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BWGV-Workshops: Die Verantwortungsträger von morgen in die Strategiearbeit einbeziehen

BWGV-Workshops für junge Mitglieder ländliche Genossenschaften
BWGV

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Ländliche Genossenschaften stehen immer wieder vor wichtigen strategischen Fragestellungen: Wie kann der Geschäftsbereich A wirtschaftlich fortgeführt werden? Wie muss Standort Y weiterentwickelt werden, sodass er mit dem Wandel in der Landwirtschaft mithalten kann? Von welchen Tätigkeiten sollten wir uns trennen? Welche neuen Geschäftsfelder könnten für uns spannend sein? Welche Auswirkung hat die Digitalisierung in Agrartechnik und Agrarbüro für unsere Mitglieder und somit auch unsere Geschäftsfelder? Wie können wir unsere Mitglieder bestmöglich unterstützen? Wie entwickeln sich unsere Mitglieder weiter und was wird in 20 Jahren unsere Kernaufgabe sein? Die Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat punkten meist mit viel Erfahrung, sind aber in 20 Jahren nicht mehr aktiv in der Betriebsleitung. Die Idee, Betriebsleiter von morgen direkt zu fragen und ihre Meinung in wichtige Entscheidungen einfließen zu lassen, drängt sich hier geradezu auf.

Moderierter Workshop

Wie kann ein gelingender Dialog mit jungen Mitgliedern aussehen? Mehrere Genossenschaften aus dem ländlichen als auch aus dem gewerblichen Bereich haben bereits sehr positive Erfahrungen mit einem Workshop-Format gemacht. Das heißt konkret: Bis zu 18 junge Menschen, die Verantwortung in Mitgliedsbetrieben übernehmen möchten, sowie zwei Vertreter der Genossenschaft (zum Beispiel Geschäftsführer/in und Gremienmitglied) treffen sich für einen Tag und arbeiten mit unterschiedlichsten Methoden an Fragestellungen zur Zukunft der Genossenschaft. Der Workshop wird moderiert von einem Mitarbeiter des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands.

Die Fragen können sein:

  • Wie gut erfüllt die eG aus Ihrer Sicht die Förderung der Mitglieder? Was sind die Gründe für Ihre gute/schlechte Bewertung?
  • Zu den einzelnen Geschäftsbereichen der eG: Was läuft gut? Was läuft weniger gut?
  • Wie wird sich die Landwirtschaft in der Region verändern und was bedeutet das für die eG?
  • Angenommen, die Genossenschaft xy würde dringend Nachwuchs für Vorstand und Aufsichtsrat suchen und Sie sind im Gespräch: Was hält Sie von einer spontanen Zusage ab?

Ergebnisse der Workshops

Allen Workshops gemeinsam sind die Aussagen der jungen Teilnehmer, etwa „das wusste ich gar nicht über meine Genossenschaft“ und „schön, dass ihr euch für uns interessiert“. Auffallend ist ebenso, dass die Genossenschaft erstaunlich ehrlich und auch differenziert Feedback zu ihren Leistungen und auch ihrer Außenwirkung erhält. Hier ist das Workshop-Format klassischen Kunden- und Mitglieder-Befragungen überlegen. Auch entstehen während der kreativen Art der Zusammenarbeit Ideen für neue Geschäftsbereiche oder Erweiterungen des Angebots der Genossenschaften.

Über die konkreten Ergebnisse zur zukünftigen Ausrichtung der Genossenschaft hinaus gab es jedoch einen anderen Punkt, der alle Beteiligten besonders gefreut hat: Bei der Nachfrage, ob sich die Teilnehmer grundsätzlich vorstellen könnten, in den nächsten Jahren ein Ehrenamt in den Gremien der Genossenschaft anzunehmen, haben viele Teilnehmer große Bereitschaft gezeigt. Der geniale Nebeneffekt: Die Genossenschaften haben die Teilnehmer bereits einen Tag in Diskussion und Zusammenarbeit erlebt und können diese dann später ganz gezielt ansprechen. Ebenfalls interessant ist, dass die Workshops die Beziehung der jungen Mitglieder zur Genossenschaft stärken. Plötzlich sieht man die Workshop-Teilnehmer auch auf der Generalversammlung und bei anderen Veranstaltungen, an denen sie vorher nicht teilgenommen haben. Es scheint, als sei das Workshop-Format dafür geeignet, nicht nur Antworten auf Fragen der künftigen strategischen Ausrichtung zu finden, sondern ganz gezielt auch die Bindung junger Mitglieder zu erhöhen und Nachwuchs für die genossenschaftlichen Gremien zu gewinnen.

Jürgen Freudenberger

„Auf Talente aufmerksam geworden“

Jürgen Freudenberger KRZ eG

„Die Landwirtschaft steht vor einem nachhaltigen Umbruch. Dadurch werden sich Betriebsgrößen, Bewirtschaftungsformen, aber auch langjährige Kundenbeziehungen ändern. Diese disruptiven Tranformationen sind von den Genossenschaften mitzugestalten. In den Workshops haben wir versucht die Gedanken, die Vorstellungen und die Ziele der künftigen Verantwortlichen zu erfahren.

Ganz nebenbei wurden wir auf junge Talente aufmerksam, die wir zwischenzeitlich in unserer Genossenschaft beschäftigen und fördern“, sagt Jürgen Freudenberger, Vorstandssprecher der KRZ Kraichgau Raiffeisen Zentrum eG, Eppingen.


Helmut Widmann

„Viele neue Erkenntnisse gewonnen“

Helmut Widmann BAG Bad Waldsee eG

Helmut Widmann, Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisen Bezug + Absatz eG Bad Waldsee (BAG): „Solch ein umfangreiches Feedback über die eigene Genossenschaft von jungen Mitgliedern zu erhalten, hat uns im Vorstand und Aufsichtsrat sehr überrascht. Sehr aufschlussreich waren die individuellen Einschätzungen hinsichtlich der Zukunftschancen der BAG mit all ihren Sparten, insbesondere aber bezüglich der Entwicklung in der Landwirtschaft. Die Durchleuchtung des Tagesgeschäfts und die Analyse der Produkt- und Sortimentsvielfalt aus Kunden- und Jungmitgliedersicht mit ihren Vor- und Nachteilen brachten sehr viele neue Erkenntnisse und Ansatzpunkte. Darüber hinaus wurde auch das Bild eines perfekten Aufsichtsrates mit den Teilnehmern erörtert. Die Bereitschaft zur Übernahme eines Ehrenamtes in der Zukunft war erfreulicherweise häufig gegeben. Die Workshop-Ergebnisse haben eine hohe Effizienz und bilden eine gute Basis für die weitere strategische Ausrichtung der Genossenschaft und können teilweise Kundenbefragungen ersetzen. Durch die positive Unterstützung des BWGV war dieser Workshop sehr erfolgreich und ein weiteres Instrument, junge Mitglieder stärker an die Genossenschaft zu binden.“


Michael Hack

Teilnehmer des Workshops beim KRZ:

Michael Hack

„Beim Junglandwirte-Workshop konnte ich mein Netzwerk rund um meine Genossenschaft mit Gleichaltrigen erweitern und verstärken. Vor allem Schwächen aber natürlich auch Stärken der Genossenschaft konnten wir dabei sammeln und für uns passende Lösungsvorschläge ausarbeiten und präsentieren. Beim abschließenden Gespräch hatte die Genossenschaftsleitung ein echtes offenes Ohr für uns.“


Tipps für einen erfolgreichen Jungmitglieder-Dialog

Frühzeitig planen und mit persönlicher Einladung überzeugen. Junge Mitglieder für den Dialog begeistern ist die erste – und vielleicht auch die größte – Herausforderung. Eine neutrale und professionelle Moderation lässt den Dialog für alle Beteiligten zum Gewinn werden. Wer um ehrliches Feedback bittet, darf auch Kritik dankend annehmen. Jungmitglieder-Dialog ist keine Eintagsfliege: den Kontakt kontinuierlich pflegen.

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