Schaffe, schaffe, Häusle bauen“ – der im Südwesten bekannte schwäbische Leitspruch erfährt gerade immer häufiger die Ergänzung „mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach“. Derzeit sind rund sieben Prozent der Dächer von Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland mit einer solchen Anlage belegt. Und durch den anhaltenden Bauboom begünstigt, wächst der Markt für Photovoltaik in diesem Segment stark mit rund 35 Prozent im Jahr.
Zwar sind die Zeiten der hohen Einspeisevergütungen von bis zu 50 Cent pro Kilowattstunde längst vorbei – heute bekommen Anlagenbetreiber noch rund 12 Cent – doch der technologische Fortschritt der letzten Jahre kommt jetzt zum Tragen: „Wir sind an einem Punkt, an dem es für private Hausbesitzer günstiger sein kann, ihren Strom selbst zu produzieren als ihn wie bisher zu kaufen“, erklärt Hubert Rinklin, Vorstandsvorsitzender der Alb-Elektrizitätswerk Geislingen-Steige eG (Albwerk). Vielen Häuslebauern kommt dies entgegen, denn wer in die eigenen vier Wände investiert, strebt Unabhängigkeit an: von ausufernden Mietkosten und immer häufiger auch von steigenden Energiekosten.
Eine Familie mit einem Elternpaar und zwei bis drei Kindern kommt pro Jahr auf einen Stromverbrauch von rund 5.000 Kilowattstunden. Mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und einem Batteriespeicher im Keller des eigenen Häuschens kann die Familie zwischen 70 Prozent und 80 Prozent ihres Strombedarfs selbst decken, völlig klimaneutral. Eine gute Sache. Deshalb gehören Photovoltaik-Anlagen und Batteriespeicher schon seit Jahren zum Leistungsangebot des schwäbischen Energieversorgers.
Solarstrom einfach teilen
Da das Albwerk jedoch genossenschaftlich geprägt ist, wollte es noch einen Schritt weitergehen. „Auf sich alleine gestellt schafft es kaum ein Photovoltaik-Anlagenbesitzer, seinen Strom zu 100 Prozent auf Solarstrom umzustellen. Aber in der Gemeinschaft mit anderen ist das durchaus möglich“, führt Rinklin aus. Getreu dem genossenschaftlichen Motto „was den Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele“ war die Idee entstanden, Photovoltaik-Anlagen intelligent miteinander zu verknüpfen. Denn wenn die Sonne strahlt, mehr Strom erzeugt wird als selbst benötigt wird und der eigene Batteriespeicher geladen ist, blieb bisher nur die Ausspeisung des überschüssigen Stroms ins öffentliche Stromnetz.
Die Anlagen-Betreiber erhielten dafür ihre geringe Einspeisevergütung. Gleichzeitig gibt es jedoch Häuser, bei denen die Photovoltaik-Anlagegerade wenig oder nichts erzeugt, wo der Batteriespeicher leer ist und dringend mehr Strom benötigt wird. Wenn es gelingt, diese beiden Gruppen zusammenzubringen, wird eine echte Win-win- Situation erreicht. Das Albwerk hat sich deshalb auf die Suche nach einem Partner gemacht, mit dem es gemeinsam eine solche Lösung auf den Markt bringen kann, und hat sich dann für Beegy, ein Tochterunternehmen der Mannheimer MVV, entschieden.
Kunden des Albwerks können sich beim Kauf einer Photovoltaik-Anlage also für ein Modul entscheiden, bei dem Angebot und Nachfrage von Solarstrom in einer Community, einer Art virtuellen Plattform, zusammengeführt werden. Für einen monatlichen Festpreis, der „Albwerk e-Flat“, erhalten sie hierzu Zugang. Ihr Strom aus Sonnenkraft wird dort automatisch mit anderen Anlagenbetreibern geteilt. Eigener, überschüssiger Solarstrom wird an die Community abgegeben. Im Gegenzug erhalten Kunden aus der Community Strom, wenn sie selbst gerade nicht genug für ihren Bedarf erzeugen. Wie viel zusätzlichen Strom sie benötigen spielt dabei keine Rolle, denn beim Festpreis handelt es sich um eine echte Flatrate. Ein Batteriespeicher ist dabei eine sinnvolle Ergänzung, aber kein Muss.
Automatische Steuerung
Für die optimale Aussteuerung von Verbrauch, Produktion und Community sorgt im Hintergrund die „Albwerk e-Basis“, das Herzstück des Systems. Die kleine, handliche Steuereinheit bezieht dabei aktuelle Wetterdaten und Prognosen sowie das Verbrauchsverhalten des Haushalts ein. Über ein Web-Portal sehen die Kunden jederzeit, wie viel Strom ihre Anlage gerade erzeugt, haben den Ladestatus ihres Batteriespeichers im Blick und sehen, ob sie Strom aus der Community beziehen oder ihr Strom zur Verfügung stellen. Auch eine Ladestation fürs eigene Elektroauto kann problemlos an das System angeschlossen werden.
Partnerschaft, Netzwerk und Kooperation
Der Community-Ansatz, den Beegy ermöglicht, passt hervorragend zum genossenschaftlichen Profil des Albwerks. „Hinzu kommt, dass wir mit diesem Partner in der Lage sind, Vertriebsnetzwerke außerhalb unserer Heimatregion aufzubauen, indem wir beispielsweise mit örtlichen Handwerksbetrieben zusammenarbeiten“, führt Rinklin aus. „Gerade viele junge und kleinere Energiegenossenschaften sind immer wieder auf der Suche nach interessanten Angeboten und Projekten für ihre Mitglieder. Bei Interesse stehen wir gerne für einen Gedankenaustausch zur Verfügung.“
Erster zufriedener Kunde
Die erste Anlage mit Anschluss an die Community des Albwerks ließ nicht lange auf sich warten. „Nachdem wir im September 2017 mit unserem neuen Produkt gestartet sind, konnten wir noch im Herbst die erste Anlage realisieren“, erzählt Rinklin. Auf dem Dach von Andreas Funks Zweifamilienhaus im schwäbischen Donzdorf produzieren jetzt 30 schwarzglänzende Photovoltaik-Module gut 9.500 Kilowattstunden Strom im Jahr. Die Funks, die mit modernen, elektrisch betriebenen Infrarot-Panels heizen, erzielen so eine Eigenverbrauchsquote von gut 80 Prozent.
Mehr Informationen zum System des Albwerks gibt es unter www.albwerk.de/deine-energie.