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Ausreichend Liquidität und ein gutes Banken-Rating werden für Landwirte zunehmend wichtig

Agrartage 2016
BWGV

Die landwirtschaftlichen Betriebe in Baden-Württemberg haben mit zwei zentralen Herausforderungen zu kämpfen: Zum einen leiden sie unter den aktuell niedrigen Agrarpreisen und zum anderen stecken sie mitten in einem weitreichenden Strukturwandel. Dieser geht insbesondere mit wachsenden Betriebsgrößen einher. Daher werden Fremdfinanzierungen über Bankkredite sowie die Sicherstellung von ausreichender Liquidität immer wichtiger für die Landwirte. Dies wurde beim VR-Agrartag der baden-württembergischen Volksbanken und Raiffeisenbanken am 14. November in Oedheim (Landkreis Heilbronn) deutlich. Die traditionsreiche Veranstaltung stand unter dem Titel: „Ohne Geld ist alles nichts. Ist Geld dennoch alles?“  

Rund 400 Landwirte und Vertreter der genossenschaftlichen Banken aus der ganzen Region diskutierten in der Kultur- und Festhalle Kochana darüber, wie die ohnehin gute Zusammenarbeit noch verbessert werden kann. „Eine langfristige Liquiditätsplanung und die zielgerichtete Vorbereitung von Bankgesprächen sind existenziell wichtig, um einen Betrieb langfristig zu sichern und seine Zukunftsfähigkeit zu erhalten“, erklärte Dr. Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV). Er betonte die große Bedeutung der landwirtschaftlichen Betriebe für die Versorgung der Bevölkerung mit gesunden und verantwortungsbewusst erzeugten Nahrungsmitteln. Der BWGV-Präsident stellte die enge Partnerschaft zwischen Genossenschaftsbanken und den traditionell besonders stark genossenschaftlich geprägten Landwirtschaftsbetrieben heraus: „Die regionale Nähe und die in vielen Fällen jahrzehntelange Zusammenarbeit schaffen gegenseitiges Vertrauen.“

Dass sich solche „weichen“ Faktoren durchaus auch finanziell auswirken können, führte Britta Bannick vom Bereich Agrarwirtschaft bei der DZ Bank aus: Zeitnahe und regelmäßige Informationen für die Bank, das Einhalten von Absprachen oder auch zukunftsgerichtete Weichenstellungen wie etwa eine Nachfolgeregelung können zu einem besseren Rating und damit zu günstigeren Kreditzinsen führen. Neben den betriebswirtschaftlich entscheidenden Kennzahlen würden auch Kenntnisse und Einschätzungen des Bank-Kundenbetreuers zum Landwirt und zu dessen Betrieb in das Rating-Ergebnis miteinfließen. Bannick machte deutlich, dass die Banken weniger an den vorhandenen Sicherheiten interessiert seien als vielmehr an den Möglichkeiten des landwirtschaftlichen Produktionsunternehmens. Fragen der Liquidität und der Stabilität würden daher in den Vordergrund rücken. Für den landwirtschaftlichen Unternehmer bedeute dies, ein gutes Management und ein klares Betriebskonzept aufzubauen und eine langfristige Liquiditäts- und Investitionsplanung zu haben.

Wie stark die Landwirtschaft unter Druck steht, zeigte Cort Brinkmann von der Ländlichen Betriebsgründungs- und Beratungsgesellschaft mbH (LBB) aus Göttingen am Beispiel der Rentabilität im Ackerbau und in der Milchproduktion auf. In diesem Jahr sieht der Spezialist bundesweit ein negatives Unternehmerergebnis von fünf Euro pro bewirtschaftetem Hektar Ackerfläche voraus. Anhaltend schwierig sei es in der Milchproduktion: In den zurückliegenden 21 Jahren hätten zu 80 Prozent der Jahre die deutschen Milchbauern nicht kostendeckend arbeiten können. Die aktuelle Krise habe vor allem Wachstumsbetriebe getroffen, die in den zurückliegenden Jahren investiert haben. Brinkmann sieht die Krise trotz steigender Milchpreise nicht zu Ende und erwartet in Einzelfällen sogar Insolvenzen. Aus diesem Grund forderte auch er beim VR-Agrartag die Landwirte dazu auf, gemeinsam mit ihren Hausbanken einen langfristigen Liquiditätsplan aufzustellen, um so schwankende Preise und damit drohende finanzielle Engpässe erkennen und ausgleichen zu können.

Dass es in der Landwirtschaft auch um Werte geht, machte Johannes Hüger, Mastertrainer der tempus. GmbH aus Giengen, deutlich, ehe alle drei Referenten abschließend mit dem Vizepräsidenten des Landesbauernverbands in Baden-Württemberg, Klaus Mugele, diskutierten. Weitere VR-Agrartage finden am 22. November in Sigmaringen, am 24. November in Öhringen und am 29. November in Laupheim statt.

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