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Demografieforum – „Gestalte ich mit oder werde ich gestaltet“

Viele Menschen (schemenhaft) stehen zusammen
S. Hofschlaeger/pixelio.de

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Der demografische Wandel und die Abwanderung junger Menschen in die Ballungszentren führen zu einer stetig älter werdenden Einwohnerschaft im ländlichen Raum. Nach Analysen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung sind ländlich geprägte Regionen in besonderem Maße von einem Schrumpfungsprozess betroffen. Dieser Schrumpfungsprozess bezieht sich aber nicht nur auf die Anzahl der Bürgerinnen und Bürger, die in einer Region leben, sondern auch auf deren wirtschaftliche Entwicklung. Beide Prozesse verstärken sich gegenseitig:

Die Bevölkerungsabnahme ist auf Wanderungsverluste und Geburtenrückgang zurückzuführen, abnehmende Bevölkerungszahlen und Arbeitsplätze bewirken wiederum den Verlust von Kaufkraft und Steueraufkommen, abnehmende öffentliche Mittel führen zu sinkende Investitionen in private Betriebe und öffentliche Infrastruktur, was wiederum negative Auswirkungen auf die Arbeitsplatz- und Bevölkerungsentwicklung hat.

Zugleich besteht der Wunsch von Familien, die Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben zu verbessern. Dies zeigt sich in allen Lebensphasen und Lebenslagen. In diesem wichtigen Aufgabenfeld hat die wohnortnahe und familienfreundliche Infrastruktur eine Schlüsselfunktion. Vor dem Hintergrund der vielfältigen Lebenssituationen und individuellen Ansprüche sind oftmals alternative Versorgungsstrukturen erforderlich. Genossenschaften bieten dafür tragfähige Lösungsansätze zum Beispiel in den Bereichen Pflege, Betreuung und Nahversorgung.

1. Herausforderungen des Demografischen Wandels

Der demografische Wandel stellt die Öffentlichkeit sowie die Politik vor erhebliche Herausforderungen. Besonders Kommunen sind davon oftmals in vielfältiger Weise betroffen. In vielen Bereichen hat dabei die Kooperation mit anderen Akteuren an Bedeutung zugenommen, um Leistungen bürgernah und in einem wirtschaftlich tragfähigen Rahmen erbringen zu können. Hier kann die Genossenschaften, ganz im Sinne eines ihrer Prinzipien, „Hilfe zur Selbsthilfe“, einen Beitrag zur Fortentwicklung und Ergänzung der benötigten Leistungen in kommunalen Handlungsfeldern darstellen. Die Bandbreite der unterschiedlichen Handlungsansätze erstreckt sich dabei über alle Bereiche kommunaler Aufgabenfelder, von der Förderung der ärztlichen Versorgung über die Sicherung eines attraktiven Personennahverkehrs bis hin zur Vereinbarkeit von Beruf und Familien.

Die wohnortnahe und familienfreundliche Infrastruktur nimmt hierbei eine Schlüsselfunktion ein. Vor dem Hintergrund der vielfältigen Lebenssituationen und individuellen Ansprüche sind oftmals alternative Versorgungsstrukturen erforderlich. Im Fokus stehen sowohl die Kinderbetreuung wie auch die Pflege alter oder hilfsbedürftiger Menschen sowie die strukturellen Voraussetzungen, um die Lebenssituationen in den ländlichen Regionen attraktiver zu gestalten. Genossenschaften bieten dafür tragfähige Lösungsansätze, um Synergien zu nutzen und nachhaltige Infrastrukturkonzepte zu entwickeln und umzusetzen.

2. Betätigungsfelder genossenschaftlicher Kooperationen

Schaut man sich die Neugründungen im genossenschaftlichen Bereich in Baden-Württemberg in den letzten 15 Jahren an, stellt man fest, dass der größte Teil von ihnen mit Blick auf eine nachhaltige ökologisch oder soziale Entwicklung entstand. Dazu gehören die Energiegenossenschaften ebenso wie Dorfläden, die die Versorgung mit Grundlebensmitteln sicherstellen, sowie die genossenschaftliche Umwandlung von Gebäuden zu Kulturzentren oder Gasthäusern. Darüber hinaus reicht das Spektrum an nachhaltigen, genossenschaftlichen Kooperationen von Pflegeeinrichtungen und Wohngemeinschaften über Hallenbäder bis hin zu Fotovoltaik-, Windkraft- oder Nahwärmeanlagen.

Die Nutzung der Chancen der Digitalisierung, eine Garantie der Lebensstandards und die Sicherung unserer Umwelt sind die Themen der Zukunft. Hier eigenen sich die Genossenschaften in hervorragender Weise. Nachhaltige Lösungen sind vor allem die, die von vielen gemeinsam getragen und unterstützt werden.

Ein Vorzeigebeispiel in diesem Kontext ist die Kommunale Daseinsvorsorge durch Bürgergenossenschaften (kurz KoDa eG), das mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert wird. Daseinsvorsorge durch Bürgergenossenschaften kann insbesondere in kleineren Gemeinden eine Lösung darstellen, in denen ein bedarfsgerechtes Angebot nicht allein durch die Kommune und den Markt gestaltet werden kann. In der Organisationsform der Bürgergenossenschaft liegt ein solches gesamtheitliches Lösungskonzept. Es vereint soziale, wirtschaftliche und kulturelle Aufgaben unter einem Dach und schafft somit Erleichterung bei der Gründung und dem Betreiben der Institutionen durch die Bündelung der bürokratischen Anforderungen. Genossenschaften verbinden in idealtypischer Art und Weise Beteilligung und Identifikation mit Wirtschaft und Nachhaltigkeit.

3. Veranstaltungshinweis

Thaddäus Kunzmann, der Demografiebeauftragte des Landes Baden-Württemberg, verfolgt mit seiner vierteiligen Veranstaltungsreihe „Demografieforum - Gestalte ich mit oder werde ich gestaltet“ in Eichstetten (11. April), Friedrichshafen (16. April), Heilbronn (17. April) und Esslingen (23. April) das Ziel, in einen Diskurs mit den Menschen vor Ort zu treten. Vertreter des BWGV werden bei zwei Veranstaltungen vor Ort sein und konnten sich zudem im Vorfeld mit dem Demografiebeauftragten über die von ihm identifizierten Herausforderungen und genossenschaftlichen Lösungsansätzen austauschen.

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