum: Sie fördern die regionale Wertschöpfung, binden bürgerschaftliches Engagement ein und erfüllen nachhaltig anstehende Aufgaben.“

BWGV-Präsident Glaser: Genossenschaften prägen unsere Heimat

„Genossenschaften schaffen Mehrwerte für ihre Mitglieder und sind prägend für unsere Heimat“, ergänzte BWGV-Präsident Dr. Roman Glaser. Er machte deutlich: „In mehr als 50 Branchen sind unsere knapp 800 Genossenschaften in Baden-Württemberg aktiv – wobei die meisten Neugründungen der vergangenen Jahre in Zukunftsbranchen stattgefunden haben sowie in Bereichen, in denen Lösungen für drängende Fragen unserer Zeit gefordert sind“, betonte Glaser. Sehr gute Beispiele hierfür seien die diesjährigen Preisträger.

VR-Bank Dornstetten-Horb: Deutlicher Mehrwert für die Mitglieder

Wie eine Genossenschaftsbank ihren Mitgliedern und Kunden einen klaren Mehrwert auch außerhalb der klassischen Bankdienstleistungen bieten kann, zeigt das Angebot „VR-Mein Sekretär“ der VR-Bank Dornstetten-Horb. Privatkundenbetreuer der Bank unterstützen Kunden bei vielfältigen Dingen des Alltags: Sie helfen beim Schriftverkehr etwa mit der Krankenkasse oder dem Finanzamt, sie vereinbaren Termine bei Behörden, sie überprüfen Verträge mit der Telefongesellschaft oder dem Energieversorger, sie helfen bei Computerfragen weiter und organisieren bei Bedarf auch eine Haushaltshilfe, einen Handwerker oder Gärtner. Was die Bankmitarbeiter nicht selbst erledigen können, übernehmen externe Partner. Hierfür hat die VR-Bank ein Netzwerk aufgebaut, unter anderem mit regionalen Handwerksbetrieben, Steuerberatern und Gärtnern. Das Angebot richtet sich insbesondere an ältere Menschen, wobei jeder Kunde der Bank das in drei Ausstattungen buchbare Dienstleistungsangebot in Anspruch nehmen kann. Neben der besonderen Förderung der Mitglieder und Kunden geht es der VR-Bank Dornstetten-Horb auch darum, über das neue Angebot die Auslastung der Filialen in der Fläche zu erhöhen und auf diese Weise das Filialnetz langfristig erhalten zu können. Den Preis übereichte der Projektpate aus der Jury, Jürgen Stiletto von der Union Investment Privatfonds GmbH. Den Vorsitz der Jury hatte Professor Dr. Reiner Doluschitz, Leiter der Forschungsstelle für Genossenschaftswesen an der Universität Hohenheim, inne.

HonMed eG stellt die notärztliche Versorgung sicher

Den Genossenschaftspreis 2018 für soziale Verantwortung überreichte Pate Jürgen Rehm, Vorstandsmitglied des Gewinnsparvereins der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg, an die HonMed eG aus Heilbronn. Die im Jahr 2015 gegründete Genossenschaft organisiert zuverlässig und mit wenig bürokratischem Aufwand Notärzte für Bereitschaftsdienste und kompensiert so den erheblichen Mangel an Fachkräften. Damit stellt HonMed die notärztliche Versorgung insbesondere im ländlichen Raum überall in Baden-Württemberg sicher. Das Besondere: HonMed ist kein Personaldienstleister, sondern eine Berufsausübungsgemeinschaft von selbstständigen Ärztinnen und Ärzten. Dank einer sehr einfachen, unbürokratischen und überregionalen Dienstplanung können viele Notärzte dazu motiviert werden, wieder vermehrt Rettungsdienste zu übernehmen. Zumal für die Dienste insbesondere vor Ort lokal ansässige Notärzte eingesetzt werden können. Dadurch entfallen für die meist neben- und freiberuflich tätigen Notärzte lange Anfahrten zum Dienstantritt. Aktuell besteht das stetig wachsende Ärzte-Netzwerk aus mehr als 140 Notärzten, sodass die Genossenschaft ihren Mitgliedern rund 60.000 Bereitschaftsstunden pro Jahr sichern kann.

Schülergenossenschaft gewinnt Preis für ökologisches Handeln

„Lebenswert“ nennt sich die Schülergenossenschaft der Rudolf-Graber-Schule in Bad Säckingen, die für ihr neues Projekt „Im Namen der Biene“ den Genossenschaftspreis für ökologisches Handeln verliehen bekam. Begonnen hat die im vergangenen Jahr mit Unterstützung durch die Volksbank Rhein-Wehra gegründete Schülergenossenschaft mit der Bewirtschaftung einer Streuobstwiese. Nun haben die Schülerinnen und Schüler der achten Klasse direkt daneben eine Wildblumenwiese angelegt. Damit schaffen sie die Nahrungsgrundlage für zahlreiche Wildbienenarten. Um auch die Nistmöglichkeiten der Wildbienen zu fördern, wurden Waldbienenhäuser im Technikunterricht hergestellt und auf der Wiese aufgestellt. Darüber hinaus verkauft die Schülergenossenschaft auf regionalen Märkten die selbst produzierten Waldbienenhäuser sowie Päckchen mit Wildblumensamen, um Einnahmen zu generieren, aber auch um auf das Problem des Bienensterbens aufmerksam zu machen. Die Rudolf-Graber-Schule ist ein sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum, das sich seit Jahren für eine umweltgerechte Zukunft durch Bildung einsetzt. Durch das Projekt „Im Namen der Biene“ sollen die 14- bis 16-jährigen Schülerinnen und Schüler sehr praxisnah Einblicke in ökologische, ökonomische und soziale Zusammenhänge sowie fundierte Kenntnisse über Umwelt- und Naturschutz erhalten. Den Preis an die Schülergenossenschaft überreichte im Namen der Jury Pate Harald Alber, Leiter Gewerbekunden Mittelstand und Verbund bei der DZ HYP.

„Agrartag Spezial“ zur Idee Friedrich Wilhelm Raiffeisens

Eingebettet war die Preisverleihung in einen von SWR1-Moderatorin Stefanie Anhalt moderierten „Agrartag Spezial“, bei dem Persönlichkeiten aus Politik, Sport und Genossenschaftsorganisation über die bis heute gültigen Grundsätze von Friedrich Wilhelm Raiffeisen unter dem Motto „Mensch Raiffeisen. Starke Idee!“ diskutierten. Zu den Gästen zählten Dagur Sigurdsson, der als Trainer die deutsche Handball-Nationalmannschaft zum EM-Titel führte, Dr. Reinhard Funk, Aufsichtsratsvorsitzender der Viehzentrale Südwest, Anette Waidelich, Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank Ersingen, sowie der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV), Franz-Josef Holzenkamp. Dieser stellte die Bedeutung von Genossenschaften für den ländlichen Raum als großen Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber heraus: „Die 2.104 Mitgliedsunternehmen des DRV haben im vergangenen Jahr einen Umsatz von 63 Milliarden Euro erwirtschaftet. Sie engagieren sich regional ebenso wie auf weltweiten Märkten. Genossenschaften agieren selbstverständlich auf Wochenmarkt und Weltmarkt, sie setzen sich für die Menschen in ihrer Region ein und sind Motor für Innovation und wirtschaftliche Entwicklung im ländlichen Raum.“

Hochbeet-Projekt für Grundschulen gestartet

Glaser und Holzenkamp stellten beide auch die Parallelen zwischen dem Landwirtschaftlichen Hauptfest und Friedrich Wilhelm Raiffeisen heraus: Neben dem gemeinsamen Geburtsjahr 1818 seien beide untrennbar mit der Frage verbunden, wie anfangs des 19. Jahrhundert der durch Ernteausfälle stark in Not geratenen Bevölkerung geholfen werden konnte. Und beide hätten sich im Laufe der Jahrzehnte stets weiterentwickelt und aus einer Idee heraus etwas nachhaltig Großes geschaffen. Im Rahmen der Veranstaltung gaben darüber hinaus Hauk, Glaser und Rehm den Startschuss für ein neues, landesweites Sozialprojekt an Grundschulen. Über Mittel des Gewinnsparvereins können die baden-württembergischen Volksbanken und Raiffeisenbanken Grundschulen im Land ein Hochbeet zur Verfügung stellen, das in den Unterricht integriert werden kann. Ziel des Projekts ist es, bei Kindern frühzeitig ein Bewusstsein für regionale Lebensmittel und gesunde Ernährung zu fördern.

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