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DZ-Bank-Umfrage: Corona als Weckruf – Pandemie treibt Transformationen im Mittelstand an

Umfrage der DZ Bank Mittelstand zur Corona-Krise
S. Hofschlaeger / pixelio.de


De Ergebnisse der Befragung belegen: Obwohl die Pandemie die schwerste Belastung seit Jahrzehnten für den Mittelstand ist, nehmen sie viele Unternehmen zum Anlass, genau jetzt in ihre künftige Ausrichtung zu investieren. Damit wollen sich die Unternehmen in eine bessere Ausgangslage bringen – und das, obwohl sich die ökonomischen Auswirkungen der Krise nach wie vor nicht final beziffern lassen.

Besonders bei der Erschließung neuer Märkte stockten die Mittelständler ihre Investitionen deutlich auf. Knapp 30 Prozent gaben an, hier Corona-bedingt nun mehr zu tun. Lediglich 6 Prozent sagten, dass die Pandemie sie zwinge, ihre Ausgaben in diesem Bereich zurückzufahren. Auch in neue Arbeitsformen, neue Geschäftsmodelle und nicht zuletzt in ein verbessertes Umweltmanagement fließen mehr Gelder.

Deutlicher Zuwachs bei Investitionen in Digitalisierung

Diese Investitionen allein reichen den Befragten allerdings nicht aus, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Vielmehr ziehen die Mittelständler ihre Lehren aus der Corona-Krise und erkennen den Nachholbedarf in puncto Digitalisierung. Demnach gaben 37 Prozent an, ihre Investitionen in die Digitalisierung, in neue Technologien oder in Künstliche Intelligenz erhöht zu haben, um besser für die Zukunft gerüstet zu sein. Fast jeder fünfte stockte außerdem bei Investitionen in Prozessautomatisierungen auf.

„Die Ergebnisse legen nahe, dass die mittelständischen Unternehmen trotz der derzeitigen Belastungen mehrheitlich besonnen bleiben und den Blick in Richtung Zukunft richten“, sagt Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der DZ Bank. „Dabei sind sie allerdings auch auf die Unterstützung des Staates angewiesen, der bürokratische Hürden abbauen oder die digitale Infrastruktur in Deutschland ausbauen sollte. Ein entsprechendes Konjunkturpaket würde die Transformationsprozesse unterstützen.“

Die Investitionsbereitschaft der kleineren und mittleren Unternehmen zieht sich durch alle Branchen und nimmt mit zunehmender Unternehmensgröße spürbar zu. So gaben beispielsweise unter den mittelständischen Unternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz über 50 Prozent an, in den Bereichen Digitalisierung, neue Technologien und Künstliche Intelligenz zuzulegen. Über 40 Prozent dieser größeren Unternehmen erhöhten ihre Investitionen in Prozessautomatisierung.

Einen weiteren Indikator für das erhöhte Investitionsverhalten der Unternehmen lieferte das Statistische Bundesamt: Während die Anlageinvestitionen im zweiten Quartal 2020 saison- und kalenderbereinigt insgesamt um fast 8 Prozent sanken, stiegen die Ausgaben im Bereich Forschung und Entwicklung, Software und Datenbanken gegenüber dem Vorquartal um ein Prozent. Damit bildeten diese neben dem Staatskonsum die einzige Komponente des deutschen Bruttoinlandsprodukts, die im zweiten Quartal trotz Corona-Krise ein Wachstum verzeichnete.

Der Planungshorizont verändert sich: Langfristige Folgen der Pandemie rücken auf den Radar

Ein zunächst drängendes Problem zu Beginn der Pandemie war die Beeinträchtigung von Lieferketten. Knapp zwei Drittel der Mittelständler gaben in der Befragung an, davon betroffen gewesen zu sein, insbesondere aus dem Handel, der Elektroindustrie sowie dem Metall-, Automobil- und Maschinenbau. Akuten Handlungsbedarf sehen die Unternehmen der Befragung zufolge allerdings kaum: Nur rund 14 Prozent gaben an, verstärkt in die Anpassung von Lieferketten zu investieren. 7 Prozent wollen ihre Investitionen in diesem Bereich sogar zurückfahren.

Dagegen ist für jeden fünften Befragten mittlerweile die Neuausrichtung von Produktion oder Geschäftstätigkeit relevant, um die langfristigen Auswirkungen der Krise meistern zu können. Das kam in der Frühjahrsbefragung noch für weniger als 12 Prozent in Frage. Mit Ausnahme des relativ krisenresistenten Baugewerbes nahm die Bereitschaft dabei in allen Branchen und Unternehmensgrößenklassen zu.

Für 10 Prozent der Befragten steht es sogar zur Debatte, ganze Unternehmensbereiche zu schließen. Dies spielte im Frühjahr noch für kaum jemanden eine Rolle. In dieser ersten Phase der Corona-Krise lag der Fokus auf eher kurzfristigen Maßnahmen, wie flexible Arbeitsformen zu schaffen oder Hygiene- und Abstandsvorschriften umzusetzen, damit der Betrieb weiterlaufen kann. „Der Mittelstand stellt sich mit Blick auf die Pandemie auf einen Marathon ein“, erklärt Berghaus. „Das führt für viele zwangsläufig zu größeren Einschnitten. Mit den deutlich erhöhten Zukunftsinvestitionen legen sie allerdings schon heute den Grundstein dafür, später gestärkt aus der Krise hervorzugehen.“

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