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GENO-Initiative wirbt für Gründung von Genossenschaften

Dr. Roman Glaser, Präsident des BWGV
BWGV

Noch nie gab es so viele unterschiedliche Genossenschaften in Baden-Württemberg wie heute. Die aktuell 850 Unternehmen in der Rechtsform der eG verteilen sich auf rund 50 verschiedene Branchen – und durch Neugründungen nimmt diese enorme Vielfalt von Jahr zu Jahr weiter zu. „Genossenschaften sind perfekt zur Lösung sehr vieler Zukunftsherausforderungen geeignet – sowohl in den Städten als auch im ländlichen Raum“, sagte Dr. Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), am Mittwoch (1. April) anlässlich des Auftakts der „GENO-Initiative“ in Freiburg.

Die Veranstaltung mit dem Titel „Zukunft durch Kooperation – Mit Genossenschaften mehr erreichen“ fand im Rahmen des „Baden-Württembergischen Jahres der Genossenschaften 2015“ statt und hat eindrucksvoll gezeigt, wie Genossenschaften sowohl ein Modell für Kooperationen im Mittelstand sind als auch den Strukturwandel im ländlichen Raum begleiten können. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist Schirmherr des Festjahres, in dem auf zahlreichen Veranstaltungen die enorme Stärke und Vielfalt dieser Unternehmensform gezeigt wird. Mit rund 3,8 Millionen Menschen ist mehr als jeder dritte Baden-Württemberger Mitglied in mindestens einer Genossenschaft. Daher gilt der Südwesten als das „Land der Genossenschaften“.

250 Genossenschaften in vergangenen zehn Jahren gegründet
„Genossenschaften stehen für eine enorme Vielfalt und Stärke“, sagte Glaser mit Verweis auf die vielen Betätigungsfelder für Unternehmen dieser Rechtsform. In den vergangenen zehn Jahren sind allein in Baden-Württemberg rund 250 neue Genossenschaften gegründet worden. „Dies zeigt, wie hervorragend sich unsere Unternehmensform für viele Geschäftsideen und Formen der Kooperation eignet“, betonte der BWGV-Präsident im Historischen Kaufhaus in Freiburg. Die Vielfalt an genossenschaftlichen Unternehmen in Baden-Württemberg reicht von den Handelsriesen Intersport und Euronics bis zum Landgasthof, Dorfladen oder zur genossenschaftlich organisierten Kinderbetreuung und Schule. Vermehrt gegründet werden auch Gesundheitsgenossenschaften, Kooperationen für Berater, Gärtner und Druckereien sowie Schwimmbad- oder Kultur- und Marketing-Genossenschaften. Auch in der interkommunalen Zusammenarbeit und bei Infrastrukturprojekten bieten sich häufig Genossenschaften an.

Diese Vielfalt und Stärke wird im „Baden-Württembergischen Jahr der Genossenschaften 2015“ mit unterschiedlichen Veranstaltungen und Aktivitäten jeweils bei Genossenschaften vor Ort gezeigt. Höhepunkt wird das Zukunftsforum mit Ministerpräsident Kretschmann am 30. September in Stuttgart sein, bei dem auch erstmals der „Genossenschaftspreis“ für herausragende Maßnahmen und Projekte verliehen wird.

„Das genossenschaftliche Geschäftsmodell ist ein Erfolgsmodell, das sich  – gerade auch in Krisenzeiten – bewährt hat“, lobte Schirmherr Kretschmann bereits zum Auftakt des Festjahres. „Genossenschaften fördern die regionale Wertschöpfung, binden bürgerschaftliches Engagement ein und erfüllen nachhaltig anstehende Aufgaben“, so Kretschmann, der selbst Mitglied einer Genossenschaftsbank ist. „Wenn die Menschen vor Ort die Initiative ergreifen und Lösungen für dringende Aufgabenfelder durch die Gründung einer Genossenschaft finden, so ist das sehr begrüßenswert.“

Die Kräfte bündeln – und dabei eigenständig bleiben
Die eingetragene Genossenschaft (eG) bietet sich an, wenn Wirtschaftsakteure ihre Kräfte bündeln und die Vorteile der Kooperation nutzen möchten, ohne dabei ihre Eigenständigkeit aufzugeben. Dies geschieht vermehrt unter Freiberuflern, in den Bereichen Pflege und neue Wohnformen, bei der örtlichen Nahversorgung, im Bereich Bildung und bei der Erzeugung und dem Vertrieb erneuerbarer Energie. Entsprechend rechnet BWGV-Präsident Glaser mit weiteren Gründungen in den kommenden Jahren. Traditionell sehr stark sind die Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie der landwirtschaftliche Sektor. In den vergangenen Jahren gab es mit mehr als 140 Gründungen die größten Zuwächse bei Energiegenossenschaften.

Der Wesenskern einer jeden Genossenschaft ist: Das Mitglied steht immer im Mittelpunkt, es bestimmt mit und wird gefördert. „Wie keiner anderen Rechtsform gelingt es der Genossenschaft, wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung zu verbinden“, verdeutlichte Glaser. „Für Deutschland und Baden-Württemberg heißt das konkret, Lösungen für aktuelle Herausforderungen, etwa aus dem demographischen Wandel resultierend, zu finden. Gerade in der regionalen Entwicklung kommt Genossenschaften ein gesellschaftlicher Gestaltungsauftrag zu“, sagt der BWGV-Präsident. Genossenschaften sind sehr stark in ihren Regionen verankert und sorgen somit für eine erhebliche Wertschöpfung vor Ort.

Ziel: Gründung von Genossenschaften erleichtern
Mit der „GENO-Initiative“ will der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband verstärkt für weitere Gründungen werben und Gründungswilligen den Einstieg in das Thema Genossenschaften erleichtern. Der BWGV begleitet Gründer intensiv – von der Erstinformation über den gesamten Gründungsprozess bis hin zur regelmäßigen Prüfung und strategischen Beratung sowie zur Weiterbildung und Interessenvertretung für die aktiven Genossenschaften. Bei der Auftaktveranstaltung in Freiburg wurden interessante Gründungskonzepte mit ihren innovativen Geschäftsmodellen vorgestellt. Es haben sich präsentiert: die BreitnauEnergie eG (Nahwärme), die dasrößle eG (Dorfgasthaus) und die Tour-Konzept eG (Dienstleister für Tourismuskonzepte). Dabei konnte man gut erkennen: Die eingetragene Genossenschaft ist viel öfter als man denkt die ideale Lösung für ein Gründungs- oder Kooperationsvorhaben. Weitere Veranstaltungen im Rahmen der „GENO-Initiative“ finden am 23. Juli im oberschwäbischen Weingarten (Kreis Ravensburg) und am 15. Dezember in Karlsruhe statt. Darüber hinaus sind auch Webinare geplant.

34.500 Menschen im Südwesten arbeiten bei Genossenschaften
Der BWGV, der 2009 aus dem Badischen und dem Württembergischen Genossenschaftsverband hervorgegangen ist, hat gut 900 Mitglieder, davon 850 Genossenschaften mit fast 3,8 Millionen Einzelmitgliedern. Sein ältester Vorgängerverband, der „Verband der wirtschaftlichen Genossenschaften in Württemberg und Baden“, wurde 1864 in Stuttgart gegründet. Die 213 Volksbanken und Raiffeisenbanken im Land weisen eine Bilanzsumme von mehr als 140 Milliarden Euro aus. Sie betreuen ein Kundenanlagevolumen von gut 178 Milliarden Euro, das Kundenkreditvolumen liegt bei mehr als 87 Milliarden Euro. Die 630 ländlichen und gewerblichen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften erwirtschaften einen Umsatz von rund 8,6 Milliarden Euro. Mehr als 34.500 Menschen in Baden-Württemberg arbeiten für genossenschaftliche Unternehmen, darunter etwa 3.500 Auszubildende.

Weitere Informationen zum „Baden-Württembergischen Jahr der Genossenschaften“ unter dem Motto „Wir leben Genossenschaft“ und zu den Genossenschaften in Baden-Württemberg gibt es unter: www.bwgv-info.de. Informationen zur Gründungsberatung des BWGV und zur Gründung von Genossenschaften finden Sie hier.

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